Grüne Magie
sicheres Terrain erreicht haben. Dann hatten seine Truppen die notwendige Bewegungsfreiheit, um auszuschwärmen. »Weiter!«
Die Kolonne setzte sich wieder in Bewegung, und die Beutekarren und Wagen der Unglücksbringer schlossen dichter zu den Infanteristen auf. Hinter ihnen und an der einen Flanke folgten die Autochthonen, und sie gingen langsam, beeilten sich nicht.
Einige Minuten verstrichen, und dann kam Lord Faide zu dem Schluß, daß seine Streitmacht sicheren Grund erreicht hatte. »Schneller jetzt! Bringt die Wagen hierher, rasch!«
Dazu mußten seine Krieger und Soldaten nicht eigens aufgefordert werden. Sie liefen aufs Heideland, und die Karren und Wagen folgten ihnen rumpelnd. Lord Faide ordnete an, sie so aufzustellen, daß sie eine Doppelreihe bildeten. Zwischen den beiden Reihen gingen die Soldaten in Stellung, so daß sie ebenso vor den Wespen geschützt waren wie die Pferde hinter ihnen. Die abgestiegenen Ritter warteten vorn.
Mit desinteressiert wirkendem Gleichmut näherte sich das Erste Volk. Große Facettenaugen starrten aus bleichen und ausdruckslosen Gesichtern. Große Hände umfaßten Rohre und Dornen. Spuren von purpurnem Schaum klebten an den Rändern der schlitzförmigen Öffnungen unter den Armen.
Lord Faide ging an seinen Rittern vorbei. »Schwerter bereit! Laßt sie ganz nahe herankommen! Und dann stürmen wir vor.« Er gab den Infanteristen ein Zeichen. »Wählt ein Ziel…!« Dutzende von Pfeilen sausten über die erste Wagenreihe hinweg und bohrten sich in weiße Leiber. Mit meißelförmigen Fingern zogen die Nichtmenschen die Geschosse aus den Wunden, die sie in keiner Weise zu behindern schienen. Einige wenige taumelten und wankten wie desorientiert umher. Die anderen hoben die Rohre und lösten die Klappen an den Enden. Insekten schwirrten heran, mit summenden Hornflügeln und ausgerichteten Rüsseln. Über das Moos hinweg rasten sie heran, prallten an den Rüstungen ab, fielen zu Boden und wurden dort zertreten. Die Infanteristen zogen erneut die Sehnen ihrer Bögen durch, und weitere Pfeile flogen dem Feind entgegen und brachten ihm neuerliche Verluste ein.
Die Nichtmenschen bezogen in einer langen Reihe Aufstellung und umzingelten die Truppen Faides. Der Lord gab der Hälfte seiner Ritter die Anweisung, die rückwärtige Flanke zu sichern.
Als das Erste Volk noch näher herankam, befahl Lord Faide den Angriff. Die Ritter traten mutig vor und schwangen ihre Schwerter. Die Autochthonen blieben nach einigen weiteren Schritten stehen. Die schlaffe Rückenhaut blähte sich auf, und weißer Schaum spritzte aus den Schlitzen und umgab sie mit dichten Schwaden. Die Ritter verharrten unsicher, hieben in die nachgebende Masse, fanden jedoch kein Ziel. Immer höher türmte sich der Schaum, neigte sich dann nach vorn und zwang die Ritter dazu, in Richtung der Wagen zurückzuweichen. Fragend sahen sie Lord Faide an.
Der hob sein Schwert. »Schlagt euch den Weg zum Feind frei! Los!« Mit beiden Händen umfaßte er das Heft seiner langen Waffe und sprang in den Schaum. Er berührte etwas Festes, hieb blindlings darauf ein und drang weiter vor. Dann packte etwas seine Beine, und er verlor das Gleichgewicht und stürzte schwer zu Boden. Ein Dorn kratzte über seine Rüstung und suchte nach einer geeigneten Stelle, um sich in seinen Körper zu bohren. Unter dem Brustharnisch entdeckte er einen winzigen Spalt und stieß sofort zu. Der Lord fluchte, erhob sich auf Hände und Knie und kroch weiter. Große und harte Hände griffen nach ihm, und etwas Schweres senkte sich ihm auf die Schultern. Er schnappte nach Luft, doch der Schaum verklebte das Visier, und er drohte zu ersticken. Schließlich gelang es ihm, wieder ganz auf die Beine zu kommen, und er stolperte aus der weißen und purpurnen Masse heraus, während ihn noch zwei Nichtmenschen umklammerten. Er hatte sein Schwert verloren, aber er schaffte es, den Dolch zu ziehen. Die beiden Autochthonen ließen ihn los und wichen in den Schaum zurück. Lord Faide straffte sich. Aus dem Innern der klebrigen Masse erklangen dumpfe Schreie und das Klirren von Stahl. Einige Ritter wankten ins Freie, andere riefen um Hilfe. Lord Faide winkte ihnen zu. »Zurück! Die Teufel bringen unsere Gefährten um! Zurück in den Schaum und ins Zentrum!«
Er holte tief Luft, schloß die Hand fester um den Griff des Dolches und warf sich erneut in das klebrige Etwas hinein. Schemenhafte Gestalten näherten sich ihm. Er hieb mit den Fäusten um sich, stach mit
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