Grüne Magie
Kampf?«
»Unsere Freiheit bewirkte Furcht in ihnen. Wir machten uns daran, das Schmale Land zu erforschen. Viele Meilen weit drangen wir nach meerrechts und meerlinks vor. Einer Expedition gelang es, die Finster-Kälte zu durchdringen, und die Forscher durchstreiften eine Eiswüste, in der es so dunkel war, daß sie Fackeln anzünden mußten. Wir bauten ein Floß und schickten es durch den Sturmwall. Drei Einer befanden sich an Bord, und ein langes Seil wurde an dem Gefährt befestigt. Als wir es zurückzogen, waren die Einer tot. Das Wüten in der Sturmgrenze hatte sie umgebracht. Daraufhin gerieten die Präzeptoren der Zweier außer sich. Sie meinten, wir seien gottlos und sündig, und sie stellten die Einer zu einem Heer zusammen und verließen die Sümpfe. Die Armee fiel über die Einer an der Küste her, und anschließend erklärte sie uns den Krieg. Mit Fallen, Gift und gelegentlichenÜberfällen dezimierten sie uns, und sie zeigten keine Gnade. Wir wehrten uns und töteten Zweier. Sie waren immer zahlreicher als wir Dreier.
Oh, ich könnte dir noch lange von dem Krieg erzählen, dir berichten, wie jeder einzelne meiner Kameraden starb. Nun, ich bin der letzte. Niemals stoße ich in die Bereiche jenseits der Mauer vor, und die Zweier scheinen nicht sonderlich darauf versessen zu sein, mich anzugreifen, denn sie fürchten mein Gewehr. Doch genug damit. Sieh dich in deiner neuen Heimat um; du kannst dich hier frei bewegen, aber betrachte die Mauer als eine Grenze. Auf der anderen Seite warten die Zweier, und sie würden dich sofort töten, könnten sie deiner habhaft werden. In den Kisten befinden sich Nahrungsmittel. Leg dich aufs Moos und ruh dich aus. Denk gründlich über alles nach. Und wenn du Fragen hast, so wende dich an mich. Ich werde sie beantworten.«
Im Anschluß an diese Worte ging Mazar fort. Ern erfrischte sich mit dem Wasser der Grottenkaskade, aß etwas und begab sich dann auf die graue Wiese, um nachzudenken. Nach einer Weile wurde Mazar neugierig und trat auf zu ihn. »Nun«, fragte er, »was geht dir durch den Kopf?«
»Ich verstehe jetzt viele Dinge, die mir zuvor rätselhaft erschienen«, erwiderte Ern. »Darüber hinaus bedaure ich es, das Einer-Mädchen zurückgelassen zu haben, das mir gegenüber eine recht kooperative Haltung einzunehmen schien.«
»Das hängt ganz von dem jeweiligen Individuum ab«, sagte Mazar. »Damals beschäftigten wir viele solche Personen als Hausangestellte. Allerdings ist ihr geistiges Potential nicht sehr ausgeprägt.«
»Wenn es Dreier-Frauen gäbe: Könnten sie dann nicht Eier legen, aus denen schließlich Dreier-Kinder schlüpfen?«
Mazar winkte schroff ab. »Es gibt keine Dreier-Frauen. Das war nie der Fall. Der besondere Entstehungsprozeß bringt nur Dreier-Männer hervor.«
»Und was wäre, wenn wir Einfluß auf jenen Prozeß nehmen?«
»Pah. Die Ovulation der Einer-Frauen entzieht sich unserer Kontrolle.«
»Vor langer Zeit«, sagte Ern, »habe ich eine Einer-Frau beobachtet, die ihr Nest vorbereitete. Sie legte die Eier in Gruppen zu je drei Stück. Wenn wir genügend Eier sammeln, sie anders anordnen und so deponieren, daß sie sich berühren, würde sich vielleicht das weibliche Geschlecht als dominant herausstellen.«
»Das ist ein sehr ungewöhnlicher Vorschlag«, entgegnete Mazar. »Und meines Wissens hat bisher noch niemand einen solchen Versuch gewagt. Bestimmt läßt sich so etwas nicht bewerkstelligen… Vermutlich wären entsprechende Frauen nicht fruchtbar. Oder sie könnten grotesk sein, wirkliche Ungeheuer.«
»Wir haben unser Leben einem derartigen Vorgang zu verdanken«, wandte Ern ein. »Und wir sind deshalb Männer, weil zwei maskuline Eier zur Dreier-Gruppe gehörten. Doch wenn es eine männliche und zwei weibliche Kapseln wären – oder gar drei feminine –, so müßte das Ergebnis eine Frau sein, oder? Und was die Fruchtbarkeit angeht: In dieser Hinsicht lassen sich erst dann sichere Aussagen treffen, wenn wir einen Versuch unternommen haben.«
»Das ist doch Unfug!« entfuhr es Mazar. Er straffte seine Gestalt, und die drei Schädelkämme sträubten sich. »Ich will nichts mehr davon hören!«
Die heftige Reaktion des Dreiers betrübte Ern, und er ließ den Kopf hängen. Langsam drehte er sich um und ging nach meerrechts, in Richtung der Mauer.
»Was hast du vor?« rief Mazar ihm nach.
»Ich gehe in den Sumpf.«
»Und was willst du dort?«
»Nach Eiern suchen und dafür sorgen, daß eine Dreier-Frau
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