Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
öffnete die Flasche und nahm einen langen Zug.
»Du nicht. Ich habe dir doch immer gesagt, wenn ich gehen muss, gebe ich dir die Vollmacht für den Club. Anscheinend ist die Zeit jetzt gekommen.«
King wandte sich einfach an Hoyt. »Du stellst eine Armee zusammen, General?«
»Ich heiße Hoyt. Ja.«
»Dann hast du jetzt deinen ersten Rekruten.«
»Hör auf.« Cian trat um die Theke herum, die die Küche abtrennte. »Das ist nichts für dich. Du hast von alldem keine Ahnung.«
»Ich weiß über dich Bescheid«, erwiderte King, »und ich weiß einen guten Kampf zu schätzen. Außerdem hast du gesagt, es geht um eine große Schlacht, das Gute gegen das Böse, und ich möchte von vornherein sicherstellen, dass ich auf der richtigen Seite bin.«
»Wenn er King ist, warum sollte er dann von dir Befehle entgegennehmen?«, warf Hoyt ein. Darüber musste der schwarze Riese so lachen, dass er aufs Sofa sank.
»Genau.«
»Deine unangebrachte Treue zu mir wird dich umbringen.«
»Meine Entscheidung, Bruder.« King prostete Cian mit der Flasche zu. Wieder war etwas Starkes zwischen den beiden zu spüren. »Und ich halte meine Treue nicht für unangebracht.«
»Hoyt, geh mal nach nebenan.« Cian wies mit dem Daumen auf sein Schlafzimmer. »Geh in mein Schlafzimmer. Ich möchte mit diesem Idioten unter vier Augen reden.«
Er bedeutet ihm etwas, dachte Hoyt, als er der Aufforderung nachkam. Dieser Mann bedeutete Cian etwas, und das war eindeutig ein menschlicher Zug. Normalerweise hegten Vampire keine wahren Gefühle Menschen gegenüber.
Stirnrunzelnd blickte er sich im Schlafzimmer um. Wo war der Sarg? In den Büchern hatte gestanden, der Vampir schliefe tagsüber im Sarg in seinem Grab. Aber hier sah er nur ein riesiges Bett, weich und mit feinstem Tuch bespannt.
Er hörte die erhobenen Stimmen hinter der Tür, achtete aber nicht darauf, sondern schaute sich im Privatbereich seines Bruders um. Kleider genug für zehn Männer, stellte er fest, als er den Schrank entdeckte. Na ja, Cian war immer schon eitel gewesen.
Aber kein Spiegel. In den Büchern stand, Vampire hätten kein Spiegelbild.
Er trat ins Badezimmer, und hier fiel ihm der Unterkiefer herunter. Der riesige Waschraum, den Cian ihm gezeigt hatte, bevor er sich hingelegt hatte, war nichts gegen dieses Bad. Die Wanne war so riesig, dass sechs Personen darin Platz gefunden hätten, und daneben stand eine große Kiste aus blassgrünem Glas.
Die Wände und der Fußboden waren aus Marmor.
Fasziniert trat er in die Kiste und begann, mit den Silberknöpfen zu spielen, die aus dem Marmor herausragten. Erschreckt jaulte er auf, als ein kalter Wasserstrahl aus einem der vielen Rohre mit flachem Kopf herauskam.
»Wir ziehen uns aus, bevor wir uns duschen.« Cian kam herein und drehte mit einer Handbewegung das Wasser ab. Dann schnüffelte er. »Und wenn ich darüber nachdenke, könntest du ein bisschen Wasser und Seife durchaus vertragen, bekleidet oder nicht. Du stinkst. Wasch dich«, befahl er. »Und zieh die Sachen an, die ich dir aufs Bett gelegt habe. Ich gehe zur Arbeit.«
Er ging hinaus und überließ es Hoyt, sich zurechtzufinden. Erst nach einiger Zeit merkte er, dass man die Temperatur des Wassers einstellen konnte. Er verbrühte sich fast, fror unter dem eiskalten Wasserstrahl, schließlich aber hatte er die angenehme Mitte gefunden.
Sein Bruder hatte ihm offensichtlich die Wahrheit gesagt, als er von seinem Reichtum geredet hatte, denn das hier war ein unvorstellbarer Luxus. Die Seife allerdings duftete ein wenig weibisch, aber andere gab es nicht.
Genüsslich stand Hoyt unter seiner ersten Dusche und fragte sich, ob er dies mittels Zauberei wohl auch in seiner Zeit einführen könnte, wenn er erst einmal wieder zu Hause wäre.
Die Tücher, die an der Dusche hingen, waren genauso weich wie das Bett, und er kam sich reichlich dekadent vor, als er sich damit abtrocknete.
Umziehen wollte er sich eigentlich nicht, aber seine Kleidung war völlig durchnässt. Er überlegte kurz, ob er seinen zweiten Umhang aus seiner Reisetruhe holen sollte, dachte dann jedoch, dass es vielleicht besser wäre, Cians Kleider anzuziehen.
Er brauchte doppelt so lange zum Anziehen wie sonst. An den seltsamen Verschlüssen verzweifelte er fast. Zum Glück konnte er in die Schuhe einfach so hineinschlüpfen. Sie waren recht bequem, wie er zugeben musste.
Aber er hätte gerne einen Spiegel gehabt, um sich betrachten zu können. Als er aus dem Schlafzimmer trat, blieb er
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