Grüne Magie
stößt auf die besondere Mißbilligung Gilfigs.«
»Nun, dieses Problem läßt sich leicht lösen«, sagte Cugel. »Ich lasse einige Goldmünzen auf der Mole zurück – eine Summe, die dem Wert des Bootes entspricht.«
Garstang nickte zögernd. »Und was ist mit Lebensmitteln und Wasser?«
»Nachdem wir uns das Boot beschafft haben, segeln wir an der Küste entlang, bis wir eine Möglichkeit finden, Vorräte an Bord zu nehmen. Anschließend wenden wir uns nach Westen.« Diesem Vorschlag stimmte Garstang zu, und sie machten sich beide daran, die Boote zu betrachten und miteinander zu vergleichen. Schließlich entschieden sie sich für ein zuverlässig wirkendes Gefährt, das zehn oder zwölf Schritte
lang sein mochte und sowohl einen einzelnen Mast als auch eine kleine Kabine aufwies.
Im Zwielicht der Abenddämmerung brachen sie auf und schlichen an den Kai. Nichts rührte sich dort: Die Fischer waren ins Dorf zurückgekehrt. Garstang ging an Bord und meinte, es sei alles in bester Ordnung. Cugel machte sich gerade daran, die Leinen zu lösen, als vom Ende des Kais her ein heiserer Schrei ertönte. Unmittelbar darauf stürmte ein Dutzend der stämmigen Dorfbewohner in Richtung der Mole.
»Wir sind verloren!« rief Cugel. »Lauf um dein Leben. Besser noch: schwimm!«
»Unmöglich«, erwiderte Garstang. »Wenn ich hier sterben soll, so werde ich dem Tod mit all der Würde begegnen, zu der ich fähig bin!« Und mit diesen Worten kletterte er auf den Kai.
Auch andere wurden auf den Lärm aufmerksam, und innerhalb kurzer Zeit waren Cugel und Garstang von vielen Leuten unterschiedlichen Alters umringt. Einer von ihnen, der Älteste des Dorfes, fragte mit streng klingender Stimme: »Warum schleicht ihr auf unserem Kai herum und versucht, ein Boot zu stehlen?«
»Unsere Beweggründe sind eigentlich ganz einfach«, entgegnete Cugel. »Wir möchten das Meer überqueren.«
»Was?« donnerte der Älteste. »Wie soll das denn möglich sein? Es befinden sich weder Nahrungsmittel noch Wasservorräte an Bord, und für eine so weite Reise ist das Boot nicht angemessen ausgerüstet. Warum habt ihr euch nicht an uns gewandt, um euer Anliegen vorzutragen?«
Cugel zwinkerte, wechselte einen raschen Blick mit Garstang und zuckte mit den Schultern. »Ich will ehrlich sein: Aufgrund eures Erscheinungsbildes hielten wir es für angeraten, vorsichtig zu sein.«
Diese Bemerkung rief Überraschung und Erheiterung bei den Dorfbewohnern hervor. Der Älteste sagte: »Wir sind alle verwirrt. Bitte erklär uns, was du damit meinst.«
»Nun gut«, antwortete Cugel. »Darf ich ganz offen sprechen?«
»Selbstverständlich!«
»Gewisse Aspekte eures Aussehens deuteten wir als Hinweise auf eine wilde und barbarische Natur: die langen Reißzähne, die schwarze Mähne, eure lauten und knurrenden Stimmen – um nur einige Beispiele zu nennen.«
Die Dorfbewohner lachten ungläubig. »Was für ein Unsinn!« riefen sie. »Unsere Zähne sind deshalb so lang, damit wir die dicken und zähen Fische zerreißen können, von denen wir uns ernähren. Und das Haar tragen wir so lang, um vor gewissen und ziemlich lästigen Insekten geschützt zu sein. Und da wir alle ziemlich schlecht hören können, neigen wir dazu, zu schreien. Im Grunde genommen sind wir sanftmütige und sehr freundliche Leute.«
»Genau«, bestätigte der Älteste. »Und um euch das zu beweisen, rüsten wir morgen unser bestes Boot aus und schicken euch mit unseren guten Wünschen auf die Reise. Heute abend veranstalten wir ein Fest zu euren Ehren!«
»Dies ist ein wahrhaft heiliges und frommes Volk«, erklärte Garstang. »Ihr seid nicht zufällig Verehrer Gilfigs?«
»Nein. Wir huldigen dem Fischgott Yob, der ebenso mächtig zu sein scheint wie die anderen Gottheiten. Doch kommt: Gehen wir ins Dorf. Wir müssen Vorbereitungen für das Fest treffen!«
Ihr Weg führte über Stufen, die in den Fels der Klippen gehauen waren, und erhellt wurde der Pfad von vielen Fackeln. Der Älteste deutete auf die größte aller Hütten. »Das soll euer Quartier für diese Nacht sein. Ich schlafe woanders.«
Erneut sah sich Garstang veranlaßt, die Zuvorkommenheit des Fischervolkes in höchsten Tönen zu loben, woraufhin der Älteste den Kopf neigte. »Unser Bestreben ist es, eine geistliche Einheit zu erreichen. Und wir symbolisieren dieses Ideal mit dem Hauptgang des Festmahls.« Er drehte sich um und klatschte. »Ans Werk!«
Ein großer Kessel wurde an ein dreibeiniges Gestell gehängt,
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