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Grün wie ein Augustapfel

Grün wie ein Augustapfel

Titel: Grün wie ein Augustapfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Chef von der Penne war von der Funkeinrichtung so begeistert, daß er gesagt hat, so etwas wäre einmalig, und die Konstruktion der Sendeanlage und der bohnengroßen Empfänger wäre solch eine großartige technische Leistung, daß sich die Jungens allein schon damit ihr Abitur redlich verdient hätten!«
    Gregor brach in ein schallendes Gelächter aus.
    »Was lachst du so dämlich?« fragte Walter irritiert.
    »Und diesen Quatsch glaubst du?« schrie Werner, der sich plötzlich auch vor Lachen schüttelte.
    »Leute, ich weiß es von einem Nürnberger, der auf der Penne war, wo die Geschichte passiert ist! Er hat mir geschworen, daß jedes Wort wahr ist.«
    »Laß ihn doch, Gregi«, sagte Werner gemütlich, »die Geschichte ist prima. Aber was nützt sie uns? Mit dem Bau der Funkanlage könnte man ja eine Firma beauftragen. Aber wo nehmen wir in zehn Tagen den Referendar her?« Er boxte Gregor in die Seite und mußte plötzlich so lachen, daß ihm die Tränen aus den Augen liefen.
    »Die Geschichte muß in die Bierzeitung«, keuchte Gregor überwältigt, »besonders die Ansprache vom Direktor! Das gibt den Knüller der Saison!«
    »Hört schon auf, ihr Idioten«, knurrte Walter Scholz, dem seine Geschichte auf einmal auch nicht mehr ganz geheuer zu sein schien, »aber wenn man sich die Sache vorstellt... Es wäre schon ein tolles Ding. Und ihr beiden könnt leicht lachen. Ihr habt das Abitur in der Tasche. Aber ich armes Schwein... Mir werden die Hosen naß, wenn ich an meinen Alten denke!«
    »Nun reg dich nicht auf, Dicker«, sagten sie beide und hauten ihm von rechts und von links auf die Schulter, »wir schleppen dich schon irgendwie durch. Und wenn wir mit dem Stemmeisen an den Schreibtisch vom Chef 'rangehen müßten...«
    »Das würdet ihr für mich riskieren?«
    »Neenee, um Gottes willen...«, sagte Gregor hastig.
    »Gregi hat es nur so bildlich gemeint«, murmelte Werner und gab Gregor einen heimlichen Tritt, Walter nicht solch gefährliche Flöhe ins Ohr zu setzen. »Wir müssen uns die Sache nur richtig überlegen, wie wir dir die Lösungen in Mathe zuschieben können. Irgendeinen Dreh muß es doch geben!«
    »Dreh...«, sagte Walter mutlos, »neuerdings wird sogar der Lokus von einem Referendar beaufsichtigt.«
    Gregors Mundwinkel begannen zu zucken: »Hör bloß mit dem Referendar auf!«

4

    Während Herr Guntram auf der Schreibmaschine seines Neffen Jürgen Barwasser ein halbes Dutzend Briefe herunterhämmerte, drangen die Rhythmen der heißen Musik in den Zigarettenpausen zu ihm hinüber, Gelächter, das Schleifen der Sohlen auf dem Parkett und die heiseren Stimmen der Refrainsänger. Als er seine Briefe schließlich unterschrieb, bemerkte er mit einiger Überraschung, daß der Kugelschreiber in seiner Hand sich selbständig gemacht und auf einem Konzeptbogen in flotten Strichen — die zeichnerische Begabung gehörte schließlich zu seinem Beruf — Profile, Halbprofile, den Ansatz einer Nackenlinie und ein halbes Dutzend Skizzen eines Mädchens in Tanzposen hingestrichelt hatte, das eine unverkennbare Ähnlichkeit mit Manuela Mellin besaß. Er starrte einigermaßen verblüfft auf sein Werk, schüttelte den Kopf, als sei er mit sich selbst durchaus nicht zufrieden, und zerriß das Blatt in winzige Schnitzel, die er in den Papierkorb fegte. Und er runzelte mißmutig die Stirn, als er sich bei dem Gedanken ertappte, Manuela Mellin im Arm zu halten und die zyklamenroten Lippen zur Hingabe zu wecken. Das sah äußerst verdächtig nach der ersten Alterserscheinung aus, die er an sich entdeckte. Denn das Mädchen war schließlich mindestens zwanzig, wenn nicht gar fünfundzwanzig Jahre jünger als er.
    Es war kurz vor zwölf, als er sich entschloß, zu den jungen Leuten hinüberzugehen. Der Plattenspieler dudelte unentwegt weiter, aber nicht mehr Tanzmusik, sondern Songs aus der >Dreigroschenoper<. Die Paare saßen vor dem Apparat am Boden und summten die Texte mit. »... und die minderjähr'ge Witwe, deren Namen man nicht weiß...«
    Die riesige Schüssel mit Sandwiches war leergefegt. Gott sei Dank, ihr Appetit ließ nichts zu wünschen übrig. In dieser Hinsicht unterschied sich diese Jugend nicht von seiner Generation. Im Bowlenkrug stand noch ein kleiner Bodensatz, die Erdbeeren waren restlos herausgefischt. Es war Helma Bode, die ihn zuerst entdeckte und mit einer einladenden Geste neben sich deutete. Klaus Adami rückte nur sehr zögernd zur Seite. Aber Herr Guntram winkte ab, er war nur gekommen,

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