Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
Kreditkarte.
»Es kommt etwas«, sagte Glenna, als sie wieder alleine waren. »Irgendetwas Schlimmes, etwas richtig Böses.«
»Das weißt du nicht.«
»Ich kann es nicht sehen, aber ich spüre es, und ich weiß, ich bin dabei mit dir verbunden. Darüber bin ich allerdings nicht begeistert.« Sie trank noch einen Schluck. »Nicht nach dem, was mir in der Subway passiert ist.«
»Ich verstehe dich nicht.«
»Etwas sehr Übles in einem Designer-Anzug«, erklärte sie. »Es sagte zu mir, sie würde sich von mir nähren. Sie – die Frau auf der Klippe, glaube ich. Ich bewege mich hier auf sehr schwankendem Boden. Haben wir es mit Vampiren zu tun?«
»Was ist die Subway?«
Glenna legte die Hand auf die Augen.
»In Ordnung, wir werden dich später auf den neuesten Stand bringen, was aktuelle Ereignisse, Methoden des Massentransportes und so weiter angeht, aber im Moment muss ich wissen, was auf mich zukommt und was von mir erwartet wird.«
»Ich kenne noch nicht einmal deinen Namen.«
»Entschuldigung. Glenna. Glenna Ward.« Sie streckte die Hand aus, und nach kurzem Zögern ergriff er sie. »Nett, dich kennenzulernen. Und jetzt, was zum Teufel geht hier vor sich?«
Er begann, und sie hörte ihm zu. Dann unterbrach sie ihn: »Entschuldigung. Soll das heißen, dass dein Bruder – der Mann, der mich über seine Schulter geworfen hat – ein Vampir ist?«
»Er ernährt sich nicht von Menschenblut.«
»Oh, gut. Toll. Wunderbar. Er ist vor knapp tausend Jahren gestorben, und du bist hergekommen und hast ihn einfach so gefunden.«
»Die Götter haben mir den Auftrag gegeben, eine Truppe zusammenzustellen, um die Armee zu bekämpfen und zu vernichten, die der Vampir Lilith gerade formiert.«
»O Gott, ich glaube, ich brauche noch was zu trinken.«
Er wollte ihr seinen Martini anbieten, aber sie machte eine abwehrende Geste und winkte der Kellnerin. »Nein, lass nur. Du wirst es selber brauchen.«
Er probierte einen kleinen Schluck und blinzelte. »Was ist das für ein Gebräu?«
»Wodka Martini. Wodka müsstest du eigentlich mögen«, sagte sie. »Ich glaube, er wird aus Kartoffeln gebrannt.«
Sie bestellte sich einen weiteren Martini und ein paar Knabbereien gegen den Alkohol. Dann ließ sie Hoyt den Rest der Geschichte erzählen, ohne ihn zu unterbrechen.
»Und ich bin die Hexe.«
Sie war nicht nur schön, stellte er fest. Und es war nicht nur ihre Macht. Sie hatte etwas Suchendes und eine gewisse Stärke. Ihm fiel ein, was die Göttin gesagt hatte. Manche würde er suchen, und manche würden ihn suchen.
Sie hatte ihn gesucht.
»Das muss ich annehmen. Du, mein Bruder und ich werden die anderen finden, und dann können wir anfangen.«
»Was anfangen? Ein Ausbildungslager oder was? Sehe ich aus wie ein Krieger?«
»Nein.«
Sie stützte das Kinn auf die Faust. »Ich bin gerne eine Hexe, und ich respektiere die Gabe. Ich weiß, dass es einen Grund dafür gibt. Einen Zweck. Allerdings habe ich nicht erwartet, dass es so etwas ist.« Sie blickte ihn an. »Ich habe schreckliche Angst.«
»Ich habe meine Familie verlassen, um hierher zu kommen und das zu tun. Ich habe nur die Silberkreuze und das Wort der Göttin, dass sie geschützt sind. Du weißt gar nicht, was Angst ist.«
»Schon gut.« Sie legte ihre Hand auf seine, und er spürte, dass ihre Geste aufrichtig war. »Schon gut«, wiederholte sie. »Bei dir steht viel auf dem Spiel. Aber auch ich habe eine Familie, und ich muss sicherstellen, dass sie geschützt ist. Und ich muss auch dafür sorgen, dass ich am Leben bleibe, um meine Aufgabe überhaupt erfüllen zu können. Sie weiß, wo ich bin. Sie hat diese Kreatur geschickt, um mich zu erschrecken. Vermutlich ist sie wesentlich besser vorbereitet als wir.«
»Dann bereiten wir uns eben auch vor. Ich muss sehen, was du kannst.«
»Soll ich dir was vorspielen? Hör mal, Hoyt, bis jetzt besteht deine Armee aus drei Personen. Willst du mich beleidigen?«
»Mit King sind wir vier.«
»Wer ist King?«
»Der schwarze Riese. Und ich arbeite nicht gerne mit Hexen zusammen.«
»Ach ja?«, sagte sie gedehnt. »Deine Art ist genauso heiß verbrannt worden wie meine. Wir sind verwandte Seelen, Merlin. Und du brauchst mich.«
»Das mag sein, aber die Göttin hat nicht gesagt, dass es mir gefallen muss, oder? Ich muss deine Stärken und Schwächen kennen.«
»Ja, sicher«, erwiderte sie. »Und ich muss deine kennen. Dass du noch nicht einmal ein lahmendes Pferd heilen könntest, weiß ich ja
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