Grüne Magie
wurden sofort von Wespen zu Tode gestochen.
Adam MacAdam setzte Lord Faide von diesen Zwischenfällen in Kenntnis, und der wandte sich aufgebracht an Isak Comandore. »Wie lange dauert es noch, bis Sie bereit sind?«
»Das ist schon jetzt der Fall. Doch bevor ich beginne, muß ich mich ausruhen und stärken. Morgen früh erfolgt die Behexung.«
»Je eher, desto besser. Die Wilden haben ihren Wald verlassen. Sie sind losgezogen und bringen Menschen um.«
Isak Comandore strich sich über das lange Kinn. »Damit mußten wir rechnen. Sie haben uns ja selbst gesagt, worin ihre Absicht besteht.«
Lord Faide ignorierte diese Bemerkung. »Zeigen Sie mir das Modell!«
Isak Comandore führte ihn ins Arbeitszimmer. Die Nachbildung der Siedlung war inzwischen fertig, und auch die vielen kleinen Puppen standen bereit, jede einzelne ausgestattet mit einem kleinen Brocken aus hart gewordenem Schaum. Der Unglücksbringer deutete auf einen Topf, der eine dunkle Flüssigkeit enthielt. »Ich möchte Ihnen die Grundlagen der morgigen Behexung erklären. Als ich in dem Dorf des Ersten Volkes weilte, hielt ich überall nach geeigneten Symbolen Ausschau. Natürlich gab es viele davon, aber ich wußte nicht so recht, für welche ich mich entscheiden sollte. Da erinnerte ich mich an etwas, das mir während des Kampfes bei der neuen Pflanzung auffiel. Als die Eingeborenen angegriffen und mit Feuer bedroht wurden, sprühten sie purpurnen Schaum aus ihren Schlitzen. Ganz offensichtlich versinnbildlicht die Farbe Purpur in der Vorstellungswelt des Ersten Volkes den Tod. Und die morgen erfolgende Behexung wird dieses Symbol nutzen.«
»Dann ruhen Sie sich gut aus, so daß Sie morgen auf der Höhe Ihrer Leistungskraft sind.«
Am folgenden Morgen kleidete sich Isak Comandore in eine lange schwarze Robe und setzte die Maske des Dämonen Nard auf, um gewappnet zu sein. Anschließend betrat er sein Arbeitszimmer und schloß die Tür.
Eine Stunde verging, dann zwei. Lord Faide saß mit seiner Familie am Frühstückstisch, und er gab sich alle Mühe, gleichmütig und ruhig zu wirken. In ihm aber brodelte es, und nach einer Weile konnte er sich nicht länger beherrschen und begab sich auf den Hof. Dort warteten die Helfer Comandores und waren bereits sichtlich nervös geworden. »Wo ist Hein Huss?« fragte Lord Faide. »Bestellt ihn zu mir!«
Kurz darauf wankte der Oberste Unglücksbringer heran. Lord Faide deutete auf die Tür des Arbeitszimmers Comandores. »Was geschieht dort drin? Hat er Erfolg?«
Hein Huss blickte in die entsprechende Richtung. »Er beschwört einen mächtigen Zauber. Ich spüre Verwirrung, Zorn…«
»In Comandore oder im Ersten Volk?«
»Ich weiß nicht genau, womit er beschäftigt ist. Aber ich glaube, es gelang ihm, eine Botschaft in das kollektive Bewußtsein der Eingeborenen zu projizieren. Ein sehr schwieriges Unterfangen, wie ich Ihnen bereits erläuterte. Und was das erste Stadium angeht, hat er auch Erfolg gehabt.«
»Das ›erste Stadium?‹ Welche anderen gibt es denn noch?«
»Ich denke dabei an die beiden wichtigsten Aspekte des Behexens: die Empfänglichkeit des Opfers und die Angemessenheit des Symbols.«
Lord Faide runzelte die Stirn. »Sie scheinen nicht sonderlich optimistisch zu sein.«
»Ich bin unsicher. Vielleicht hat Isak Comandore recht mit seiner Annahme. Wenn das stimmt und das Erste Volk tatsächlich empfänglich ist, so wird heute ein großer Sieg errungen, und das bedeutet, daß das Mana Comandores enorm wächst!«
Lord Faide starrte auf die Tür des Arbeitszimmers. »Was sollen wir jetzt tun?«
Hein Huss’ Blick ging ins Leere, als er sich konzentrierte. »Isak Comandore ist dem Tode nahe. Heute kann er keine weiteren Behexungen vornehmen.«
Lord Faide drehte sich um und winkte den Kabbalisten zu. »Ins Arbeitszimmer! Helft eurem Herrn!«
Die Kabbalisten eilten auf die Tür zu, rissen sie auf und traten ein. Kurz darauf kehrten sie zurück und trugen den erschlafften Leib Isak Comandores. Auf seiner schwarzen Robe zeigten sich Flecken aus purpurnem Schaum. Lord Faide schob sich heran. »Was haben Sie erreicht? Heraus mit der Sprache!«
Isak Comandores Augen war halb geschlossen, und seine Lippen zitterten. »Es gelang mir, mich mit den Eingeborenen in Verbindung zu setzen, mit dem ganzen Volk. Ich habe ein Symbol in ihr Denken projiziert…« Er verlor das Bewußtsein, und der Kopf sank zur Seite.
Lord Faide trat zurück. »Bringt ihn in seine Unterkunft! Legt ihn dort auf den
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