Gründergeschichten
geht.
Mir war klar, dass man einen Teil der Entwicklung retten kann. Auch die Zusammenarbeit mit der Uni war super. Ich wollte nicht
aufgeben, allein schon deshalb, weil wir so viel Energie investiert hatten.
|72| Der Gründer
Name:
Maximilian Reindl
Geburtsjahr
:
1954
Geburtsort
:
München
Ausbildung /Abschluss:
Diplom-Ingenieur für Feinwerktechnik
Heutige Position in der Firma:
Vorstandsvorsitzender (CEO)
Das Unternehmen
Firmenname:
WaveLight AG
Sitz
:
Erlangen
Gründungsjahr
:
1996
Was macht die Firma?
Spezialist für die Optik im Auge. Die Produktpalette umfasst Diagnose- und Lasersysteme für die refraktive Chirurgie sowie
Intraokularlinsen und Komplettlösungen für die Kataraktchirurgie.
Mitarbeiter:
333 Mitarbeiter
Umsatz:
81,4 Millionen Euro
Gewinn:
-20,1 Millionen Euro
|73|
Max Reindl (der einst auch Laser für
Schönheits-Operationen herstellte)
|74| Ich sprach mit dem Professor. Er riet mir, doch einen Gaslaser zu machen. Das hatten wir schon lange im Hinterkopf, aber bisher
nicht gewagt. Denn ein Gaslaser, der gezielt kleinste Strukturen aus dem Gewebe entfernen kann und sich deshalb besonders
für die Augenchirurgie eignet, war viel anspruchsvoller, und wir hatten nur einen in der Truppe, der sich damit auskannte.
Meine Leute verhielten sich zunächst extrem ablehnend. Dennoch sagte ich: »Wir riskieren es. Wir fangen eben noch mal von
vorne an«. Die Entscheidung traf ich allein. Das nimmt einem keiner ab. Ich war immer einer, der sich Meinungen anhört, aber
am Ende des Tages allein entscheidet. Vielleicht bin ich auch zu ungeduldig, aber in der Regel kriegt man von Teams auch keine
Entscheidung, sondern allenfalls eine Hilfestellung.
Also bin ich wieder losgedackelt, um frisches Kapital für den Gaslaser zu besorgen, legte ein neues Konzept vor und erklärte
den Kapitalgebern das Risiko. Natürlich diskutierten die untereinander. »Machst du noch mit oder nicht?« Vorwürfe machte mir
keiner. Damals, 1997, gab es zum Glück gerade eine Aufbruchstimmung, der Neue Markt boomte noch. Der Rest war Reden. Offensichtlich
konnte ich sie überzeugen, noch einmal zwei Millionen D-Mark in meine Pläne zu investieren. Ich wusste, der zweite Schuss
darf nicht daneben gehen – einen dritten gibt es nicht.
Es dauerte zwar etwas länger, als erwartet, aber dann hatten wir den »Allegretto«-Laser, unser wichtigstes Produkt heute,
mit dem sich Kurz- und Weitsichtigkeit korrigieren lassen. Wir entwickelten ein innovatives Produkt nach dem anderen, beispielsweise
einen leistungsstärkeren Laser mit 200 Hertz, mit dem sich die Behandlung verkürzen lässt, da waren |75| wir weltweit die Ersten. Im Jahr 2000 entwickelten wir einen Wellenfrontanalyzer, ein Messgerät, das das Auge des Patienten
misst und die Sehfehler auf den Laser spielt. Der Laser behandelte nach dieser Instruktion die Hornhaut. Das war weltweit
einmalig.
Schnell war klar, dass Deutschland für uns kein bedeutender Markt sein würde und wir internationale Märkte erobern müssen.
Aber wie macht man das? Wir schickten unsere Leute nach Brasilien, Russland, Indien, China und Korea, später auch nach Japan
und die USA – Vertriebsleute, aber auch Servicetechniker, die sich um die Installation und Wartung der Geräte kümmerten. Das
waren alles erfahrene Spezialisten auf ihrem Gebiet, aber nicht jeder wusste, wie man sich dort benimmt und taktvoll mit Gesprächspartnern
aus einem anderen Kulturkreis umgeht. Einer umarmte mal überschwänglich einen japanischen Kollegen, was den total irritierte.
Ein anderer schob in einer Besprechung mit sechs japanischen Geschäftsleuten seine Visitenkarte über den Tisch, eine der größten
Unverschämtheiten, die man sich denken kann. Denn in Japan übergibt man die Visitenkarte im Stehen, der andere nimmt sie mit
beiden Händen in Empfang und liest sie. Das ist eine kleine Zeremonie, um sich gegenseitigen Respekt zu bekunden.
Ein Chinese erwartet prompt eine Antwort auf seine Mail, da kann man nicht erst Tage später reagieren. Wir holten Spezialtrainer
ins Haus, die uns solche Dinge beibrachten. Ich bin selbst viel in diese Länder gereist. Das meiste habe ich aber durch Lesen
gelernt, vor allem durch Bücher, die sich mit dem Glauben des einzelnen Landes befassen, und durch genaues Beobachten des
Alltags. Wenn man die internationalen Hotels |76| und die Touristenghettos verlässt und das Treiben in den Straßen beobachtet, kann man
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