Grün war die Hoffnung
der Becher randvoll ist. Dann lächelt er in die Runde. »Harte Arbeit, diese Schweine durch die Canyons zu jagen«, sagt er. »Da verheizt man ganz schön Kalorien. Ganz zu schweigen von dem einen oder anderen Bier und vielleicht einem kleinen Schluck aus der Flasche, nach Feierabend, versteht sich.«
»Kleinen Schluck?« wiederholt Alma und grinst ihn an, während die Kellnerin auf die Bestellung wartet – ist ja nicht böse gemeint. Ein »kleiner Schluck« ist bei Frazier ein Viertelliter, also die Menge, die in seinen gravierten Silberflachmann passt. Sie hat ihn immer wieder einen tüchtigen Schluck daraus nehmen sehen, als sie gemeinsam die Zäune kontrolliert und nach Anzeichen von Schweinen gesucht haben, und als sie in Christy Beach am anderen Ende der Insel vor dem Ranchhaus am Picknicktisch saßen, hat er ganz allein ein Sixpack getrunken, und nie, auch nicht für eine Sekunde, hat sie dabei eine Veränderung an ihm festgestellt. Ein Viertelliter mexikanischer Brandy und ein Sixpack Bier in einem verschwitzten Körper, und keine unbeholfenen Bewegungen, kein Lallen, nur ein beständiger Strom von Kiwi-Englisch über Gott und die Welt. Sie sieht die Kellnerin an und nickt Annabelle zu, um zu hören, wofür die sich entschieden hat. Sie selbst hätte am liebsten Erdbeer-Crêpes mit Crème fraîche.
Annabelle ist genauso alt wie Alma, weißblond, mit durchsichtigen Augenbrauen und unsichtbaren Wimpern, und heute fürs Büro gekleidet, denn sie trägt einen Hosenanzug aus blauer Seide und dazu passende Pumps in einem Farbton, der geradezu unheimlich genau dem ihrer Augen entspricht. Wie viele Geschäfte hat sie abgeklappert, um dieses Ensemble zu finden? fragt sich Alma und stellt sich ganze Regimenter zur Beratung aufmarschierter Verkäuferinnen vor, vielfältiges Licht unterschiedlicher Wellenlänge, das auf das schimmernde Material und die prüfend blickenden Augen fällt. Woher hat sie so viel Zeit? Ganz zu schweigen vom Geld? Wie Alma ist sie unverheiratet, im Gegensatz zu Alma allerdings zur Zeit Single, und eine Tätigkeit für eine gemeinnützige Umweltschutzorganisation ist nichts, womit man reich wird. Sie muss einen Riecher für Schnäppchen haben. Entweder das, oder ihre Familie hat Geld. Sie schiebt die Speisekarte mit einer lässigen Bewegung aus dem Handgelenk beiseite und hebt den Blick zur Kellnerin. »Ich glaube, ich nehme das Omelett mit Spinat und Schafskäse und dazu einen Salat, den Endiviensalat. Der ist doch mit Balsamico-Dressing, oder? Keine Crème fraîche?«
Die Kellnerin – ganze neunzehn oder zwanzig, mit einem Pferdeschwanz bis zur Taille und einem so kurzen Rock, als käme sie gerade vom Morgentraining der Cheerleaders – bestätigt das und wendet sich an Alma. »Haben Sie schon etwas gewählt, Ma’am?«
»Ja«, sagt sie, gibt ihr die Speisekarte zurück und wirft einen raschen Blick in die Runde, »für mich nur die Bio-Haferflocken. Mit fettarmer Milch.«
In Phase I des Projekts – Administration, Infrastruktur und Beschaffung – ging es darum, bei den Bossen in Washington und, in Annabelles Fall, bei Nature Conservancy die nötigen Mittel lockerzumachen, Mitarbeiter zur Begleitung des Projekts einzustellen, Ausrüstung und Vorräte anzuschaffen und Angebote von Zaunbauern und professionellen Jägern einzuholen. Nicht zu vergessen den Umgang mit der empörten Presse ( 7 Millionen Dollar für ausländische Jäger – Abschlachten der Schweine auf Santa Cruz wird teuer , lautete eine Überschrift im Press Citizen ) und das fortgesetzte Störfeuer von Dave LaJoy und Anise Reed, sowohl vor Gericht als auch auf dem Parkplatz vor ihrem Büro in Ventura. Phase II, die Unterteilung der Insel in fünf Zonen und die Errichtung von siebzig Kilometern schweinesicherer Zäune, damit jede Zone so lange bejagt werden kann, bis sie schweinefrei ist, wurde im Frühjahr abgeschlossen, was bedeutet, dass Phase III begonnen hat. Danach, und man schätzt, dass eine inselweite Ausrottung bis zu sechs Jahre dauern wird, kommt Phase IV, in der die Zäune weitere zwei Jahre lang überwacht werden, um sicher zu sein, dass wirklich keine Schweine mehr auf der Insel leben, und dann wird man die Zäune entfernen, und Santa Cruz wird wieder zu dem Zustand zurückkehren, in dem es war, bevor Menschen ihn verändert haben. Das ist jedenfalls der Plan. Das hoffen sie. Das hoffen sie alle inständig.
»Also«, sagt Freeman und schwenkt den Kaffeebecher in einem Rhythmus, den nur er hört, »wir
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