Grün war die Hoffnung
umspült. Es scheint in den fünf Minuten, seit sie hier sind, gestiegen zu sein, aber das ist doch nicht möglich, oder?
Josh steht bis zu den Oberschenkeln darin, der große Poncho bauscht sich hinter ihm im Wasser. Er bemüht sich um Gelassenheit, als wäre ein Sprung in zehn Grad kalte Wellen für ihn eine tägliche Übung, er bemüht sich, ein harter Bursche zu sein, aber sein Gesicht verrät ihn, und er beißt sich auf die Lippe, damit sie nicht zittert.
Er kommt sich ein wenig lächerlich vor, wie ein wettergegerbter General in einem alten Kriegsfilm, als er sich sagen hört: »Also gut, mir nach.« Und dann steht er im Wasser und steuert auf das Ufer zur Linken zu. Es ist wie Forellenfischen, denkt er, als würde man in einer Wathose gegen die Strömung ankämpfen, nur ohne Behinderung durch Angelrute und Köder, und das Wasser wird noch tiefer, bevor sie auf das erste Hindernis stoßen: das Ufer, das sich bei näherem Hinsehen als zehn Meter hohe Felswand erweist, die intakt geblieben ist, während der Strom die weichere Erde zu ihren Füßen fortgeschwemmt hat. Er versucht, die Ecke zu umrunden, und zieht sich mit beiden Händen voran, aber dann wird das Wasser brusttief, und er gibt auf und beginnt zu klettern.
Der Fels besteht aus einer Art vulkanischem Gestein, aus Basalt vermutlich, und ist bis oben von kleinen Rissen durchzogen. Das Problem ist, dass das Zeug spröde ist und unter seinen Händen zerbröckelt. Steine fallen hinunter, als er den Bauch an die Wand drückt und sich von einem Vorsprung zum nächsten vorarbeitet. »Tut mir leid«, ruft er und sieht hinunter auf die bleichen, nassen Melonen ihrer Gesichter, »wir müssen nur erst mal hier rauf, dann wird’s bestimmt leichter …«
Für Cammy kein Problem: Sie stürzt sich auf die Felswand und klettert hinauf wie eine Bergziege, doch die anderen beiden Frauen sind etwas langsamer. Und Toni Walsh kämpft mit ihrer Tasche und schafft es bis zum ersten größeren Vorsprung, verliert dann aber den Schwung. »Josh«, ruft er hinunter, »kannst du ihr ein bisschen helfen?« Er weiß, dass er selbst zurückgehen und ihr helfen sollte, aber er ist jetzt beinahe oben und will sehen, wie es weitergeht und womit sie es hier zu tun haben.
Josh ist kein Naturbursche, er ist unbeholfen, er zittert in seinen Kleidern, die wie nasse Säcke an ihm hängen, und er ist beinahe zehn Zentimeter kleiner als Toni Walsh, doch er setzt ihn in Erstaunen. Er hat bereits den anderen Frauen geholfen (Kelly und Suzanne, und es ist verdammt schwer, die beiden auseinanderzuhalten, nur dass Suzanne – oder Kelly? – auf dem rechten Ärmel ein blutrotes PETA-Abzeichen hat), und jetzt klettert er ein Stück zurück, sucht einen festen Halt für seine Stiefel, beugt sich weit hinunter und streckt Toni Walsh die Hand hin – und Toni, die zumindest im Augenblick noch zu vielem bereit ist, ergreift sie und zieht sich hoch zum nächsten Vorsprung und dann zum nächsten. Nicht lange, und sie sind oben und blicken hinab auf die braunen Fluten im Canyon.
Von hier kann er sehen, dass der Boden der Schlucht sich in einen riesigen schlammigen See verwandelt hat, der von einem Zulauf in der Ferne gespeist wird, von mehreren Zuläufen, die höher und höher reichen und in den tiefhängenden Bäuchen der Wolken verschwinden: Wasserfälle, einer über dem anderen. Als er hier war, um die Waschbären freizulassen, waren da keine Wasserfälle. So weit sein Blick reichte, beschien die Sonne nur schmale Rinnsale, Libellen tanzten schwebend, an der Mündung strömte der Bach träge durch flache Tümpel und umspülte die gelben, ausgreifenden Wurzeln der Weiden, die wie Finger, wie Klauen aussahen. Plötzlich ist er wütend. Wütend auf sich selbst. Wie hat er nur so dumm sein können, nicht zu bedenken, was Canyons sind, wie sie entstanden sind, was Regen in der freien Natur bedeutet? Andererseits: Wenn sie auf einen sonnigen Tag gewartet hätten, wo alles, was schwimmt, auf dem Kanal herumsegelt, hätten sie den Park-Service-Bütteln ebensogut per Funk Bescheid sagen können, sie sollten doch bitte kommen und sie festnehmen. Nein, sie mussten bei Regen hierherfahren, es ist ihnen gar nichts anderes übriggeblieben. Und jetzt bleibt ihnen nichts anderes übrig, als weiterzugehen und diese Sache durchzuziehen.
»Also«, sagt er, »wir werden uns jetzt diesen Hang hier hinaufarbeiten, knapp oberhalb des Wassers, denn es ist gestiegen und hat den Weg, den wir eigentlich nehmen wollten,
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