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Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)

Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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der Kugel. Einen Moment lang glaubte er Welten darin zu erkennen. Farben, Formen, Bewegung. Und sie pulsierte im Rhythmus ihrer Herzen.
    Als sich Glenna hinkniete, kniete er sich ebenfalls hin. Und er sah, was sie sah.
    Ein dunkler Ort, ein Gewirr von Gängen, alles in rotes Licht getaucht. Er glaubte das Meer rauschen zu hören, war sich jedoch nicht sicher, ob es nicht nur sein eigenes Blut war.
    Blutige, zerrissene Körper waren aufgestapelt wie Brennholz. In Käfigen schrien und weinten Menschen oder saßen einfach nur da, mit toten, blicklosen Augen. Dunkle Dinge bewegten sich in den Gängen. Manche krochen an den Wänden hoch wie Käfer.
    Man hörte schreckliches Lachen, entsetzliches Kreischen.
    Er ging mit Glenna durch die Gänge, in denen es nach Tod und Blut roch. Unten, tief unten in der Erde, wo die Wände tropften von Nässe und Schlimmerem. Bis zu einer Tür, die mit uralten Symbolen der schwarzen Magie beschrieben war.
    Ihm wurde eiskalt, als sie hindurchglitten.
    Sie schlief auf einem Bett wie für eine Königin gemacht, breit, mit vier Pfosten und mit schneeweißen Laken, die wie Seide schimmerten und mit Blutstropfen befleckt waren.
    Ihre Brüste waren unbedeckt, und er sah, dass sie immer noch genauso schön war wie bei ihrer ersten Begegnung.
    Neben ihr lag der Körper eines Jungen. Er war noch so klein, dachte Hoyt voller Mitleid. Er konnte nicht älter als zehn Jahre sein. Weizenblonde Haare fielen ihm in die totenbleiche Stirn.
    Im flackernden Schein der Kerzen schimmerten ihre Körper.
    Hoyt hob das Athame und hielt es über seinen Kopf.
    In diesem Moment schlug sie die Augen auf, und ihr Blick bohrte sich in seinen. Sie schrie, aber er hörte keine Angst darin. Der Junge neben ihr erwachte ebenfalls, entblößte die Reißzähne und sprang an die Decke, um dort wie eine Eidechse entlangzulaufen.
    »Näher«, gurrte sie, »komm näher, Zauberer, und bring deine Hexe mit. Wenn ich dich leer gesaugt habe, mache ich ein Haustier aus ihr. Glaubst du, du könntest mich berühren?«
    Sie sprang aus dem Bett, und Hoyt wurde so schnell zurückgeschleudert, dass sein Atem zu Eis gefror.
    Dann saß er im Kreis und blickte in Glennas Augen, die dunkel und groß waren. Aus ihrer Nase tropfte Blut.
    Sie wischte es mit dem Handrücken ab und rang nach Luft.
    »Der erste Teil hat funktioniert«, stieß sie hervor, »aber das mit der Blindheit offensichtlich nicht so gut.«
    »Sie besitzt ebenfalls Macht, und sie ist sehr erfahren.«
    »Hast du jemals so etwas gefühlt?«, fragte sie.
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.« Sie erschauerte. »Wir werden einen grö ßeren Kreis brauchen.«

6
     
    Bevor sie packte, nahm Glenna sich die Zeit, ihre Wohnung zu reinigen, und Hoyt ließ sie gewähren. Sie wollte in ihrem Zuhause keine Spur von der Dunkelheit zurücklassen, an die sie gerührt hatten.
    Zum Schluss packte sie ihre Geräte und Bücher wieder in die Truhe. Nach dem, was sie gesehen und gefühlt hatte, wollte sie kein Risiko eingehen. Sie würde sicherheitshalber alles in ihrer Reisetruhe mitnehmen, außerdem die meisten ihrer Kristalle, ihre Grundausrüstung und zwei Koffer.
    Sie warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Staffelei am Fenster und das gerade begonnene Bild. Falls sie zurückkehrte – nein, wenn, korrigierte sie sich, würde sie es zu Ende malen.
    Schließlich stand sie neben Hoyt und betrachtete den Berg von Dingen, die sie mitnehmen wollte.
    »Keine Kommentare?«, fragte sie. »Keine Einwände oder sarkastische Bemerkungen über mein Gepäck?«
    »Wozu sollte das gut sein?«
    »Ein weiser Standpunkt. Jetzt gibt es nur noch das kleine Problem, wie wir die Sachen hier heraus und in die Wohnung deines Bruders schaffen. Er reagiert bestimmt nicht so klug wie du. Aber jetzt kümmern wir uns erst einmal um das Naheliegende.«
    Nachdenklich betastete sie ihren Anhänger.
    »Schleppen wir es alles von Hand oder versuchen wir es mit einem Transportzauber? Ich habe so etwas noch nie gemacht.«
    Er warf ihr einen milde verweisenden Blick zu. »Wir bräuchten drei von deinen Taxis und den Rest des Tages, bis wir alles zu meinem Bruder geschafft hätten.«
    Er hatte also auch darüber nachgedacht. »Stell dir Cians Wohnung vor«, befahl er. »Das Zimmer, in dem du geschlafen hast.«
    »Gut.«
    »Konzentrier dich. Hol es dir ganz genau vor Augen, alle Details, Formen und Strukturen.«
    Sie nickte und schloss die Augen. »Ja.«
    Er wählte die Truhe als Erstes, da sie am meisten Macht enthielt. Ihre Magie

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