Grüne Magie
gelitten und gefeiert, gemeinsam gekämpft und getrauert – laßt uns jetzt nicht streiten!«
Balch und die anderen zuckten nur mit den Schultern. »Ich sehe keinen Sinn darin, einfach so nach Süden zu marschieren, ohne zu wissen, ob wir uns dadurch unserem Ziel nähern.«
»Was willst du denn dann? Nach Norden gehen? Oder nach Erze Damath zurückkehren?«
»Nach Erze Damath? Ohne Vorräte und mit nur noch vier Packtieren? Pah!«
»Dann laßt uns gemeinsam nach Süden ziehen und den Tempel suchen!«
Erneut zuckte Balch nur mit den Achseln, und Subucule wurde zornig. »Nun gut! Jene, die nach Süden wandern wollen, auf die linke Seite! Die anderen, die Balchs Meinung teilen, auf die rechte!«
Garstang, Cugel und Casmyre gesellten sich Subucule hinzu. Die anderen blieben bei Balch. Es waren insgesamt elf Pilger, und sie flüsterten leise miteinander, während die vier gläubigen Pilger sie erwartungsvoll beobachteten.
Die elf Männer standen auf. »Lebt wohl!«
»Wohin geht ihr?« fragte Garstang.
»Spielt das eine Rolle? Sucht ihr den Tempel, wenn ihr das unbedingt müßt. Wir kümmern uns um unsere eigenen Angelegenheiten.« Ohne weitere Worte zu verlieren, wandten sich die elf Pilger um und begaben sich ins Dorf der Eidechsenleute. Dort töteten sie die männlichen Wesen, feilten die Zähne der weiblichen stumpf, kleideten sie in Bastgewänder und ernannten sich zu Herrschern.
Garstang, Subucule, Casmyre und Cugel hingegen wanderten am Ufer entlang nach Süden. Bei Einbruch der Nacht schlugen sie ein Lager auf und verzehrten Krabben. Am nächsten Morgen stellten sie fest, daß sich die vier restlichen Lasttiere auf und davon gemacht hatten. Jetzt waren sie ganz allein.
»Das ist der Wille Gilfigs«, verkündete Subucule. »Wenn wir den Tempel gefunden haben, sollen wir sterben.«
»Mut!« brummte Garstang. »Wir dürfen nicht der Verzweiflung zum Opfer fallen!«
»Bleibt uns denn etwas anderes übrig, als zu verzweifeln? Sehen wir das Pholgustal jemals wieder?«
»Wer weiß? Zuerst müssen wir im Tempel beten.«
Sie machten sich wieder auf den Weg und nutzten das letzte Licht des Tages aus. Als es dunkel wurde, waren sie so müde, daß sie sich einfach nur in den Sand sinken ließen.
Vor ihnen erstreckte sich das Meer, flach wie ein Spiegel, so ruhig, daß sich auf dem Wasser nicht etwa ein langer Glanzstreifen zeigte, sondern ein exaktes Ebenbild der Sonne. Erneut verspeisten sie Muscheln und Krabben, und anschließend streckten sie sich aus, um zu schlafen.
Nach einigen Stunden erwachte Cugel, lauschte überrascht und vernahm Musik. Er richtete sich auf, sah übers Meer und erblickte voller Verwunderung eine geisterhafte Stadt. Schmale Türme ragten in die Höhe, erhellt von sonderbaren Lichtflecken, die langsam hochstiegen und dann wieder herabsanken. Auf den Promenaden wandelten seltsame Gestalten: Sie trugen schimmernde Gewänder und bliesen in Hörner, woraufhin zarte Melodien erklangen. Ein großes Schiff trieb majestätisch vorbei, und die sanfte Brise blähte ein gewaltiges Segel aus bestickter Seide auf. Der Schein von an den Bug-und Heckspriten hängenden Laternen fiel auf ein Deck, auf dem sich Dutzende und Hunderte von Feiernden eingefunden hatten. Einige sangen und spielten auf Lauten, andere tranken Wein aus goldenen Bechern.
Cugel sehnte sich danach, ihre Freude zu teilen. Er stemmte sich in die Höhe und rief laut. Die Feiernden ließen die Musikinstrumente sinken und sahen in seine Richtung, doch das Schiff trieb weiter, und das große blaue Segel knarrte leise. Kurz darauf verschwammen die Konturen der Stadt, und die Türme und Promenaden lösten sich auf und wichen einem schwarzen Nachthimmel.
Cugel starrte in die Finsternis, und tief in ihm regte sich ein Kummer, wie er ihn in diesem Ausmaß noch nie zuvor empfunden hatte. Nach einer Weile begriff er überrascht, daß er an der Wassergrenze stand, und Subucule, Garstang und Casmyre leisteten ihm Gesellschaft. Sie alle blickten in die Dunkelheit, doch niemand sagte ein Wort. Schließlich wandten sie sich vom Meer ab, kehrten auf den Strand zurück und legten sich erneut schlafen.
Im Verlauf des nächsten Tages sprachen sie nur wenig miteinander, und sie gingen sich sogar aus dem Weg. Keiner von ihnen schien in seinen Grübeleien gestört werden zu wollen. Von Zeit zu Zeit blickten sie nachdenklich nach Süden, doch niemand machte Anstalten, die Reise fortzusetzen.
Der Tag verstrich, während die Pilger lethargisch im Sand
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