Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
Erscheinung verschwunden.
»Passen Sie doch auf, junge Frau«, murmelte ungehalten der Mann, gegen den sie geprallt war.
»Entschuldigung.« Ihre Hand war feucht von Schweiß, als sie sich wieder an der Schlaufe festhielt. Der Geruch von Blut hing immer noch in der Luft.
Zum ersten Mal in ihrem Leben fürchtete Glenna sich vor der Dunkelheit, den Straßen, den Menschen, die vorbeigingen. Als der Zug hielt, musste sie sich beherrschen, um nicht loszurennen und sich durch die Menge ihren Weg zur Treppe zu bahnen.
Sie schritt rasch aus, und auch oben auf der Straße, als ihre Absätze auf dem Gehsteig klapperten, keuchte sie noch vor Angst.
Vor dem Club namens Eternity stand eine lange Schlange. Paare und Einzelpersonen warteten darauf, eingelassen zu werden. Statt zu warten, trat Glenna direkt auf den Türsteher zu. Sie lächelte ihn strahlend an und setzte einen kleinen Zauber ein.
Er winkte sie durch, ohne auf seine Liste zu blicken oder sich ihren Ausweis anzuschauen.
Drinnen war Musik, blaues Licht, und Erregung hing in der Luft. Zum ersten Mal in ihrem Leben übertrug sich diese Atmosphäre nicht auf sie.
Zu viele Gesichter, dachte sie. Zu viele Herzschläge. Sie wollte nur den Einen, und auf einmal erschien es ihr unmöglich, ihn hier in der Menge zu finden. Während sie umherging, durchzuckte sie jede zufällige Berührung wie ein Stromstoß. Sie schämte sich für ihre Angst.
Sie konnte sich doch wehren, sie war doch nicht schwach. Aber sie fühlte sich so. Die Kreatur in der Subway war ein Albtraum gewesen, der ihr gezielt geschickt worden war.
Sie hatte ihre Angst gespürt und damit gespielt, bis ihr die Knie schlotterten und sie innerlich schrie.
Sie war viel zu verängstigt gewesen, um sich der einzigen Waffe zu bedienen, über die sie verfügte: Magie.
Langsam wich das Entsetzen der aufkommenden Wut.
Sie hatte sich immer gesagt, sie sei eine Suchende, eine Frau, die Risiken auf sich nahm, Wissen schätzte. Eine Frau, die Fähigkeiten und Verteidigungsmöglichkeiten besaß, die sich die meisten Menschen nicht einmal vorstellen konnten. Und bei dem ersten wirklichen Anzeichen von Gefahr zitterte sie vor Angst. Entschlossen straffte sie die Schultern, atmete tief durch und trat auf die riesige, kreisrunde Bar zu.
Kurz darauf sah sie ihn. Erleichterung überkam sie, gefolgt von Stolz auf sich selbst, weil sie ihre Aufgabe so schnell gemeistert hatte. Interessiert stellte sie fest, dass der Typ blendend aussah.
Seine Haare waren glänzend schwarz und kürzer als bei ihrer ersten Begegnung. Er trug Schwarz. Die Farbe stand ihm genauso gut wie der aufmerksame, leicht reizbare Ausdruck in seinen strahlend blauen Augen.
»Ich habe nach dir gesucht.«
Cian musterte sie. Er war daran gewöhnt, dass Frauen von sich aus auf ihn zukamen. Meistens genoss er es sogar, vor allem, wenn die Frau so außergewöhnlich schön war wie diese hier. In ihren smaragdgrünen Augen blitzte ein leicht amüsiertes Funkeln. Ihre Lippen waren voll und sinnlich geschwungen, ihre Stimme leise und heiser.
Sie hatte eine makellose Figur, und ihr kleines Schwarzes, das viel milchweiße Haut zeigte, saß wie angegossen. Er hätte sich vielleicht sogar eine Weile mit ihr amüsiert, wenn sie nicht diesen Anhänger getragen hätte.
Hexen konnten Ärger machen.
»Wenn ich Zeit habe, mich finden zu lassen, freut es mich, dass schöne Frauen nach mir suchen.« Er wollte sich gerade abwenden, als sie seinen Arm berührte.
»Du bist nicht er. Du siehst nur aus wie er.« Sie hielt ihn fest, und er spürte, wie ihre Macht sich auf ihn übertrug. »Aber das stimmt eigentlich auch nicht. Verdammt.« Sie ließ die Hand sinken und warf ihre Haare zurück. »Ich hätte wissen müssen, dass es nicht so einfach wird.«
Dieses Mal ergriff er ihren Arm. »Kommen Sie, setzen Sie sich erst mal.« In einer ruhigen, dunklen Ecke, dachte Cian. Und zwar so lange, bis er wusste, wer oder was sie war.
»Ich muss jemanden finden.«
»Sie brauchen etwas zu trinken«, erwiderte Cian freundlich und steuerte sie rasch durch die Menge.
»Hören Sie, ich kann mir selbst etwas zu trinken besorgen.« Glenna überlegte kurz, ob sie eine Szene machen sollte, aber wahrscheinlich würde er sie dann hinauswerfen lassen. Sie konnte natürlich auch Magie einsetzen, aber sie wusste aus Erfahrung, dass es nicht ratsam war, dies schon beim kleinsten Problem zu tun.
Sie blickte sich um. Der Club war voller Menschen, Musik dröhnte, und auf einer Bühne stand eine
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