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Gründergeschichten

Titel: Gründergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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angepasst. Für eine solche Anprobe wurde eigens ein Modell gebaut, in das sich der
     künftige Besitzer hineinsetzt und an dem alles abgemessen werden kann. Diesen Manufaktur-Charakter in Zeiten der Globalisierung
     zu erhalten und zu betonen, ist Will und Funke wichtig. Sie setzen ihn als Marketinginstrument |238| ein, betonen die Herkunft aus Deutschland, lassen die Monteure mit ihrer Unterschrift auf einer Plakette, die nachher am Auto
     befestigt wird, symbolisch für das Produkt bürgen. 125 Vorbestellungen für einen »Yes« lagen noch allein im Mai für das Jahr
     2007 vor. Auf 250 Stück pro Jahr will man demnächst kommen.
    Der gewaltige Umsatzsprung der Funke & Will AG rührt aber natürlich nicht allein vom Verkauf des Sportwagens her. 2002 begannen
     die Ingenieure, ihre ursprüngliche Geschäftsidee in die Tat umzusetzen, und etablierten ihre Kleinserienschmiede. Will erklärt:
     »Seitdem verkaufen wir unser Knowhow an andere Autohersteller, an ganz große etablierte genauso wie an kleine exklusive Kunden.«
     Was das genau bedeutet? »Wir bieten unseren Kunden entweder unsere gesamte Palette an Fähigkeiten und Wissen an oder eben
     nur Teile davon: die Entwicklung, die Produktion, das Werkzeug, das Marketing. Insgesamt haben wir in den fünf Jahren neun
     Gesamtfahrzeuge entworfen und in Kleinserie produziert.« Hat die AG schon einmal eine richtige Familienkutsche für einen der
     Großen auf dem Automarkt designed? Will weicht mit einer überraschenden Antwort aus: »Wir bauen hier richtige echte Kutschen
     für einen Kunden in Bayern.« Auch das sei eben eine Kleinserie. In der Produktionshalle sind Teile dieser Karossen zu sehen.
     Sie nehmen sich in ihrem Nostalgie-Look neben den Yes-Boliden aus wie Zeugen einer längst vergangenen Zeit.
    Über die meisten anderen Kunden schweigt sich Will aus, Geheimhaltung gehört zum guten Ton. Nicht jeder mag hinausposaunen,
     dass er sein neuestes Modell außer Haus, in Großenhain, entwickeln ließ. Doch auch für kleine Aufträge ist sich die Manufaktur
     nicht zu schade: Unter einer Stoffhülle |239| zeichnet sich die Karosse eines unfertigen Sportwagens ab, der an aufgemotzte amerikanische Fun Cars erinnert. »Der Sohn eines
     Kunden hat das Design entworfen, und sein Vater schenkt ihm das Auto dazu. Wer sonst schon alles hat, möchte eben vielleicht
     auch noch eine eigene Sportwagenmarke.« Manchmal, sagt Will, lehnten sie Angebote aber auch ab. »Wenn etwas aus Zeit- und
     Kostengründen einfach nicht realistisch ist, nehmen wir Aufträge nicht an. Würden wir es doch tun, gäbe es am Ende nur Verlierer.«
    Gelegentlich merkt man eben erst mitten im Geschäft, dass etwas schief läuft, dass Missverständnisse vorliegen, dass Vorstellungen
     so weit auseinander klaffen, dass es zu Streit kommt, dass Anwälte eingeschaltet werden. »In einer solchen Situation ist es
     wichtig, schnell zu reagieren«, empfiehlt Will aus Erfahrung. Den Schaden gering halten – für beide Seiten. Aus einer dieser
     Krisen aber, »die es immer wieder gibt«, machten Herbert Funke und Philipp Will kurzum einen Verkaufsschlager. Er heißt »Paul
     & Paula« und ist ein hübscher rundlicher Campinganhänger im Sixties-Stil. Der sieht schon wieder so lustig aus, dass man glatt
     vergisst, dass der gute alte Campingplatz ein ziemlich muffiges Image hat. Warum ausgerechnet die Roadster-Schmiede einen
     Camper baut: »Einer unserer Industriekunden kam mit der Idee auf uns zu. Er suchte ein zweites Standbein, und gab uns den
     Auftrag, so etwas zu entwickeln. Für ihn selbst wäre das zu aufwändig gewesen. Er wollte etwas im Einstiegssegment auf dem
     Caravan-Markt anbieten, der Preis sollte deutlich unter 10 000 Euro liegen.« Während der Entwicklungsphase sei es aber zu
     Unstimmigkeiten gekommen. Will sagt: »Es hängt viel von den Menschen ab. Erst wurde das Projekt von einem Firmenvertreter |240| betreut, mit dem es sehr gut lief, die Sache ging voran. Dann wechselte die Firma den Vertreter aus, und es kam zu Reibereien,
     weil die Interessen plötzlich kollidierten.« Erst habe man noch überlegt, ein Joint Venture einzugehen, das sei aber dann
     gescheitert. Der Kunde und die Großenhainer gingen schließlich getrennte Wege – aber die Idee vom kleinen Caravan gaben Funke
     und Will nicht auf. »Wir sagten uns: Das ist gut, das machen wir selbst.« Sie gründeten dafür die gesonderte Firma GFB – Großenhainer
     Fahrzeugbau – und stellten zusätzliche Handwerker

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