Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
»Deine Haare sind wie schwarze Seide, ganz leicht gewellt. Wenn eine Frau einem Mann die Haare schneidet, so gilt das in manchen Kulturen als Eheversprechen.«
Sein Kopf fuhr herum, aber sie hatte diese Reaktion schon vorausgesehen und die Schere weggenommen. Ihr Lachen hallte von den Wänden des Badezimmers wider. »Das war nur ein Witz. Mann, dich kann man aber leicht aus der Fassung bringen. Ich bin fast fertig.«
Sie stellte sich mit gespreizten Beinen vor ihn, sodass ihre Brüste fast sein Gesicht streiften. Langsam hatte er das Gefühl, dass ein Haarschnitt gar nicht so schlimm war.
Schließlich legte sie die Schere beiseite und fuhr ihm mit den Fingern durch die feuchten Haare. »Hier, schau dich an.«
Er stand auf und studierte sich im Spiegel. Seine Haare waren kürzer und wirkten jetzt wahrscheinlich gepflegter, auch wenn er sie vorher in Ordnung gefunden hatte. Aber wenigstens hatte sie ihn nicht wie ein Schaf geschoren, und ihr schien es zu gefallen.
»Es ist sehr schön, danke.«
»Gern geschehen.«
Er zog sich an, und als sie in die Küche traten, waren bis auf Cian schon alle da.
Larkin schaufelte sich Rührei auf den Teller. »Guten Morgen. Dieser Mann hier hat bei Eiern magische Hände.«
»Und meine Schicht am Herd ist vorbei«, verkündete King. »Wenn ihr also Frühstück wollt, müsst ihr euch schon selbst welches machen.«
»Darüber wollte ich mit euch sprechen.«
Glenna öffnete den Kühlschrank. »Kochen, Wäsche, grundlegende Hausarbeiten. Wir müssen die Pflichten untereinander verteilen.«
»Ich helfe gerne«, warf Moira ein. »Du musst mir nur zeigen, was und wie ich es tun soll.«
»Gut, dann schau mir zu. Für heute Morgen bleiben wir mal bei Eiern und Speck.« Sie begann das Frühstück vorzubereiten, während Moira jede ihrer Bewegungen verfolgte.
»Wenn du schon einmal dabei bist, ich hätte gerne noch mehr.«
Moira blickte zu Larkin. »Dieser Mann hat einen Appetit wie eine neunköpfige Raupe.«
»Hmm. Wir müssen regelmäßig Lebensmittel einkaufen.« Glenna wandte sich an King. »Ich würde sagen, darum müssen wir beide uns kümmern, weil die drei hier nicht Auto fahren können. Larkin und Moira brauchen auch passende Kleidung. Wenn du mir den Weg beschreibst, kann ich das nächste Mal fahren.«
»Heute scheint keine Sonne.«
Glenna nickte Hoyt zu. »Ich habe Schutz, und vielleicht wird es ja noch heller.«
»Den Plan für den Haushalt kannst du uns ja aufschreiben, und wir halten uns dann daran. Aber auch du musst die Regeln befolgen. Niemand geht alleine aus dem Haus oder in den Ort. Und unbewaffnet schon gar nicht.«
»Sind wir tatsächlich ans Haus gefesselt, nur weil es regnet?« Larkin stach mit seiner Gabel in die Luft. »Ist es nicht langsam mal an der Zeit, ihnen klar zu machen, dass es nicht nur nach ihren Regeln geht?«
»Da hat er nicht ganz Unrecht«, erklärte Glenna. »Vorsichtig, aber nicht feige.«
»Außerdem steht ein Pferd im Stall«, fügte Moira hinzu. »Es muss versorgt werden.«
Hoyt hatte sich selbst darum kümmern wollen, während die anderen anderweitig beschäftigt waren. Jetzt fragte er sich, ob es nur Mangel an Vertrauen war, was er für Verantwortungsbewusstsein und Führungsstärke gehalten hatte.
»Larkin und ich versorgen das Pferd.« Er setzte sich, als Glenna Teller auf den Tisch stellte. »Glenna braucht Kräuter und ich auch, deshalb müssen wir uns darum ebenfalls kümmern. Aber vorsichtig«, betonte er. Während er aß, überlegte er im Stillen, wie sie es am besten anstellen konnten.
Er gürtete sein Schwert. Es nieselte jetzt nur noch, aber das konnte tagelang so weitergehen. Daran konnte er etwas ändern. Zusammen mit Glenna konnte er die Sonne zum Vorschein bringen.
Aber die Erde brauchte den Regen.
Er nickte Larkin zu und öffnete die Tür.
Gemeinsam liefen sie zum Stall, wobei sie sich gegenseitig Rückendeckung gaben.
»Bei diesem Wetter kann es ihnen aber keinen Spaß machen, einfach nur dazusitzen und auf uns zu warten«, meinte Larkin.
»Wir bleiben auf jeden Fall eng zusammen.«
Aufmerksam blickten sie sich nach Schatten und Bewegung um, aber da war nichts, außer Regen und dem Duft von Blumen und Gras.
Im Stall war die Arbeit für sie beide Routine. Ausmisten, frisches Stroh, Hafer und Striegeln. Es war tröstlich, sich mit dem Pferd zu beschäftigen, fand Hoyt.
Larkin sang bei der Arbeit eine fröhliche Weise.
»Ich habe zu Hause eine kastanienbraune Stute«, erzählte er Hoyt. »Sie ist
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