Grüne Magie
dem Dolch zu, stolperte über eine Masse aus lebendem Gewebe. Er trat danach und berührte Metall. Daraufhin bückte er sich und griff nach einem Bein, doch es war schlaff und kraftlos. Nichtmenschen sprangen ihn von hinten an, und ein weiterer Dorn traf ins Ziel. Lord Faide stöhnte, biß die Lippen zusammen und drang weiter vor. Und kurz darauf befand er sich wieder im Freien.
Knapp fünfzig Rittern war es gelungen, sich einen Weg auf die Lichtung freizukämpfen. »Weiter!« rief Lord Faide. »Auf die Pferde!« Er wandte sich von seinem Wagen ab und schwang sich ebenfalls in den Sattel. Der Schaum schien zu brodeln und wogte näher. Lord Faide winkte. »Vorwärts im Galopp! Nach uns die Wagen – ins Freie!«
Und so ritten sie los und trieben die ängstlichen Pferde in den Schaum. Eine klebrig dichte weiße Nebelmasse schloß sich um sie, und Lord Faide glaubte zu spüren, wie die Hufe seines Rosses über Leichen hinwegpochten. Dann löste sich der Dunst auf. Die Wagen folgten, und daran schlossen sich die Infanteristen an, stürmten durch die Schneise, die die Karren im Schaum hinterlassen hatten. Sie alle kamen frei – bis auf die Ritter, die in der weißen Masse umgekommen waren.
Zweihundert Meter von der riesigen Schaumansammlung zügelte Lord Faide sein Pferd und sah zurück. Er hob die Faust und schüttelte sie zornig. »Meine Ritter, mein Wagen, meine Ehre! Ich werde eure Wälder verbrennen, euch ins Meer treiben, nicht eher ruhen, als bis ihr alle tot seid!« Er drehte sich um. »Kommt!« rief er den traurigen Überbleibseln seiner einstmals so stolzen Streitmacht zu. »Wir haben eine Niederlage erlitten. Wir ziehen uns zur Faidefeste zurück.«
VIII
Ebenso wie die Bastion Ballants war Faidefeste aus einem glänzenden schwarzen Baumaterial errichtet worden, das zur einen Hälfte aus Stein und zur anderen aus Metall bestand. Es widerstand Hitze, Strahlung und selbst den stärksten Stößen. Das gewölbte Dach (es war so konstruiert, um feindliche Energien abzuwehren) ruhte auf fünf quadratischen Türmen, und die Mauern reichten fast bis zum Rande des Daches empor.
Die Heimkehrer versammelten sich im Bankettsaal, doch es herrschte allseits Niedergeschlagenheit. Die Soldaten und Ritter hatten großen Appetit und tranken auch viel, doch sie wurden nicht etwa fröhlich, sondern noch schwermütiger. Lord Faide konnte die Stimmung nicht länger ertragen und sprang auf. »Niemand spricht ein Wort, und alle beben vor Zorn. Mir geht es nicht anders. Wir werden uns rächen. Wir brennen die Wälder nieder. Die verdammten bleichen Wilden sollen es noch bitter bereuen, uns angegriffen zu haben. Trinkt und lacht und freut euch darauf, bald Vergeltung üben zu können! Doch bevor es dazu kommt, müssen wir Vorbereitungen treffen. Es wäre sinnlos, noch einmal auf die gleiche Weise gegen den Feind vorzugehen. Noch heute abend berate ich mich mit den Unglücksbringern, und morgen wird aus unserem Kummer ein Plan erwachsen.«
Die Soldaten und Ritter standen auf, hoben ihre Becher und prosteten ihrem Herrn ernst zu. Lord Faide verneigte sich kurz und verließ den Saal.
Er begab sich in sein privates Trophäenzimmer. An den Wänden hingen Wappen, Gedenktafeln, Totenmasken und zu Bündeln angeordnete Schwerter, die aussahen wie die Blütenblätter exotischer Blumen. Er betrachtete das Waffengestell mit den Energiepistolen und elektrischen Messern. Er betrachtete auch das Porträt des ersten Faide: ein Mann, der die Uniform eines Raumfahrers trug. Und daneben hing ein Foto, das in seiner Einzigartigkeit einem Schatz gleichkam. Es zeigte das große Raumschiff, mit dem der erste Faide nach Pangborn gekommen war.
Eine ganze Zeit lang ruhte der Blick des Lords auf den Zügen seines Ahnen, und dann rief er einen Diener herbei. »Bitte den Obersten Unglücksbringer zu mir!«
Es dauerte nicht lange, und Hein Huss wankte ins Zimmer. Lord Faide wandte sich von dem Bild ab, setzte sich und forderte Huss dazu auf, ebenfalls Platz zu nehmen. »Was ist mit den Lords der anderen Festen?« fragte er. »Was halten sie von dem Sieg, den das Erste Volk über uns errang?«
»Nun, es gibt verschiedene Reaktionen«, erwiderte Hein Huss. »In Boghoten, Candelwade und Havve herrschen Zorn und Bestürzung.«
Lord Faide nickte. »Dort wohnen meine Verwandten.«
»In Gisborne, Graymar, Wolkenschloß und Alder nahm man die Nachricht von unserer Niederlage mit Befriedigung zur Kenntnis, und einige Leute hoffen dort auf eine Chance, sich uns
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