Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
zusammenbrechen. Aber was ich gesagt habe, gilt, Moira.
Und genauso gilt, was du eben gesagt hast: Wir brauchen ihn. Du wirst nicht darum herumkommen, ihn wie einen Menschen zu behandeln.«
»Sie haben sie in Stücke gerissen.« Moiras Augen füllten sich mit Tränen. »Nein, er war nicht dabei, er hatte nichts damit zu tun. Er hat mich sogar mit seinem Schwert verteidigt. Das weiß ich ja alles, aber ich fühle es nicht.«
Sie legte die Hand auf ihr Herz. »Ich kann es nicht fühlen. Sie ließen mir noch nicht einmal Zeit, meine Mutter zu betrauern. Und jetzt empfinde ich nur noch Trauer und Wut. Alles ist Blut und Tod. Ich will diese Last nicht, ich will nicht weit weg sein von meinem Volk, von allem, was ich kenne. Warum sind wir hier? Warum hat man uns das auferlegt? Warum gibt es keine Antworten?«
»Ich weiß es nicht, aber das ist auch nur eine weitere Nicht-Antwort. Es tut mir so schrecklich leid, Moira, was mit deiner Mutter passiert ist. Aber du bist nicht die Einzige hier, die trauert und wütend ist. Nicht die Einzige, die Fragen stellt und am liebsten wieder in ihrem alten Leben wäre.«
»Du gehst eines Tages dorthin zurück. Aber mir ist das nicht möglich.« Moira riss die Tür auf und lief hinaus.
»Na, großartig. Großartig.« Glenna ließ den Kopf in die Hände sinken.
Im Turmzimmer legte Hoyt jedes Kreuz auf ein weißes Leinentuch. Sie waren abgekühlt, und obwohl das Metall ein wenig an Leuchtkraft verloren hatte, strahlte es doch noch hell genug, um in den Augen zu schmerzen.
Er hob Glennas Becken auf. Es war schwarz verschmort, und er bezweifelte, dass sie es jemals wieder verwenden konnte. Ob das wohl so sein sollte? Die Kerzen, die sie vorbereitet und angezündet hatten, waren nur noch Wachspfützen auf dem Fußboden. Bevor irgendein anderer Zauber hier getätigt wurde, musste das gesamte Zimmer gereinigt werden.
Der Kreis hatte sich als dünne, weiße Linie in den Boden eingebrannt, und das Blut seines Bruders befleckte die Tür und die Wand davor.
Opfer, dachte er. Für die Macht musste man immer bezahlen. Dass er den Kerzenleuchter seiner Mutter hineingegeben hatte und Glenna den Ring ihrer Großmutter, war nicht genug gewesen.
Das Licht hatte so heftig und hell gestrahlt und war so heiß gewesen, aber seine Haut hatte es nicht verbrannt. Er hob die Hand und musterte sie. Nichts. Keine Verletzung. Sie zitterte noch, ja, aber sonst sah man ihr nichts an.
Das Licht hatte ihn erfüllt, ihn beinahe verzehrt. Es hatte ihn so wahrhaftig mit Glenna zusammengeschweißt, dass sie fast wie eine Person, eine Macht gewesen waren.
Eine fantastische, große Macht.
Und es war wie der Zorn der Götter auf seinen Bruder herabgefahren. Es hatte seinen Zwilling niedergestreckt, während er, der Zauberer, davon erfüllt gewesen war.
Und jetzt war er leer, wie ausgehöhlt. Was an Macht noch in ihm war, erschien ihm wie Blei, schwer und kalt, und das Blei war dick mit Schuld überzogen.
Er konnte jetzt nichts anderes tun, als in diesem Zimmer wieder Ordnung zu schaffen. Geschäftig widmete er sich dieser Aufgabe, weil sie ihn beruhigte. Als King ins Zimmer stürmte, blieb er stehen und nahm den Schlag ins Gesicht, den er kommen sah, ungeschützt hin.
Die Wucht des Fausthiebs schleuderte ihn gegen die Wand, und dort glitt er wie ein schlaffer Sack zu Boden.
»Steh auf. Steh auf, du Hurensohn.«
Hoyt spuckte Blut. Er stützte sich mit einer Hand an der Wand ab und zog sich mühsam hoch.
Wieder schlug der Rammbock zu. Dieses Mal wurde es Hoyt schwarz vor Augen. Er verstand kaum, was King sagte, beeilte sich jedoch, seinen Befehlen nachzukommen.
Eisiger Schmerz fuhr ihm wie ein Blitz durch den Kopf.
Glenna flog förmlich die Treppe hinauf. Sie versuchte erst gar nicht, King zur Seite zu schieben, sondern rammte ihm den Ellbogen in den Bauch und warf sich schützend über Hoyt.
»Hör auf! Lass ihn in Ruhe! Blöder Bastard! Oh, Hoyt, dein Gesicht!«
»Geh weg!« Er brachte die Worte kaum heraus, und sein Magen zog sich vor Schmerz zusammen, als er versuchte, sie wegzustoßen und wieder aufzustehen.
»Na los! Schlag mich! Los, komm schon!« King breitete die Arme aus und tippte sich ans Kinn. »Ich gebe dir einen Freischuss. Ach was, du bekommst zwei, du elender Hurensohn. So eine Chance hat Cian nicht gehabt.«
»Er ist also gegangen. Lass mich los!« Er schob Glenna beiseite. »Na los«, sagte er zu King. »Bring es zu Ende.«
King ließ die geballten Fäuste sinken. Der Mann konnte
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