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Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)

Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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musst noch ein wenig schlafen.«
    »Ich will nicht allein sein.«
    »Das bist du auch nicht.«
    Er brachte sie wieder ins Bett und legte sich neben sie. Weil sie immer noch zitterte, strich er ihr mit der Hand über den Kopf und ließ sie sanft einschlafen.

10
     
    Sie erwachte davon, dass die Sonne ihr übers Gesicht glitt. Sie war allein.
    Er hatte die Kerzen gelöscht, das Feuer jedoch glimmen lassen. Wie nett von ihm, dachte sie, als sie sich aufsetzte und sich die Decke um die Schultern zog. Er war überhaupt sehr nett und sehr sanft gewesen und hatte ihr genau den Trost und die Sicherheit gespendet, die sie gebraucht hatte.
    Jetzt jedoch überkam sie eine Woge der Verlegenheit. Wie ein Kind, das Angst vor den Ungeheuern unter dem Bett hatte, war sie zu ihm gerannt. Schluchzend, zitternd und unzusammenhängendes Zeug stammelnd. Sie war nicht in der Lage gewesen, das Problem alleine zu lösen, sondern hatte sich hilfesuchend an jemanden – an ihn – wenden müssen. Sie bildete sich doch so viel auf ihren Mut und ihre Schlauheit ein, und jetzt hatte sie noch nicht einmal dem ersten Zusammentreffen mit Lilith standgehalten.
    Kein Rückgrat, dachte sie angewidert, und keine wirkliche Magie. Angst und Versuchung hatten sie geschwächt. Nein, schlimmer noch, dachte sie, Angst und Versuchung hatten sie erstarren lassen, sodass sie keinen Zugriff mehr darauf gehabt hatte.
    Im hellen Tageslicht sah sie, wie dumm sie sich benommen hatte, wie leicht sie sich hatte überrumpeln lassen. Sie hatte die ganze Zeit über nichts getan, um sich zu schützen. Sie war durch die Höhlen gerannt, durch den Wald, auf die Klippe, weil sie gewollt hatten, dass sie rannte, und sie war so außer sich gewesen vor Entsetzen, dass sie nur noch hatte entkommen wollen.
    Diesen Fehler würde sie nicht noch einmal begehen.
    Sie stand auf, wickelte sich in die Decke und spähte auf den Gang hinaus. Niemand war zu sehen, und sie hörte auch nichts. Sie war dankbar dafür, denn bis sie wieder zu sich gekommen war, wollte sie mit niemandem reden.
    Sie duschte, zog sich an und schminkte sich sorgfältig. Dann legte sie die tropfenförmigen Bernsteinohrringe an, die ihr Kraft gaben. Und als sie das Bett machte, legte sie Rosmarin und Amethyst unter ihr Kopfkissen. Dann wählte sie eine Kerze aus ihren Vorräten aus und stellte sie neben das Bett. Wenn sie heute Abend schlafen ginge, würde sie die Kerze mit Öl einreiben, um Lilith und die anderen aus ihren Träumen fernzuhalten.
    Sie würde sich auch einen Holzpflock schneiden und ein Schwert neben ihr Bett legen. Noch einmal würde sie den Vampiren nicht hilflos gegenüberstehen.
    Bevor sie das Zimmer verließ, warf sie einen langen Blick in den Spiegel. Sie wirkte energiegeladen, fand sie. Tatkräftig.
    Sie würde stark sein.
    Sie ging zunächst in die Küche, weil diese für sie das Herz jedes Hauses darstellte. Jemand hatte Kaffee gemacht, wahrscheinlich King. Und es gab auch Anzeichen dafür, dass schon jemand gefrühstückt hatte, weil es nach Speck roch. Allerdings war niemand da, und in der Spüle stand kein Geschirr.
    Glenna war ganz froh, dass hier anscheinend jeder seine Sachen selbst wegräumte. Sie hasste Unordnung, hatte aber auch keine Lust, für die häuslichen Pflichten verantwortlich zu sein.
    Sie schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und überlegte, ob sie sich etwas zu essen machen sollte. Aber der Traum war noch so präsent, dass ihr der Gedanke, sich alleine im Haus aufzuhalten, unbehaglich war.
    Kurz entschlossen ging sie zur Bibliothek, wo sie zu ihrer Erleichterung Moira antraf. Sie saß auf dem Boden vor dem Kamin, umgeben von Büchern. Wie ein Student, der fürs Examen büffelt, war sie gerade in eines vertieft. Sie trug einen Umhang, eine braune Hose und ihre Reitstiefel.
    Als Glenna eintrat, blickte sie auf und lächelte sie schüchtern an.
    »Guten Morgen.«
    »Guten Morgen. Lernst du?«
    »Ja.« Die Schüchternheit verschwand, und die grauen Augen leuchteten auf. »Das ist ein prachtvoller Raum, nicht wahr? Wir haben zu Hause im Schloss auch eine prächtige Bibliothek, dieser Raum hier kommt ihr gleich.«
    Glenna hockte sich neben sie und tippte mit dem Finger auf das dicke Buch, das Moira im Schoß hielt. In den Ledereinband war ein einziges Wort geprägt.
    VAMPIR.
    »Bringst du dich auf den neuesten Stand?«, fragte sie. »Studierst du den Feind?«
    »Es ist immer klug, alles darüber zu wissen, was man in Erfahrung bringen kann. Es steht nicht in allen Büchern

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