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Gründergeschichten

Titel: Gründergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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Dreierkombination
     sogar mal Weltmeister, das war 1985 in Italien.
    Als ich das Studium abschloss, war ich fast 30. Spätestens mit 30 wollte ich eine feste Anstellung haben. Die Frage war für
     mich: Gehst du zu Siemens wie 85 Prozent deiner Kommilitonen, schiebst dort deinen 38,5-Stunden-Dienst und hast noch reichlich
     Zeit für den Sport? Oder suchst du eine Herausforderung, einen Job, der Spaß macht, aber mehr Engagement verlangt, mit der
     Konsequenz, den Sport aufzugeben? Ich entschied mich für die Herausforderung. Das war schon bei der Diplomarbeit so. Ich hatte
     zwei Themen zur Auswahl: »Hinterachsprüfstand bei Audi in Ingolstadt«, das klang nicht wirklich aufregend. Die Alternative
     lautete »Optimieren eines Stickstofflasers«. Ich hatte zwar von Lasern keine Ahnung, aber das klang spannend. Das einzige
     Handicap war, dass es für den Hinterachsprüfstand 1000 D-Mark im Monat von Audi gab, für den Stickstofflaser gab es nichts.
     Ich nahm das Laserthema und lernte dadurch einen Physiker beim Medizingerätehersteller Aesculap in Tuttlingen kennen, Dr.
     Walter Wrobel. Er hatte die Aufgabe, ein Entwicklungsteam aufzubauen. Ich sagte, »Da mach ich mit«, mehr so aus Spaß, ging
     auch zum Bewerbungsgespräch. 14 Tage später kam das Angebot von Aesculap, ich könne sofort anfangen.
    |65| Ich bin da mehr oder weniger reingestolpert. Aber das war genau das Richtige. Walter Wrobel, mein Chef, hatte nicht nur viele
     Ideen, sondern freie Hand beim Aufbau der neuen Abteilung. Er kam wie ich von der Universität. Wir saßen in kahlen Räumen
     und konnten alles beschaffen, Computer, Werkzeuge, Messgeräte, um das Labor mitsamt Versuchsaufbauten einzurichten. Ich bekam
     ein Team aus vier Spezialisten, die ich selbst auswählen durfte. Dann legten wir los. Wir entwickelten medizinische Laserinstrumente
     für mikrochirurgische Eingriffe in der Neurologie, Gynäkologie, Urologie und Orthopädie. Geräte, die wesentlich schonender
     arbeiten als die herkömmliche Medizin. So etwas gab es bis dahin noch nicht. Der Physiker entwickelte das Konzept, ich entwarf
     mit meinen Leuten aus seinen Ideen ein Produkt. Abends brüteten wir oft bis um zehn Uhr im Labor über einer Lösung. Dann schaut
     man auf die Uhr und erschrickt. Wir fuhren mehrwöchige Dauertests mit dem Laser und wechselten uns zu fünft bei der Kontrolle
     ab. Der Chef übernahm die unbeliebten Nachtschichten am Wochenende. Der Laser lief während der Testphase 24 Stunden am Tag,
     mit Sondergenehmigung der Firmenleitung. Wir durften ihn nicht allein lassen, denn die Gefahr bestand, dass was schief läuft
     und es brennt. So ein Laser besteht ja aus einer Menge Lichtenergie.
    Als der Laser funktionierte, haben wir den Kollegen an Weihnachten bunte Lichtstrahlen in die Büros geschickt. Wir brannten
     mit dem Strahl ein Loch in einen Ziegelstein, bis der Ziegel tropfte. Wir zündeten damit Zigaretten an – lauter kindische
     Spielereien von Physikern und Ingenieuren, die sich tierisch darüber freuten. Ich hatte da eine wunderschöne Zeit und habe
     viel gelernt. Wir produzierten tolle Geräte, nur das |66| Beste vom Besten – aber leider viel zu teuer und damit am Markt vorbei. Wir waren zwei Grünschnäbel von der Uni, voller Enthusiasmus,
     aber ohne Ahnung von den Kosten. Aesculap hat viel Lehrgeld bezahlt. Die sagten, wenn wir etwas entwickeln, dann vermarkten
     wir es auch – da ist die Gefahr groß, dass ein völlig überdimensioniertes Produkt heraus kommt, das nachher keiner kaufen
     will. Aesculap hatte Großes erwartet und wir machten etwas Großes. Es wurden zehn oder 15 Stück davon verkauft und dann war
     Schluss. Ich weiß nicht genau, wie viel Geld wir verbrauchten, weil mich das Budget ja nicht interessieren musste, aber es
     war viel.
    Ich hatte deshalb kein schlechtes Gewissen. Jedes Unternehmen setzt mal eine Entwicklung in den Sand. Das muss es sogar tun,
     sonst erreicht es nie die Grenzen.
    Eigentlich hatte ich einen Traumjob in Tuttlingen. Aber dann sollte unsere Abteilung umziehen zur Tochterfirma nach Heroldsberg
     bei Erlangen. Mein Chef stellte Bedingungen an die Firma, die nicht erfüllt wurden, daraufhin hat er gekündigt. Ersatz für
     ihn gab es nicht. Ich hatte plötzlich die Arbeit meines Chefs am Hals und sollte als unerfahrener Ingenieur meine fünf Kollegen
     führen. Ich machte das vier Monate lang, aber ich merkte schnell, dass ich noch keine Führungskraft war. Das Gefühl dieser
     zusätzlichen

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