Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
Sängerin. Es war alles sehr öffentlich und sehr belebt, dachte Glenna. Was konnte er ihr unter solchen Umständen schon tun?
»Ich suche nach jemandem.« Am besten war ein unverbindlicher, freundlicher Plauderton, sagte sie sich. »Und habe Sie für ihn gehalten. Das Licht hier drin ist nicht das beste, aber Sie sehen sich auch so ähnlich, dass Sie Brüder sein könnten. Ich muss ihn unbedingt finden. Es ist sehr wichtig.«
»Wie heißt er? Vielleicht kann ich Ihnen ja helfen?«
»Ich kenne seinen Namen nicht. Ja, ich weiß, wie sich das anhört, aber man hat mir gesagt, er sei hier. Ich glaube, er steckt in Schwierigkeiten. Wenn Sie bitte …« Sie wollte seine Hand wegschieben, aber er hielt sie unerbittlich fest.
Was konnte er ihr unter diesen Umständen wohl tun, fragte sie sich erneut. Nun, so gut wie alles. Wieder stieg die Panik in ihr auf, und die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Sie schloss die Augen und griff nach ihrer Macht.
Sein Griff wurde noch fester. »Ach, du bist eine Echte«, murmelte er und blickte sie aus stählernen Augen an. »Wir gehen am besten nach oben.«
»Ich gehe nirgendwohin mit Ihnen.« Ihre Angst wuchs. »Das war nur ein kleiner Versuch. Glauben Sie mir, Sie wollen nicht, dass ich richtig loslege.«
»Glauben Sie mir.« Seine Stimme war wie Seide. »Sie wollen mich nicht verärgern.«
Er zog sie hinter sich her auf die offene Wendeltreppe zu. Verzweifelt stemmte sie sich dagegen, und statt ihren Atem mit Schreien zu vergeuden, begann sie mit einer Beschwörung.
Er warf sie sich einfach über die Schulter, als hätte sie das Gewicht einer Feder. Nur die Tatsache, dass er in dreißig Sekunden auf seinem Hintern landen würde, wenn sie mit ihrem Zauberspruch fertig wäre, befriedigte sie.
Das hielt sie jedoch nicht davon ab, sich zu wehren. Zappelnd schlug und trat sie um sich und holte tief Luft, um doch noch zu schreien.
In diesem Moment öffneten sich die Türen des privaten Aufzugs, an dem sie mittlerweile angelangt waren.
Und da stand er, in Fleisch und Blut. Und er sah dem Mann, über dessen Schulter geworfen sie lag, so ähnlich, dass sie ihn ebenfalls hasste.
»Lass mich sofort herunter, du Hurensohn, sonst verwandle ich dein Lokal in einen Mondkrater.«
Lärm, Gerüche und Lichter überfluteten Hoyt, als die Türen des Transportkastens aufgingen. Benommen nahm er wahr, dass sein Bruder vor ihm stand und eine strampelnde Frau hielt.
Seine Frau, stellte er fest. Die Hexe aus seinem Traum war halb nackt und gab unflätige Ausdrücke von sich, wie er sie selbst im schlimmsten Hurenhaus selten gehört hatte.
»Ist das der Dank dafür, dass ich dir geholfen habe?« Sie schob ihre Haare, die ihr wie ein Vorhang vor dem Gesicht hingen, beiseite und blitzte ihn aus ihren grünen Augen an. Dann richtete sie ihren Blick auf King und musterte auch ihn von Kopf bis Fuß.
»Na los«, tobte sie, »ich nehme es mit euch allen dreien auf.«
Da sie wie ein Sack Kartoffeln über Cians Schultern hing, konnte Hoyt sich nicht so recht vorstellen, wie sie ihre Drohung wahr machen wollte, aber bei Hexen konnte man nie wissen.
»Dann gibt es dich also wirklich«, sagte er leise. »Bist du mir gefolgt?«
»Bild dir bloß nichts ein, Arschloch.«
Cian verlagerte ihr Gewicht. »Gehört sie zu dir?«, fragte er Hoyt.
»Kann ich nicht gerade behaupten.«
»Sieh zu, wie du mit ihr klarkommst.« Cian stellte Glenna auf die Füße und hielt die Faust fest, mit der sie auf sein Gesicht zielte. »Tu, was du nicht lassen kannst«, sagte er zu ihr. »Leise. Und dann verschwinde. Und haltet euch mit der Magie zurück. Beide. King.«
Er drehte sich um und ging. King zuckte grinsend mit den Schultern und folgte ihm.
Glenna strich ihr Kleid glatt und warf die Haare zurück. »Was zum Teufel ist mit dir los?«
»Meine Rippen schmerzen immer noch ein wenig, aber im Großen und Ganzen bin ich wieder gesund. Danke für deine Hilfe.«
Sie starrte ihn an und stieß dann geräuschvoll die Luft aus. »Weißt du, was wir jetzt machen? Wir setzen uns, und du gibst mir einen Drink aus. Ich brauche jetzt was zu trinken.«
»Ich … ich habe keine Münze in dieser Hose.«
»Typisch. Na gut, dann bezahle ich.« Sie hakte sich bei ihm ein, um sicherzugehen, dass sie ihn nicht wieder aus den Augen verlor, und schob sich mit ihm durch die Menge.
»Hat mein Bruder dir wehgetan?«
»Was?«
Er musste schreien. Wie sollte man sich bei diesem Lärm nur unterhalten? Hier waren viel zu viele Leute. Ob
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