Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
entfalte ihre Macht.« Sie ließ den Ring ihrer Großmutter hineinfallen.
»Zauberwesen aus Himmel und Meer, aus Luft und Erde, wir rufen euch an. Wir, eure Diener, erbitten Schutz in dieser Prüfung. Wir geloben euch, das Land von der Dunkelheit zu befreien, mit Kopf, Herz und Hand. Wir bitten euch drei Mal drei, die zu beschützen, die euch treu ergeben sind.
Lasst dieses Kreuz Licht in die Nacht tragen.«
Als sie zum dritten Mal die letzte Zeile sprachen, stieg silbriger Rauch aus dem Becken auf, und die weißen Flammen darunter wurden höher.
Der Rauch hüllte sie ein, aber Glenna sah, dass Hoyt sie unverwandt anschaute. Die Hitze breitete sich in ihrem ganzen Körper aus und schien in ihr zu wirbeln, als Hoyt mit seiner freien Hand den letzten Rest Jaspis-Staub in das Becken warf.
»Und jedes Silberkreuz soll ein Schutzschild sein. So soll es sein.«
Der Raum erstrahlte schlagartig in gleißendem Licht, dass die Wände und der Boden bebten. Das Becken kippte um, und flüssiges Silber ergoss sich in die Flammen.
Es war so gewaltig, dass Glenna beinahe zu Boden gestürzt wäre, aber Hoyts starke Arme hielten sie fest, und er schirmte sie mit seinem Körper vor den auflodernden Flammen und dem plötzlichen Windstoß ab.
Die Tür flog auf, und einen Augenblick lang stand Cian auf der Schwelle, in dieses unglaublich helle Licht getaucht. Dann verschwand er.
»Nein! Nein!« Hoyt zog Glenna aus dem Kreis heraus. Das Licht sank in sich zusammen und war mit einem Donnerschlag weg.
Hoyt glaubte, einen Schrei zu hören.
Cian lag blutend auf dem Boden. Sein halb verbranntes Hemd rauchte noch.
Hoyt sank auf die Knie und tastete nach dem Puls, als ihm einfiel, dass er ja sowieso nichts fühlen würde. »Mein Gott, mein Gott, was habe ich getan?«
»Er hat schlimme Verbrennungen. Zieh ihm das Hemd aus.« Glennas Stimme war kühl und ruhig wie Wasser. »Vorsichtig.«
»Was ist passiert? Was zum Teufel hast du getan?« King schob Hoyt beiseite. »Du Hurensohn. Cian! Jesus Christus!«
»Wir haben gerade einen Zauberspruch beendet. Er hat die Tür geöffnet, und das ganze Zimmer war voller Licht. Niemand ist schuld. Larkin«, sagte Glenna, »hilf King, Cian in sein Zimmer zu tragen. Ich komme gleich. Ich habe Mittel hier, die ihm helfen werden.«
»Er ist nicht tot«, sagte Hoyt leise und starrte seinen Bruder an. »Er ist nicht tot.«
»Nein, er ist nicht tot«, wiederholte Glenna. »Ich kann ihm helfen. Ich bin eine gute Heilerin. Das ist eine meiner Stärken.«
»Ich komme mit.« Moira trat zur Seite, um King und Larkin vorbeizulassen. »Ich kann dir helfen.«
»Gut. Geh schon mal mit ihnen. Ich hole rasch meine Sachen. Hoyt, ich kann ihn heilen.«
»Was haben wir getan?« Hoyt starrte hilflos auf seine Hände. Sie vibrierten immer noch vom Zauber, fühlten sich jetzt jedoch leer und nutzlos an.
»Wir reden später darüber.« Glenna ergriff seine Hand und zog ihn mit sich ins Turmzimmer.
Der Kreis war in den Boden eingebrannt wie ein weißer Ring. In seiner Mitte glitzerten neun Silberkreuze mit einem runden, roten Jaspis an der Verbindungsstelle.
»Neun. Drei Mal drei. Wir denken später darüber nach. Für den Moment lassen wir sie besser hier.«
Hoyt ignorierte sie. Er trat in den Kreis und hob ein Kreuz auf. »Es ist kühl.«
»Gut. Gut.« In Gedanken war sie bereits bei Cian. Sie ergriff ihren Kasten. »Ich muss jetzt hinunter, um zu sehen, was ich für ihn tun kann. Niemand hat Schuld, Hoyt.«
»Schon zweimal. Schon zweimal habe ich ihn fast getötet.«
»Ich habe den gleichen Anteil daran wie du. Kommst du jetzt mit?«
»Nein.«
Sie wollte etwas erwidern, schüttelte dann aber nur den Kopf und eilte hinaus.
In dem prächtigen Schlafzimmer lag der Vampir still auf dem breiten Bett.
Sein Gesicht war das eines Engels. Eines gefallenen Engels, dachte Moira. Sie schickte die Männer weg, damit sie warmes Wasser holten und Verbandsstoff, aber hauptsächlich, damit sie nicht im Weg herumstanden.
Jetzt war sie allein mit dem Vampir, der auf dem breiten Bett lag. Still wie der Tod.
Wenn sie die Hand auf seine Brust legte, würde sie keinen Herzschlag spüren. Und kein Atemhauch würde den Spiegel trüben, wenn sie ihn vor seinen Mund hielte. Und es gäbe auch kein Spiegelbild.
Das alles und noch mehr hatte sie gelesen.
Aber er hatte ihr das Leben gerettet, und sie stand in seiner Schuld.
Sie trat an sein Bett und benutzte das bisschen Magie, über die sie verfügte, um seine Brandwunden zu
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