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Grüne Magie

Grüne Magie

Titel: Grüne Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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nervöser. Ern versuchte zurückzubleiben, denn er war sicher, daß das, was seine Begleiter mit ihm beabsichtigten, nicht zu seinem Vorteil gereichte, aber seine Taktik blieb ohne Erfolg: Man zerrte ihn einfach weiter.
    Kurz darauf wandte sich der Pfad jäh zur Seite, und die Männer brachten Ern durch eine weite Mulde, in der hier und dort schwarzbraune Zykadeen wuchsen. Daran schloß sich weiches und weißes Moos an, und in der Mitte dieses Bereiches befand sich ein prächtiges Dorf. Die Männer verharrten im Schatten, gaben verächtlich klingende Geräusche von sich und vollführten herabwürdigende Gesten. Offenbar waren sie neidisch, dachte Ern, denn das Dorf auf der Wiese sah weitaus herrlicher aus als das, aus dem sie kamen. Er sah insgesamt acht völlig gerade Hüttenreihen, und die Gebäude bestanden aus geschickt zugeschnittenem Holz. Blaue, kastanienbraune und schwarze Farbmuster verzierten die Gebäude oder verliehen ihnen eine symbolische Bedeutung. An den Meerlinks-und Meerrechtsenden des breiten Mittelweges erhoben sich größere Häuser, und die spitz zulaufenden Dächer waren, wie auch im Falle der Hütten, mit Biotitplatten gedeckt. Ern bemerkte, daß sich nirgends Unordnung zeigte, und er entdeckte nicht einen einzigen Müllhaufen. Im Gegensatz zur Siedlung der Anderen zeichnete sich dieses Dorf durch auffallende Sauberkeit aus. Jenseits davon ragte die steile Klippenwand in die Höhe, die Ern bereits während seiner Entdeckungsreise entlang der Küste gesehen hatte.
    Am Rande der Wiese standen sechs Pfähle, und die Männer banden Ern an dem ersten fest.
    »Dies ist das Dorf der Zweier«, erklärte einer von ihnen. »Hier leben Leute wie du. Wenn du keine Schwierigkeiten bekommen willst, solltest du besser nicht verraten, daß wir dir den Kopf aufgeschnitten haben.«
    Anschließend wichen sie zurück und verbargen sich inmitten eines Dickichts aus Wurmpflanzen. Ern spannte die Muskeln und versuchte, die Fesseln zu zerreißen. Ganz gleich, was die Anderen auch im Schilde führten: Bestimmt bedeutete es nichts Gutes für ihn.
    Inzwischen waren die Dorfbewohner auf Ern aufmerksam geworden: Zehn Personen kamen über die Wiese heran. Vier prächtig aussehende Zweier führten die Gruppe, und sie schienen sich recht vorsichtig zu bewegen, obgleich sie andererseits eine stolzierende Gangart benutzten. Sechs junge Einer-Mädchen begleiteten sie, und in den Gewändern aus zusammengenähten Schirmbaumblättern wirkten sie erstaunlich elegant.
    Anscheinend hatte man sie unterwiesen, denn sie schritten nicht mehr auf die sonst für sie typische elastische, federnde Art und Weise, sondern ahmten das Verhalten der Zweier nach. Ern beobachtete sie fasziniert. Die Zweier schienen Geschöpfe wie er selbst zu sein, waren stämmiger und massiger als die keilköpfigen Einer.
    Die beiden Ersten Zweier schienen den gleichen Rang einzunehmen. Sie offenbarten erhabene Würde, und ihre Kleidung – gesäumte Tücher mit schwarzen, braunen und purpurnen Mustern, Stiefel, die aus einem grauen Material bestanden und Schnallen aufwiesen, durchbrochene Beinschienen aus Metall – wirkte wie eine Tracht. Der Zweier auf der Sturmwallseite trug einen Kamm aus glänzenden Metallspitzen, der neben ihm eine Doppelreihe aus langen schwarzen Federn. Die beiden Zweier hinter ihnen schienen ein Prestige zu genießen, das ein wenig geringer war. Sie trugen seltsam gefaltete Kappen, und in den Händen hielten sie Hellebarden, die dreimal so lang waren wie sie selbst groß. Dann kamen die Einer-Mädchen, und sie brachten Pakete mit. Ern erkannte sie als Angehörige seiner eigenen Generation wieder: Vermutlich handelte es sich um diejenigen, die man nach der Auswahlzeremonie fortgeführt hatte. Auf ihrer Haut zeigten sich dunkelrote und gelbe Farbstreifen, und sie trugen gelbe Mützen und Gewänder und Sandalen im gleichen Ton. Außerdem achteten sie darauf, sich mit der gezierten Steifbeinigkeit zu bewegen, die sich die Zweier zu eigen gemacht hatten.
    Die ersten Zweier blieben zu beiden Seiten Erns stehen und musterten ihn mit feierlichem Ernst. Die Hellebardenträger bedachten ihn mit drohenden Blicken. Die Mädchen wirkten ein wenig befangen und unsicher. Verwirrt betrachteten die Zweier die beiden Narben auf dem Schädel Erns und gelangten zu einer ungewissen Schlußfolgerung: »Er ist zwar ein wenig zu groß und weist seltsame Kopfbuckel auf, doch er scheint gesund zu sein.«
    Einer der Hellebardenträger lehnte seine lange Waffe an

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