Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
Teil des Schmerzes für einen Augenblick selbst aufgenommen. Das würde er ihr nie vergessen. »Ein bisschen, ja. Ein bisschen. Danke.«
Sie legte ihm weitere Lappen auf die Wunden und wandte sich wieder ihrem Kräuterkasten zu.
»Ich säubere rasch die Schnitte und versorge die Prellungen, und dann gebe ich dir etwas, damit du schlafen kannst.«
»Ich will nicht schlafen.«
Sie beugte sich über ihn, um ihm das Gesicht abzuwaschen, hielt jedoch verblüfft inne. Sie legte ihm die Finger an die Wange und musterte prüfend sein Gesicht. »Ich dachte, die Verletzungen wären schlimmer.«
»Das waren sie auch. Die meisten Wunden heilen bei mir rasch.«
»Gut. Wie kannst du sehen?«
Er blickte sie aus seinen blauen Augen an. »Ich sehe dich völlig klar, Rotschopf.«
»Du könntest eine Gehirnerschütterung haben. Bekommt ihr Gehirnerschütterung? Wahrscheinlich schon«, beantwortete sie sich ihre Frage selbst, bevor er etwas erwidern konnte. »Hast du sonst noch Verbrennungen?« Sie begann die Decke herunterzuziehen und warf ihm einen verschmitzten Blick zu. »Stimmt es eigentlich, was man über Vampire so sagt?«
Er musste lachen, zog jedoch zischend die Luft ein, als der Schmerz zurückkehrte.
»Das ist ein Mythos. Wir sind genauso ausgestattet wie vor der Verwandlung. Du kannst gerne hinschauen, aber in diesem Bereich bin ich nicht verletzt. Es hat mich nur an der Brust voll erwischt.«
»Dann wahren wir die Schicklichkeit – und meine Illusionen.« Sie ergriff seine Hand. »Ich dachte, wir hätten dich getötet. Er hat das auch geglaubt. Und jetzt leidet er.«
»Oh, er leidet, ach ja? Vielleicht möchte er gerne mit mir tauschen.«
»Du weißt, dass er das täte. Er liebt dich. Das kann er nicht abstellen, und er hatte auch nicht so viel Zeit wie du, um dich als Bruder aus seinem Herzen zu reißen.«
»In der Nacht, als ich starb, haben wir aufgehört, Brüder zu sein.«
»Nein, das stimmt nicht. Und du betrügst dich selber, wenn du dir das einredest.« Sie erhob sich. »Für den Moment kann ich dir leider nicht mehr Linderung verschaffen. In einer Stunde komme ich wieder und arbeite noch ein wenig mehr an dir.«
Sie packte ihre Sachen zusammen. Moira schlüpfte vor ihr aus dem Zimmer. »Was hat es mit ihm gemacht?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher«, erwiderte Glenna.
»Das solltest du aber. Ihr habt da eine mächtige Waffe gegen seine Art. Wir könnten sie benutzen.«
»Wir hatten keine Macht darüber. Ich weiß nicht, ob wir sie im Kampf einsetzen könnten.«
»Aber wenn«, beharrte Moira.
Glenna öffnete die Tür zu ihrem Zimmer und brachte ihren Kasten hinein.
Sie war noch nicht dazu bereit, in den Turm zurückzugehen. »Soweit ich es beurteilen kann, hat die Magie eher uns beherrscht. Sie war groß und stark, zu stark für uns beide. Wir konnten sie noch nicht einmal gemeinsam bewältigen, und dabei waren wir so eng miteinander verbunden, wie es nur ging. Es war so, als hätten wir uns im Innern der Sonne befunden.«
»Die Sonne ist eine Waffe.«
»Wenn du mit einem Schwert nicht umgehen kannst, läufst du Gefahr, dich selber zu verletzen.«
»Dann musst du lernen, damit umzugehen.«
Glenna setzte sich auf ihr Bett und streckte die Hand aus. »Ich zittere«, sagte sie. »Und es gibt Stellen in meinem Körper, von denen ich gar nichts wusste, die genauso zittern wie meine Hand.«
»Und ich belästige dich. Es tut mir leid. Du hast so beherrscht und ruhig gewirkt, als du den Vampir behandelt hast.«
»Er hat einen Namen. Cian. Nenn ihn auch so.« Moira fuhr zurück, als hätte Glenna sie ins Gesicht geschlagen. Ihre Augen weiteten sich, als Glenna in scharfem Ton fortfuhr: »Das mit deiner Mutter tut mir leid. Es tut mir entsetzlich leid, aber er hat sie nicht getötet. Wenn sie von einem blonden Mann mit blauen Augen ermordet worden wäre, würdest du dann auch alle blonden Männer mit blauen Augen hassen?«
»Das ist nicht dasselbe, das kannst du überhaupt nicht miteinander vergleichen.«
»Doch, es ist etwas Ähnliches, vor allem in unserer Situation.«
Trotzig blickte Moira sie an. »Ich habe ihm Blut zu trinken gegeben und habe ihm die Schmerzen ein wenig gelindert. Ich habe dir geholfen, seine Verbrennungen zu versorgen. Das sollte reichen.«
»Tut es aber nicht. Warte«, befahl Glenna, als Moira aus dem Zimmer laufen wollte. »Warte einfach. Wenn ich eben ruhig gewirkt habe, dann deshalb, weil ich so am besten damit umgehen kann. Bewältige die Krise, dann kannst du
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