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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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gehalten hat, und heftigem, konzentriertem Blasen und Fächeln gelingt, aus einem schwachen, tastenden Flämmchen eine Flamme und dann ein prasselndes Feuer zu machen, das alles verzehrt, was sie hineinwerfen, sei es nun trocken oder nass. Er steht mit den anderen davor, so dicht wie möglich, er schlägt die Arme um die Brust und dreht sich langsam, um zu trocknen. Wärme ist das einzige, was zählt. Und als Wilson dann auftaucht, als das leise Brummen des Motors über dem Klatschen und Rauschen der Wellen erklingt und die Positionslichter im Dunkel erscheinen, ist er nicht mal der erste, der es merkt. Es ist Cammy, die ruft: »Da ist er! Wilson ist da!«
    Alle rennen zum Wasser und sehen, wie die Lichter langsam näher kommen. Sie hören das dünne metallische Klirren der Ankerkette, das gedämpfte »Plunk« des Ankers und dann, etwas später, das leise Klatschen, mit dem das Schlauchboot auf dem Wasser aufsetzt. Vor ihrem geistigen Auge sehen sie, wie Wilson – der ahnungslose, glückliche Wilson – hineinsteigt, wie er gleich die Starterschnur ziehen wird, um sie zu holen, in Decken zu wickeln und heimzubringen, als von der Seite ein Ruf ertönt. Es ist eine Männerstimme, brutal und laut, die Stimme von Autorität und Strafe: »Halt! Wer ist da?« Und dann erscheinen vier Gestalten aus dem nächtlichen Dunkel, mit Hunden, Shorts, Ponchos, Buschhüten, Gewehren. »Keiner rührt sich!«
    Der Rest ist ein einziges Durcheinander. Die Hunde beschnüffeln sie, die Männer mit den Gewehren verteilen sich, als wäre das Ganze eine Art militärisches Manöver, Cammy und Suzanne fuchteln mit den Armen und rufen: »Hilfe! Wir brauchen Hilfe!«, als wären sie minderjährige Opfer in einem Horrorfilm, das Feuer prasselt, die Wellen rauschen, das sich nähernde Wimmern des Außenbordmotors durchschneidet das alles wie eine dünne, scharfe Klinge, und dann tritt unglaublicherweise – Wie kann sie das gewusst haben? – Alma Boyd Takesue aus den Schatten ans Licht, ein wildes, hasserfülltes, gnadenloses Triumphlächeln auf ihrem schmalen Japsgesicht. Es dauert einen Moment, bis er das verarbeitet hat. Dies sind die Jäger, die Schweinemörder, die sie aus Neuseeland geholt haben, als gäbe es nicht genug amerikanische. Und das sind ihre Hunde. Und das – diese kleine, schwarzhaarige, böse lächelnde Frau mit den schlammbespritzten Gamaschen und dem nassen Sweatshirt – ist ihr Boss, die Anführerin persönlich, die hier ist, um dafür zu sorgen, dass das Blut so zügig und effizient wie möglich vergossen wird. Alma. Alma Boyd Takesue.
    »Was macht ihr hier?« will der Mann in der Mitte wissen. Nein, er verlangt es zu wissen, der bullige mit dem aus der Stirn geschobenen Hut, der sich das Gewehr über die Schulter gehängt hat und dessen Hand auf der Pistole an seinem Gürtel liegt, derjenige, der sie aus zwanzig Metern Entfernung angebrüllt hat wie ein SS-Mann – und warum diesen Vergleich nicht verwenden, wenn er so gut passt?
    Josh macht ein dummes Gesicht, Cammy kämpft mit den Tränen, Suzanne breitet die Hände aus, rennt flehend auf den Typ zu, als hätte er hier irgendwas zu melden, und wiederholt in einem kindlichen Singsang, was sie gerade schon mitgeteilt hat – »Wir brauchen Hilfe« –, während Toni Walsh sich in den Sand setzt, die Schultern nach vorn beugt und versucht, sich eine Zigarette anzuzünden. Damit bleibt die Antwort ihm überlassen. Und was sagt er? Er sagt: »Wer sind Sie überhaupt, dass Sie uns hier so herumkommandieren?«
    Der Mann tritt ein paar Schritte vor, bis sie nur noch drei Meter voneinander entfernt sind. Im Schein des Feuers ist ein kaltes, wildes Glitzern in seinen Augen. »Ich bin der mit dem Gewehr«, sagt er und hält inne, um diese Information einsinken zu lassen, die implizierte Drohung, die eiskalte Arroganz. Sein Blick wandert langsam und ruhig von einem Gesicht zum anderen und kehrt schließlich zu Dave zurück. »Und Sie sind unbefugt hier. Nein, schlimmer: Sie sind hier eingedrungen, um zu verhindern, dass –«
    »Blödsinn! Sie haben hier gar nichts zu sagen.« Er fährt herum und zeigt mit zitterndem Finger auf Alma. »Und Sie auch nicht, Dr. Takesue. Diese Bucht gehört nicht dem Park Service.«
    Das Schlauchboot hat jetzt den Strand erreicht, und Wilson tritt blinzelnd ins Licht des Feuers und fährt sich verwirrt mit der Hand durch das Haar. »Herrgott«, stöhnt er wie zu sich selbst, »was ist denn hier eigentlich los?« Und dann sagt er zu dem großen

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