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Grün wie ein Augustapfel

Grün wie ein Augustapfel

Titel: Grün wie ein Augustapfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Glühspirale an, die Guntram ihm zureichte.
    »Wo soll ich Sie und die junge Dame absetzen?«
    »Irgendwo in der Nähe der Anlagen.«
    »Kann ich das verantworten?«
    »Sie können«, antwortete der junge Mann lakonisch. Wenige Minuten später gab er Herrn Guntram durch einen sanften Kniedruck zu verstehen, daß es soweit sei. Rechts neben der Straße türmten sich die alten Bäume des ehemaligen Glacisgeländes schwarz gegen den Nachthimmel. Unter ihren Kronen verloren sich die Promenadewege zwischen den spärlichen Laternen in der Dunkelheit.
    »Ah«, hörte Guntram Manuela sagen, »ihr beide wollt noch ein wenig an die frische Luft.«
    Helmas Antwort war ein Kichern, es klang wie der Lockruf einer Taube. Auf Guntrams Stirn erschien eine kleine Sorgenfalte...
    »Vielen Dank für die Fahrt, Herr Guntram«, sagte Helma und reichte ihm die Hand, ehe sie sich in den Arm ihres Freundes einhängte und mit ihm auf eine Bank unter einer mächtigen Kastanie zusteuerte. Guntram schaute den beiden sekundenlang nach, ehe er sich zu Manuela umdrehte.
    »Wollen Sie nicht den Platz wechseln, Fräulein Mellin? Sie sitzen vorn bequemer...«
    »Es lohnt sich kaum mehr«, antwortete sie kühl und laut genug, daß Helma und Klaus Adami sie noch hören konnten. Aber dann entschloß sie sich doch, den zugigen Platz zu verlassen und sich neben Guntram zu setzen. Ihr enger Rock schob sich hoch und ließ ziemlich viel Knie sehen.
    »Wie müssen wir jetzt fahren?« fragte er, »so genau kenne ich mich hier nicht aus, zumal bei Nacht...«
    »Geradeaus, ich sage Ihnen dann weiter Bescheid.«
    Er drückte den ersten Gang ein und fuhr an.
    »Darf ich mir eine Zigarette nehmen?«
    »Natürlich, und entschuldigen Sie, daß ich Ihnen keine angeboten habe, Fräulein Mellin ich wußte nicht, daß Sie rauchen.«
    »Ich rauche selten, aber jetzt ist mir danach zumute.«
    Er warf ihr von der Seite einen kurzen Blick zu, als der glühende Anzünder ihr Gesicht rosig aufschimmern ließ.
    »Noch immer geradeaus?« fragte er, als sie eine Straße mit Warnschildern überquerten.
    »Ja, immer geradeaus«, antwortete sie starr.
    Es kam ihm ein wenig merkwürdig vor, denn seinem Ortsgefühl nach fuhren sie nicht zum Fluß hinunter, sondern irgendwo in entgegengesetzter Richtung zur Stadt hinaus. Und plötzlich, hinter einer Bahnunterführung, sah er ein halbes Dutzend gelb beleuchteter Richtungsschilder, die ihn veranlaßten, den Wagen abzustoppen.
    »Sagen Sie einmal, Kindchen«, knurrte er nicht allzu liebenswürdig, »wohin wollen Sie mich eigentlich lotsen?« Er hielt neben Kohlenschuppen und Lagerplätzen für Baumaterial und Holz auf einem Platz, in den drei oder vier Fernstraßen einmündeten. Die Gegend war wie ausgestorben. Kein Mensch und kein Auto schienen hier unterwegs zu sein.
    »Ich habe Kopfschmerzen«, sagte sie mit einer leidenden Miene und fuhr sich mit den Fingerspitzen über die glatte Stirn. »Ich dachte, es würde mir guttun, noch ein wenig durch die Landschaft zu gondeln.« Sie sog an ihrer Zigarette und blies den Rauch, ohne zu inhalieren, aus spitzen Lippen gegen die Windschutzscheibe.
    Er nahm ihr die Zigarette fort und warf sie links neben dem Wagen auf die Straße. Die Glut versprühte einen kleinen Funkenregen: »Sie brauchen Luft und keine Zigaretten, wenn Ihnen der Kopf weh tut«, sagte er grimmig, »und jetzt zeigen Sie mir, wo Sie wohnen. Ihre Mutter wird sich Sorgen machen.«
    »Sie können beruhigt sein, sie macht sich keine Sorgen. Es stimmt nämlich gar nicht, daß ich um zwölf daheim sein soll. Ich bin schließlich kein Kind mehr.«
    »Das habe ich inzwischen bemerkt«, sagte er verkniffen.
    »Wirklich?« fragte sie und lächelte ihn an. »Aber sagen Sie, Herr Guntram, finden Sie es hier eigentlich sehr gemütlich? Mitten auf der Straße neben diesem scheußlichen Bauzaun mit den uralten Zirkusplakaten?«
    »Sagen Sie einmal, Kindchen, was ist eigentlich mit Ihnen los und was haben Sie mit mir für dunkle Absichten?« fragte er halb ärgerlich und halb belustigt. »Mir kommt es gerade so vor, als ob Sie die Madame Potiphar spielen wollten. Aber, verdammt noch einmal, mir liegt die Josephsrolle nicht!«
    »Das habe ich auch nicht angenommen«, sagte sie und zupfte an ihrem Rock, aber er reichte einfach nicht über die
    Knie. Es war nicht ihre Schuld, die Mode schrieb die Rocklänge vor.
    Er drückte den Gang herein, gab Gas und jagte mit quietschenden Pneus in einem kurz bemessenen Halbkreis auf den Weg zurück, den er

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