Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
sie den Korb auf den Tisch, den King für die Waffen dorthin getragen hatte.
»Essen!« Larkin stürzte sich darauf wie ein Verhungernder. »Gesegnet seiest du, Glenna. Ich war dem Hungertod nahe.«
»Es sind ja auch schon mindestens zwei Stunden vergangen seit deiner letzten Mahlzeit«, warf Moira ein.
»Der Herr der Verdammnis ist der Meinung, wir arbeiten nicht hart genug, und bezeichnet uns als Hühnchen, die die Vampire zum Picknick verspeisen.« Glenna nahm sich einen Apfel und biss hinein. »Ich würde sagen, wir beweisen ihm mal das Gegenteil.« Sie biss noch einmal ab, und dann wandte sie sich der neuen Strohpuppe zu. Sie konzentrierte sich, visualisierte sie und schleuderte den Apfel. Er flog auf den Dummy zu, und während er flog, verwandelte er sich in einen Holzpflock, der durch Stroh und Kleidung der Puppe mitten ins Herz drang.
»Oh, das war großartig«, hauchte Moira bewundernd. »Das war brillant!«
»Manchmal beflügelt es die Magie, wenn man wütend ist.«
Der Pflock glitt heraus und wurde wieder zu einem Apfel. Glenna blickte Hoyt an. »Daran sollten wir noch arbeiten.«
»Wir brauchen etwas, das uns zusammenhält, das uns einigt«, erklärte Glenna Hoyt. Sie saß im Turmzimmer und rieb Salbe auf ihre blauen Flecken, während Hoyt ein Zauberbuch durchblätterte. »Mannschaften tragen Uniformen oder haben Kampflieder.«
»Lieder? Sollen wir etwa singen?«
Die Brüder teilten nicht nur ihr Aussehen, dachte sie. »Irgendetwas brauchen wir. Sieh uns doch an, sogar jetzt. Du und ich hier oben, Moira und Larkin irgendwo unterwegs, King und Cian im Trainingsraum, um sich neue Gemeinheiten für uns auszudenken. Es ist ja okay, wenn das Team sich in kleinere Gruppen aufteilt, um an einzelnen Dingen zu arbeiten, aber wir sind ja noch nicht einmal ein Team.«
»Und deshalb holen wir die Harfe heraus und singen? Wir haben Ernsteres zu tun, Glenna.«
»Du verstehst mich nicht.« Geduld, mahnte sie sich. Er hatte heute genauso hart gearbeitet wie sie und war genauso müde. »Das ist doch nur ein Symbol. Wir jagen zwar dasselbe Wild, aber nicht zum selben Zweck.« Sie trat ans Fenster. Die Schatten waren länger geworden, und die Sonne stand schon tief am Horizont.
»Es wird bald dunkel.« Ihre Finger tasteten nach ihrem Anhänger. Ein Gedanke fuhr ihr durch den Kopf, so offensichtlich, dass sie sich wunderte, nicht schon früher darauf gekommen zu sein.
»Du hast nach einem Schutz für Cian gesucht, weil er tagsüber nicht hinausgehen kann. Aber was ist mit uns? Wir können es nicht riskieren, nach Sonnenuntergang hinauszugehen. Und selbst wenn wir drinnen bleiben, können sie uns angreifen. Was ist mit unserem Schild, Hoyt? Was schützt uns vor den Vampiren?«
»Das Licht.«
»Ja, ja, aber was für ein Symbol? Ein Kreuz. Wir müssen Kreuze machen, und wir müssen einen Zauber hineingeben. Nicht nur Schutz, sondern auch Waffe, Hoyt.«
Er dachte an die Kreuze, die Morrigan ihm für seine Familie gegeben hatte. Aber selbst seine Macht zusammen mit der von Glenna war nichts gegen die Macht der Götter.
Und doch …
»Silber …«, murmelte er. »Silber wäre das Geeignetste.«
»Mit rotem Jaspis, für nächtlichen Schutz. Wir brauchen Knoblauch und Salbei.« Sie trat an ihre Kiste mit den getrockneten Kräutern und Wurzeln. »Ich mache den Trank.« Sie griff nach einem ihrer Bücher und begann es durchzublättern. »Hast du eine Idee, wie wir an Silber kommen können?«
»Ja.«
Er verließ das Zimmer und ging hinunter ins Erdgeschoss in den Raum, der jetzt als Esszimmer diente. Die Möbel waren neu – für ihn zumindest. Tische aus dunklem, schwerem Holz, Stühle mit hohen Rückenlehnen und Schnitzereien. Die Vorhänge vor den Fenstern waren tiefgrün, wie Schatten im Wald, und aus dicker, schwerer Seide.
Die Gemälde an den Wänden zeigten nächtliche Szenen in Wäldern und Schluchten und auf Klippen. Selbst hier scheute sein Bruder das Licht. Oder zog er selbst in der Kunst das Dunkle vor?
In hohen Vitrinenschränken standen Kristallgläser und wunderschönes Geschirr, Besitztümer, wie sie nur ein Mann von Reichtum und Stand sammeln konnte, der die Ewigkeit zur Verfügung hatte.
Bedeuteten diese Dinge Cian etwas? Wenn man so viel besaß, war dann das einzelne Stück überhaupt noch etwas wert?
Auf einer Anrichte standen zwei hohe Kerzenleuchter aus Silber, und Hoyt fragte sich unwillkürlich, ob wenigstens sie Cian etwas bedeuteten. Sie hatten seiner Mutter gehört.
Er hob einen
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