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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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scharfer, wütender Wind treibt sie am Strand entlang ab, fort von den Lichtern der Paladin . Das Ufer ist schwarz, das Wasser noch schwärzer. Es gibt Felsen, Untiefen, Fahrrinnen, wo die Strömung ein Schlauchboot packen und im Nu umwerfen kann. Dave weiß das, und Wilson weiß es ebenfalls. Wilson hält die bockende Ruderpinne, der Motor müht sich mit einem beständigen hohen Wimmern, und doch ist es, als würden sie sich nicht von der Stelle bewegen. Minuten dehnen sich und reißen, eine nach der anderen, bis sie endlich in den Wind gedreht haben und die Lichter der Paladin stillstehen und dann näher kommen. Keiner sagt etwas, obwohl Dave vor Wut kocht und kurz davor ist, Wilson beiseite zu schieben und selbst die Pinne zu nehmen, und als sie da sind, als sie die Paladin schließlich erreicht haben, schlingert das Schlauchboot ständig von der Leiter weg, und das Heck hüpft und bockt immer genau im falschen Augenblick, bis seine Nerven blankliegen. Sie schaffen es mit Mühe und Not, Kelly und das Schlauchboot an Deck zu heben, ohne sich umzubringen.
    Alles Scheiße. Er ist in Panik, er will hier weg, bevor die Küstenwache auftaucht, und wie er ihr im Kanal aus dem Weg gehen soll – oder, schlimmer noch, im Yachthafen, wo sie ihn bestimmt schon erwartet –, weiß er nicht … Aber andererseits, sagt er sich, hat er ja nichts Unrechtes getan. Wenn eine junge Frau mitten in der Wildnis auf tragische Weise ums Leben kommt, bringt man sie zurück in die Zivilisation, oder etwa nicht? Man steht doch nicht mit den Händen in den Taschen herum und hört sich an, was Alma Boyd Takesue dazu zu sagen hat – man holt sie aus dem Wasser und bringt sie in ein Krankenhaus, damit die Ärzte den Tod feststellen und einem alles andere abnehmen. Vielleicht sollte er tatsächlich die Küstenwache rufen. Wenn sie auf See sind, muss er jedenfalls einen Notruf senden. Um es offiziell zu machen. Um sich an die Regeln zu halten. Um zu zeigen, dass sie nichts vertuschen wollen, ob sie nun unbefugt auf der Insel waren oder nicht, und dass es jetzt nur darum geht, diese Frau in ärztliche Obhut zu bringen … richtig? Aber warum hält er Reden an sich selbst? Warum ist der Anker noch nicht gelichtet? Warum steht er nicht am Steuer? Warum, verdammt, sind sie noch nicht unterwegs?
    Weil sie alle drei klatschnass sind, darum, weil sie einander anrempeln wie Zombies, während sie sich in der Kajüte die Sachen vom Leib reißen und im Schrank nach irgend etwas Trockenem suchen: einer Decke, einem Sweatshirt, Shorts, Socken, einer Windjacke, so ölverschmiert, dass sie fast durchsichtig ist. Ihre Gesichter sind verschlossen. Sie sehen einander nicht in die Augen. Die Kajüte war noch nie so eng und unpraktisch. »Wir müssen hier weg«, sagt er immer wieder, kann aber nicht aufhören zu zittern. Die elektrische Heizung ist voll aufgedreht. Wilson steht bereits am Herd und hat Teewasser aufgesetzt. »Oder Kakao. Was wollt ihr? Josh? Dave?«
    Endlich, nach kaum mehr als zehn, höchstens fünfzehn Minuten, ist der Anker gelichtet, er steht am Steuer, und sie nehmen Kurs aufs Meer. Alles schaukelt, die Wellen treffen sie querab, aber dann fahren sie in östlicher Richtung und vor dem Wind an der tintenschwarzen Küste der Insel entlang, und vor ihnen und hinter ihnen ist nichts, nicht einmal der Widerschein des Feuers. Von unten dringt Wärme herauf. Er hat trockene Sachen angezogen und trägt einen Pullover über einem bis zum Hals zugeknöpften Flanellhemd, doch seine Haare sind noch nass und kühlen sein Genick, so dass es sich anfühlt, als läge dort die kalte Hand eines Toten, als läge dort Kellys Hand. Nach einer Weile treibt der Geruch von warmem Kakao zu ihm herauf, und er schluckt unwillkürlich und merkt, wie hungrig er ist. Im nächsten Augenblick sind Wilson und Josh im Steuerhaus, und er hält einen Becher Kakao zwischen den Oberschenkeln. Auf dem Sitz neben ihm vibriert eine Handvoll mit Erdnussbutter bestrichener Cracker.
    »Scheiße«, lässt Wilson sich vernehmen. »Was für ein Tag.«
    »Der schlimmste in meinem ganzen Leben«, sagt Josh dumpf. »Ich kann’s noch gar nicht fassen.«
    »Ich auch nicht.« Wilson beugt sich vor und gibt einen Schuss No-Name-Whisky aus einer Halbliterflasche in seinen Kakao. »Josh?« Er hebt schwenkend die Flasche.
    »Klar«, murmelt Josh und hält ihm den Becher hin. Das Boot taucht unvermittelt in ein Wellental, und der halbe Inhalt des Bechers ergießt sich über das Deck. Und den

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