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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Mörder, dem mit dem großen Maul und den Keilerhauern, die er unter das Hutband gesteckt hat, als wäre er eine Art Eingeborener (Und warum bohrt er sie sich nicht durch die Nase, denkt Dave, wäre das nicht noch passender?): »Wer sind Sie überhaupt?«
    Alma ignoriert sie und sagt zu dem bulligen Mann: »Ruf die Küstenwache. Und die Rangerstation.«
    »Was?« unterbricht Dave sie. »Ranger Rick muss helfen? Schon wieder?« Er kann nicht glauben, was er da hört. »Ich hab’s euch doch erklärt: Ihr habt hier nichts zu sagen. Null. Zero. Gar nichts. Und Sie« – er durchbohrt das Großmaul mit seinem Blick –, »wenn Sie uns Befehle geben wollen, zeigen Sie uns erst mal Ihre Dienstmarke. Wo ist die, hm? Sie sind ja nicht mal Amerikaner. Sie sind bloß ein Mietkiller, ein Vollidiot, der nicht mehr Respekt vor dem Leben hat als –«
    »Halt’s Maul«, sagt der Mann, und die Pistole ist jetzt in seiner Hand.
    »Wir werden Sie festnehmen« – Alma sieht mit hartem, energischem Blick in die Runde –, »bis die zuständigen Sicherheitskräfte eingetroffen sind und wir –«
    Suzanne unterbricht sie. Sie wirft den Kopf in den Nacken und schreit. Alle Frustration, die ganze Misere, der ganze Horror des Tages brechen in einer langen Salve von Wut und Hilflosigkeit aus ihr heraus. »Verstehen Sie denn nicht? Es hat einen Unfall gegeben!« schreit sie, die Schultern gerundet unter der schweren Last, alle Gesichtsmuskeln angespannt, so dass es aussieht, als trüge sie eine Latexmaske. »Eine Frau ist verletzt, sie … sie …«
    »Sie ist tot«, sagt Toni Walsh, die Zigarette im Mund, in das Durcheinander. Sie ist leise aufgestanden und steht jetzt, die Schultern noch immer nach vorn gebeugt, neben Dave. Lachsfarbenes Haar klebt in Strähnen knapp über dem Pflaster gegen Seekrankheit an der Seite ihres Halses. Sie wirft ihm einen ungeduldigen Blick zu – schlimmer: einen Blick voller Hass und Verderben – und wendet sich dann an Alma. »Was Sie brauchen, ist ein Gerichtsmediziner.«
    Die Nacht ist wie die erste, die sich je über die Insel gesenkt hat: reglos, alles verhüllend, still bis auf das regelmäßige Donnern der Brandung. Der Himmel ist nah und verströmt lebenspendende, lebenserhaltende Feuchtigkeit. Eine Nacht im Freien. Eine besondere Nacht. Eine Nacht auf der Insel. Alle haben einen Blick auf die leblose, in den Poncho gewickelte Gestalt geworfen, die aussieht wie eine Insektenlarve in ihrer Hülle, eine Larve, die nie schlüpfen wird, der Tod, der gekommen ist, um unter ihnen zu sein und sie verstummen zu lassen. Wilson lässt eine Thermosflasche mit heißem, zu süßem Kaffee herumgehen, das Funkgerät, das der bullige Mann sich an den Mund hält, knarzt und krächzt, Menschen entfernen sich ins Dunkel und kehren mit Treibholzstücken zurück, die sie ins Feuer werfen. Zehn Minuten sind vergangen. Die Jäger haben – geradezu menschlich – Müsliriegel und Trockenfleisch mit Cammy und Suzanne geteilt, die am Feuer stehen, wo ihre Kaumuskeln trotz des Schocks und der Trauer gierig arbeiten, und als Alma und der große Mann mit dem Funkgerät beiseite gehen, winkt Dave Wilson und Josh zur anderen Seite des Feuers, außer Hörweite. Sein Kopf hat die ganze Zeit wie verrückt gearbeitet – er hat die Wut, die unbändige Wut beherrscht, um diesen Augenblick zu nutzen, den Augenblick der Entscheidung, des Abhauens, des Von-hier-Verschwindens, bevor die verdammte Küstenwache da ist, und scheiß auf die Konsequenzen.
    »Ist mir egal«, sagt er und spuckt die Worte regelrecht aus, »sollen sie mich doch erschießen. Aber das werden sie nicht wagen. Ich sag euch, die haben uns gar nichts zu befehlen.« Er tritt wütend in den Sand. »Das ist Freiheitsberaubung. Wisst ihr, was ein Gericht mit diesen Clowns machen würde?«
    Wilson hat plötzlich einen ganz leisen mexikanischen Akzent. »Aber es sieht schlecht aus. Ich meine, wer hätte das gedacht? Diese … Kelly, stimmt’s? Die mit dem PETA-Abzeichen?«
    »Ja, echt scheiße«, sagt Dave und starrt ins Dunkel. »Nein, schlimmer. Eine Katastrophe. Eine Tragödie. Das nimmt uns alle ganz schön mit, nicht? Aber es ist unser Problem, stimmt’s, Josh? Gibst du mir recht? Und wir müssen damit klarkommen. Es war ein Unfall. Wir sind gewandert, und dann ist dieser Unfall passiert.«
    Josh sagt nichts. Aber er steht da, kompakt, mit schimmerndem Haar, das Gesicht weich und buttrig im Widerschein des Feuers, ein harter Bursche, der jetzt nicht mehr so hart ist.

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