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Gründergeschichten

Titel: Gründergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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Verantwortung hat mich extrem gedrückt. Klare Ansagen musste ich erst lernen. Man will ja auch gemocht werden,
     als Mensch, nicht als Chef. Hinzu kam, dass die Verlagerung unserer Abteilung zur Tochterfirma nach Heroldsberg bevorstand
     und mir aber in mehreren Besprechungen klar wurde, dass die Tochterfirma uns ablehnte. Die wollten keine »Aufpasser« aus der
     Zentrale. Meine Sorge war, dass wir dort nie irgendwelche Interessen |67| durchsetzen könnten. Denn ich hatte das Gefühl, das mich meine Vorgesetzten mit diesem Problem allein lassen würden. Es gab
     für meine Vermutung keine Belege, das war nur ein Bauchgefühl. Aber stark genug, dass ich ihm nachgegeben habe. Ich kündigte.
    Dann bin ich nach Starnberg zu Carl Baasel, einem Hersteller für Industrielaser. Ich sagte ihm, ich suche einen Job und habe
     eine Idee, wollen Sie eine Gruppe aufbauen für medizinische Laser? Im April 1989 stellte er mich ein. Ich zog nach Starnberg
     um, mit Frau und kleinem Sohn. Aber innerhalb von drei Wochen zeigte sich, dass wir eine schreckliche Nachbarschaft hatten.
     Wir wohnten in einem Reihenhaus, in der Mitte. Nachbarn motzten uns vor der Tür an, klingelten nachts, machten Spektakel.
     Ich weiß bis heute nicht, was der Grund für diese Anfeindungen war. Da hetzte offenbar einer den anderen auf.
    Hinzu kam, dass Carl Baasel einerseits eine faszinierende Persönlichkeit ist, aber zugleich ein Sturkopf wie ich, ein typischer
     Gründer, der alles alleine machen will. Er hat jeden Brief kommentiert, der an mich gerichtet war, er hat bei jeder Rechnung
     gefragt: Muss das sein? Ich schätze ihn sehr, aber es war schwierig mit uns beiden. Er baute dann später übrigens eine Medizingruppe
     auf. Die habe ich ihm vor fünf Jahren abgekauft. Da hatte ich erstmals den Eindruck, dass wir auf Augenhöhe miteinander reden.
     Davor war ich für ihn halt so ein hitziger Jungspund. Dann wurde bei der Aesculap-Tochter Meditec in Heroldsberg der damalige
     Chef ausgetauscht und der Neue fragte, ob ich unter neuer Führung nicht doch Lust hätte zu kommen. Ich arbeitete sechs Jahre
     bei Meditec und konnte als Entwicklungsleiter wieder eine Abteilung aufbauen. |68| Etwas aufzubauen, das wurde mein Ding. Ich konnte eine Menge an Produkten entwickeln. Es war eine super Zeit.
    Warum ich nicht geblieben bin? Weil Aesculap ihre Tochter an Lothar Späth und seine Firma Jenoptik verkaufte. Der gab den
     Marschbefehl »Umziehen ins 250 Kilometer entfernte Jena«. Thüringen ist schön, aber Jena schien mir nicht wirklich prickelnd.
     Also war ich wieder auf der Suche nach einem neuen Job. Ich hatte schon einen ausgeguckt in Hamburg und machte so nebenbei
     Zahlenspiele für einen Dentallaser. Der sollte den Bohrer beim Zahnarzt ersetzen. Ich wollte einen Laser bauen auf Festkörperbasis,
     der wesentlich einfacher zu warten war als das, was es auf dem Markt gab. Ich wusste, dass das technisch möglich war. Ich
     hatte mit Kollegen ausgerechnet, wie viel Geld man dafür brauchte. Das schien machbar. Drei Kollegen sagten: »Mensch, da mach
     ich mit.« Dann stellten wir einen Businessplan auf und ich bin damit zu den Firmen gefahren. Ich war bei den führenden Unternhemen
     der Branche.
    Ich wurde stets vom Chef empfangen, die waren alle begeistert. Aber beim zweiten Gespräch, wenn ihre Finanzspezialisten und
     Banker mit am Tisch saßen, begann regelmäßig das Genörgel: »Das wird zu teuer.« – »Der Reindl hat ja eigentlich nix, nur eine
     Idee und ein paar Leute.« – »Das ist ein Risiko-Investment, so was macht man besser nicht«, und so weiter. Die haben es kaputt
     geredet.
    Natürlich kriegt man da Zweifel. Man ist ja permanent mit den Zweifeln der anderen beschäftigt. Aber wenn es einem gelingt,
     diese Zweifel auszuräumen, auch sich selbst gegenüber, dann festigt es das Ganze. Die Gespräche mit den Unternehmern waren
     ja nicht demotivierend. Die sagten schließlich |69| nicht, ist alles Bockmist, was Sie vorhaben, im Gegenteil. Sie wollten es nur nicht finanzieren.
    Ich bewarb mich wieder auf ein paar Stellen, glaubte aber weiter an meine Idee. Da bekam ich durch Zufall mit, dass Falk Strascheg,
     damals einer der führenden Kapitalgeber der New Economy, Unternehmer für Neugründungen im Technologiebereich suchte. Mit dem
     kam ich ins Gespräch, auch mit dem damaligen Wirtschaftsreferenten der Stadt Erlangen, der diese Unternehmen ansiedeln wollte.
     Falk Strascheg hatte sich schon intensiv mit Lasern beschäftigt und

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