Grüne Magie
Beachtung. Sie holten kapselartige Gegenstände aus kleinen Taschen und schoben sie in das Ende der Rohre.
»Achtet auf die Wespen!« rief Lord Faide. »Hebt die Schilde und zerschmettert sie damit!«
Erneut erklangen das Sirren und Summen horniger Schwingen. Einige der Soldaten brachten Mut genug auf, die Anweisungen des Lords zu befolgen. Andere waren zu langsam und fielen den lebenden Geschossen zum Opfer. Und weitere schwarze Insekten schwirrten heran. Die Männer duckten sich, lagen am Boden, krümmten sich zusammen. Chaos herrschte.
»Infanteristen – Rückzug!« befahl Lord Faide wütend. »Infanteristen – zurück, zurück! Ritter zu mir!«
Die Soldaten wandten sich zur Flucht, liefen in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und suchten Schutz hinter den Beutekarren. Dreißig von ihnen lagen sterbend – oder bereits tot – auf dem Moos.
Lord Faides Stimme dröhnte wie ein Horn, als er seinen Rittern zurief: »Steigt ab und folgt mir langsam! Die Helme zuklappen und darauf achten, daß die Wespen nicht durch die Visiere eindringen können! Immer nur ein Schritt, hinter dem Wagen! Edwin, du nimmst neben mir Platz und untersuchst den Boden mit deiner Lanze! Wenn wir im Wald sind, brauchen wir keine Fallen mehr zu befürchten. Dann wird angegriffen.«
Die Ritter bezogen hintereinander Aufstellung und folgten dem Wagen. Lord Faide fuhr ganz langsam, und sein Verwandter Edwin stieß die Lanze immer wieder ins Moos. Das Erste Volk brachte noch einige weitere Wespen zum Einsatz, doch sie prallten wirkungslos an den Rüstungen ab. Dann verstummte das Sirren und Summen, und Stille schloß sich an. Ruhig beobachteten die Autochthonen, wie sich ihnen die Ritter Schritt um Schritt näherten.
Mit seinem Speer entdeckte Edwin eine Falle, und daraufhin wich die Kolonne zur einen Seite aus. Eine zweite – und Lord Faide und seine Männer waren gezwungen, sich von der Pflanzung abzuwenden und in Richtung des Waldes vorzurücken. Schritt um Schritt, Meter um Meter. Und wieder eine Falle, die einen Umweg nötig machte. Nach einer Weile war die Gruppe nur noch dreißig Meter vom Wald entfernt. Eine Falle rechts, eine links: Der sichere Weg wurde von einem hohen Baum mit ausladendem Geäst markiert. Zwanzig Meter, fünfzehn, zehn – dann zog Lord Faide sein Schwert.
»Macht euch zum Angriff bereit – schlagt auf die Wilden ein, bis eure Arme des Tötens müde werden!«
Vom Wald her erklang ein eigentümliches Knacken. Die Äste und Zweige des großen Baumes zitterten. Die Ritter rissen die Augen auf und waren für einige Sekunden wie erstarrt. Der Baum neigte sich nach vorn, und verzweifelt versuchten die Kämpfer zu fliehen, wandten sich nach hinten, nach rechts und links. Fallen öffneten sich, und zugespitzte Pfähle durchbohrten einige Ritter. Der Baum stürzte. Dicke Äste brachen Rüstungen auf, so als handele es sich dabei nur um dünne und zerbrechliche Nußschalen. Lord Faide verlor den Halt und sank hinter den Kontrollen zu Boden; der Wagen wurde tief ins Moos gepreßt. Seine instinktive Reaktion bestand darin, den Motor auszuschalten. Dann stemmte er sich in die Höhe und kletterte durchs Geäst des Baumes. Das bleiche Gesicht eines Nichtmenschen starrte ihn an. Der Lord holte aus und schmetterte die Faust auf das gewölbte Facettenauge. Unmittelbar darauf brüllte er triumphierend und schob sich durch das Gewirr aus Zweigen. Einige der Ritter folgten seinem Beispiel, doch rund ein Drittel von ihnen war unter dem Baum zerquetscht oder von Ästen und Pfählen aufgespießt worden.
Das Erste Volk kam heran, bewaffnet mit riesigen Dornen, so lang wie Schwerter. Doch nun konnte Lord Faide aus unmittelbarer Nähe gegen den Feind vorgehen. Wie ein Racheengel sprang er ihnen entgegen und schwang sein Schwert mit beiden Händen, so als sei er von einem Dämonen besessen. Die überlebenden Ritter schlossen sich ihm an, und auf dem Boden blieben Dutzende von zerstückelten Autochthonen zurück. Die anderen wichen langsam fort, ohne irgendwelche Anzeichen von Furcht oder Panik. Widerstrebend gab Lord Faide seinen Rittern den Befehl, sich von ihnen abzuwenden. »Wir müssen denen helfen, die noch immer unter dem Baum festsitzen, uns um die kümmern, die bisher überlebt haben.«
Sie hackten Dutzende von Ästen und Zweigen ab und zogen verwundete Kämpfer aus dem Dickicht. In einigen Fällen hatte das weiche Moos die Wucht des Aufpralls gemildert. Sechs Ritter waren tot, vier weitere so schwer verletzt, daß es
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