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Grün wie ein Augustapfel

Grün wie ein Augustapfel

Titel: Grün wie ein Augustapfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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letzten zwei Jahren aufgefallen, daß nämlich Freytag etwa ein Dutzend Kameras und eine Anzahl kostspieliger Filmkameras zu Zahlungsbedingungen von 24 Monatsraten verkauft hatte.
    »Aber das hatte er mir doch selber vorgeschlagen«, bemerkte Viktoria. »Und die bequemen Raten führten tatsächlich zu einem bedeutend größeren Umsatz.«
    »Gewiß, Frau Mellin«, nickte Balzer, »aber ist Ihnen jemals aufgefallen, daß von diesen Apparaten, die zu so einem bequemen Ratensatz verkauft wurden, mehr als die Hälfte bald nach der Anzahlung oder nach der ersten Ratenzahlung von den Käufern zurückgegeben wurden?«
    »Nein«, antwortete Viktoria zögernd.
    »Ich habe lange gebraucht, um hinter den Trick zu kommen«, gestand der junge Mann, als wolle er Viktoria entschuldigen. »Nehmen Sie an, Herr Freytag verkaufte eine Filmkamera im Wert von 2400 Mark. Der Käufer zahlte bei diesem Geschäft 100 Mark an. Dann standen mit der Verzinsung 24 Monatsraten zu je 100 Mark aus. Wir haben einige Kunden, die diese Raten brav abgestottert haben oder noch daran stottern. Aber 14 Kameras — mit den Objektivsätzen Verkaufsobjekte von je rund 2000 Mark — und 8 Filmkameras im Wert von rund 3000 Mark pro Stück liefen nach der Anzahlung oder nach der ersten Rate zurück.« Er zog einen Maschinenbogen aus der Brusttasche und faltete ihn auseinander. Er enthielt eine lange Liste von genau bezeichneten Kameramarken und ein paar Dutzend Namen nebst Anschrift.
    »Ich habe mir hier die Namen der Käufer notiert, wie ich sie auf den von Herrn Freytag ausgestellten Rechnungen fand.«
    Er überreichte Viktoria das Blatt, sie überflog es und gab es an Guntram weiter.
    Guntram kniff ein Auge zu: »Und wenn ich richtig vermute, so existieren diese Käufer gar nicht, nicht wahr?«
    »Genauso ist es«, rief Herr Balzer erregt, »sie existieren nicht. Ich bin den Namen anhand des Adreßbuches nachgegangen, und ich habe, wenn es sich um auswärtige Käufer handelte, die Einwohnermeldeämter und Gemeinden angerufen. Es gibt diese Leute überhaupt nicht! Es sind erfundene Anschriften und Namen.«
    »Ich verstehe das alles nicht«, murmelte Viktoria verstört, und auch Manuela und Gregor sahen Herrn Balzer einigermaßen ratlos an. Nur Guntram schien den Trick zu durchschauen.
    »Wie hoch ist der Wert der Apparate, die auf diese Weise unterwegs sind?« fragte er.
    »Rund gerechnet 25 000 Mark«, antwortete Herr Balzer und wandte sich an Viktoria, um ihr die Sache zu erklären, aber Guntram nahm ihm diese Aufgabe ab.
    »Die Sache ist sonnenklar, Frau Viktoria. Freytag jongliert folgendermaßen: Er stellt eine Rechnung auf Herrn Ypsilon aus, leistet die Anzahlung aus eigener Tasche, und hat irgendwo einen Mann sitzen, der den Apparat zum vollen Wert oder zu einem Teil seines Wertes in Pfand nimmt und beleiht. Hat er beim Spiel Glück, so löst er den Apparat aus, nimmt ihn ins Geschäft zurück und beginnt das Spiel von vorn, sobald er wieder in Geldnot ist. Er läßt sich seine Leidenschaft sogar die Anzahlung kosten.«
    »Sie haben es genau erfaßt«, sagte Herr Balzer fast bewundernd, »ich hätte es nicht besser erklären können.«
    »Den Trick habe ich jetzt kapiert«, murmelte Gregor, »aber wo bleibt eigentlich der Betrug? Wo schädigt Freytag uns?«
    »Der Schaden wird in dem Augenblick entstehen«, sagte Guntram, »in dem Freytag Verluste erleidet, die er nicht mehr decken kann. Dann sind die verpfändeten Apparate im Wert von 25 000 Mark verloren.«
    »So ist es«, nickte Herr Balzer und fiel in seinem Sessel seufzend zusammen. »Ich bin fix und fertig«, sagte er und schluckte, als sei ihm der Mund ausgetrocknet. »Das ist nun der Mann, den ich mir zum Vorbild genommen hatte! Immer tadellos in Schale, sozusagen distinguiert, ein erstklassiger Fachmann und ein Verkäufer, wie er im Buch steht. Und dann schaut man hinter die Fassade, und da steht nun ein jämmerlicher Gauner vor einem... Nein, wissen Sie, da kann einem ganz schlecht werden!«
    »Jawoll«, knurrte Gregor, »das nenne ich einen Gangster! Und wenn der Bewährung kriegt...« Er machte eine Handbewegung, als könne man dann der ganzen Justiz nur noch eine Handvoll Erde auf den Sarg nachwerfen.
    Guntram unterdrückte ein Grinsen, auch Viktoria versteckte plötzlich ihr Gesicht hinter der Hand, zum Glück bemerkte Gregor es nicht, er war zu empört und erregt.
    »Die Frage ist jetzt: Was soll man gegen Freytag unternehmen? Denn irgend etwas muß doch geschehen.«
    »Natürlich«,

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