Grüne Magie
schlüpft.«
Mazar starrte ihn groß an, und in seinen Augen blitzte es. Ern spannte die Muskeln an und bereitete sich innerlich darauf vor, von einem Moment zum anderen die Flucht zu ergreifen. Dann jedoch sagte der alte Dreier: »Wenn deine Vermutungen stimmen, sind alle meine Kameraden umsonst gestorben. Und mein Leben in der Einsamkeit wäre nichts anderes als Zeitverschwendung gewesen.«
»Vielleicht läßt sich mein Plan nicht in die Tat umsetzen«, erwiderte Ern. »Und in dem Fall bleibt alles beim alten.«
»Du gehst ein großes Wagnis ein«, brummte Mazar. »Die Zweier sind jetzt wachsam geworden.«
»Ich begebe mich an die Küste und schwimme in Richtung des Sumpfes. Sie werden mich nicht entdecken. Und außerdem: Was könnte ich sonst schon mit meinem Leben anfangen?«
»Dann geh«, sagte Mazar, wobei seine Stimme noch heiserer klang als zuvor. »Ich bin alt und habe nicht mehr genug Mumm. Vielleicht gibt es noch eine Chance für unser Volk. Mach dich auf den Weg, sei vorsichtig und kehr mit heiler Haut zurück. Denk daran: Wir beide sind die letzten noch lebenden Dreier.«
Mazar wanderte an der Mauer entlang. Manchmal riskierte er es, den Pfahlwald aufzusuchen und das Dorf der Zweier zu beobachten. Er hatte den Eindruck, daß Ern schon seit einer halben Ewigkeit fort war. Schließlich vernahm er aus der Ferne den Schrei: »Der Groteske! Der Groteske!«
Die drei Schädelkämme Mazars sträubten sich, und kühn lief er los, in die Richtung, aus der er die Rufe gehört hatte. Ern kam ihm entgegen. Er sah ziemlich mitgenommen aus, und Schlammbrocken klebten ihm auf der Haut. Er trug einen Binsenkorb. Einige wütende Hellebardenträger der Zweier folgten ihm, und etwas weiter entfernt liefen einige Einer-Männer, die ihre Gesichter bemalt hatten. »Hierher!« brüllte Mazar. »Zur Mauer!« Er legte sein Gewehr an, und die Hellebardenträger waren so aufgebracht, daß sie der Gefahr keine Beachtung schenkten. Ern eilte an dem alten Dreier vorbei. Mazar zielte und drückte den Abzug durch. Flammenzungen leckten über vier Zweier, und kreischend und mit rudernden Armen stürmten sie durch den Wald davon. Die anderen verharrten. Mazar und Ern wichen in Richtung der Mauer zurück und schoben sich durch den Riß. Die restlichen Zweier mit den Lanzen waren so außer sich vor Zorn, daß sie alle Vorsicht außer acht ließen und erneut losliefen. Mazar schwang sein Schwert und köpfte einen der Gegner. Die anderen wandten sich entsetzt und von Grauen erfüllt zur Flucht.
Ern ließ sich zu Boden sinken und preßte den Korb an sich.
»Wie viele?« fragte Mazar.
»Ich habe zwei Nester gefunden, und aus jedem davon nahm ich drei Haufen.«
»Und waren die Nester und Haufen voneinander getrennt? Vielleicht können Brütlinge aus verschiedenen Nestern nicht miteinander verschmelzen.«
»Mach dir keine Sorgen, Mazar! Ich habe auf alles geachtet.«
Der alte Dreier trug die Leiche des geköpften Zweiers an die Mauer heran und warf sie in den Pfahlwald. Den Schädel schleuderte er den in der Ferne wartenden Einer-Männern entgegen. Niemand von ihnen brachte genug Mut auf, um ihn anzugreifen.
Als sie sich wieder in dem steinernen Haus befanden, legte Mazar die Eier auf den Boden und gab ein zufriedenes Brummen von sich. »Jeder Haufen enthält neben zwei runden Eiern ein ovales: männlich und weiblich. Die möglichen Kombinationen sind klar.« Er dachte kurz nach. »Zwei maskuline Brütlinge ergeben zusammen mit einem weiblichen einen männlichen Dreier. Zwei weibliche und ein männlicher hingegen sollten das feminine Geschlecht bestimmen… Es dürfte zu einem Überschuß an maskulinen Eiern kommen. Das bedeutet, es werden zwei männliche Dreier entstehen.
Vielleicht sogar noch mehr, wenn es möglich ist, daß drei maskuline Brütlinge miteinander verschmelzen.« Er runzelte die Stirn. »Ich überlege gerade, ob wir auch versuchen sollten, einen Vierer schlüpfen zu lassen.«
»In dieser Hinsicht würde ich zur Vorsicht mahnen«, warf Ern ein.
Mazar hob überrascht und auch ein wenig unwillig den Kopf. »Bist du denn soviel klüger und weiser als ich?«
Ern vollführte eine höfliche Geste, mit der er zum Ausdruck brachte, daß er es sich niemals anmaßen würde, Autorität und Erfahrung Mazars in Frage zu stellen. Zumindest in diesem Zusammenhang erwiesen sich die Unterweisungen der Zweier-Pädagogen als nützlich. »Ich wurde in den Watten geboren und lebte bei den Wasserkindern. Unser gefährlichster Feind
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