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Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)

Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hoch, und ihr Bild erschien, klar wie im Wasser eines Sees. Sie saß an ihrem Spinnrad und sang eine ihrer Lieblingsweisen, während sie mit dem Fuß im Takt dazu klopfte.
    Sie trug ein blaues Gewand und einen Schleier und wirkte glücklich und jung. Eine stille Zufriedenheit umgab sie wie weiche Seide. Sie trug ein Kind unter dem Herzen, das sah er jetzt. Nein, berichtigte er sich dann, zwei Kinder. Ihn selbst und Cian.
    Und auf der Truhe unter dem Fenster standen zwei Kerzenleuchter.
    » Mein Vater hat sie mir am Tag meiner Hochzeit geschenkt, und von allen Gaben schätzte ich sie am meisten. Einer wird eines Tages dir gehören, und der andere Cian. Und dieses Geschenk wird weitergereicht werden, und wann immer eine Kerze brennt, wirst du daran denken.«
    Er tröstete sich damit, dass er keine Kerze brauchte, um an sie zu denken. Aber der Leuchter wog schwer in seiner Hand, als er ihn ins Turmzimmer trug.
    Glenna blickte von dem Becken auf, in dem sie ihre Kräuter mischte. »Oh, das ist perfekt. Und er ist wunderschön. Eine Schande, dass wir ihn einschmelzen müssen.« Sie trat näher, um den Leuchter genauer zu betrachten. »Er ist schwer. Und alt, glaube ich.«
    »Ja, er ist sehr alt.« Ein Stich fuhr ihr durchs Herz. »Er gehörte deiner Familie?«
    Betont gleichmütig erwiderte er: »Ich hätte ihn sowieso geerbt.«
    Fast hätte sie ihn gebeten, etwas anderes zu suchen, etwas, was ihm nicht so viel bedeutete. Aber sie schwieg. Sie glaubte zu verstehen, warum er gerade den Leuchter ausgesucht hatte. Es musste etwas Kostbares sein. Magie hatte ihren Preis.
    »Das Opfer, das du bringst, wird den Zauber verstärken. Warte.« Sie zog einen Ring vom Mittelfinger ihrer rechten Hand. »Er hat meiner Großmutter gehört.«
    »Es ist nicht nötig.«
    »Jeder von uns bringt ein persönliches Opfer, schließlich verlangen wir ja auch viel. Ich brauche ein wenig Zeit, um den Spruch niederzuschreiben. In meinen Büchern steht nichts Passendes, deshalb müssen wir uns behelfen.«
    Als Larkin an die Tür kam, waren sie beide in die Bücher vertieft. »Ich soll euch holen kommen. Die Sonne ist untergegangen, und wir beginnen mit dem Abendtraining.«
    »Sag Cian, wir kommen, wenn wir fertig sind«, erwiderte Glenna. »Wir sind mitten in der Arbeit.«
    »Ich sage es ihm, aber ich glaube nicht, dass es ihm gefällt.« Er zog die Tür hinter sich zu und ging.
    »Ich habe es fast. Ich werde das Kreuz zeichnen, wie es meiner Vorstellung nach aussehen sollte, und dann können wir es beide visualisieren. Hoyt?«
    »Es muss rein sein«, sagte er zu sich selbst. »Mit dem Glauben genauso verbunden wie mit der Magie.«
    Um ihn nicht zu stören, begann sie zu zeichnen. Hoyt saß mit geschlossenen Augen da. Er sammelt Kraft, dachte sie, und seine Gedanken.
    Er hatte so ein ernsthaftes Gesicht. Mittlerweile vertraute sie ihm völlig. Ihr kam es so vor, als würde sie sein Gesicht und seine Stimme schon seit jeher kennen.
    Und doch hatten sie nur kurze Zeit miteinander, nicht mehr als eine Hand voll Sandkörner in einem Uhrglas.
    Falls sie siegten – nein, wenn, wenn sie siegten -, dann würde er in seine Zeit, sein Leben, seine Welt zurückgehen. Und sie in ihre. Aber nichts würde jemals wieder so sein wie zuvor. Und nichts würde die Leere füllen können, die er hinterließe.
    »Hoyt.«
    Seine Augen waren tiefer und dunkler, als er sie ansah. Sie zeigte ihm die Zeichnung. »Reicht das?«
    Er musterte die Skizze. »Ja, bis auf das.«
    Er ergriff den Stift und zeichnete Linien auf das keltische Kreuz, das sie gezeichnet hatte.
    »Was ist das?«
    »Das ist Ogham, eine alte Schrift.«
    »Ich weiß, was Ogham ist. Was steht dort?«
    »Licht.«
    Sie nickte lächelnd. »Das ist perfekt. Genau das ist der Zauber. Ich habe das Gefühl, so ist es richtig.«
    »Was brauchen wir jetzt? Reime?«
    »So arbeite ich eben. Und ich will einen Kreis, weil ich mich dann besser fühle.« Er erhob sich, um mit ihr gemeinsam den Kreis zu ziehen. Sie bereitete Kerzen vor und reichte sie ihm, damit er sie anzündete.
    »Komm, wir entfachen das Feuer gemeinsam.« Er streckte die Hand nach ihr aus.
    Auch durch sie strömte die Macht, und reines, weißes Feuer bedeckte den Boden. Hoyt nahm ihr Becken und stellte es auf die Flammen.
    »Altes und neues Silber mischt.« Er stellte den Leuchter in das Becken. »Es werde flüssig in diesem Licht.«
    »Wir bitten gegen die ewige Nacht«, fuhr Glenna fort und gab den Jaspis und die Kräuter hinzu. »Diese Flamme

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