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Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Titel: Grüne Tomaten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Flagg
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sei schlecht geworden, wenn sie beim Versuch, ein paar Bissen zu essen, auf die Theke sahen. Außerdem war’s ohnehin nur ein Gummikopf, den Idgie in einem Zauberladen in Birmingham gekauft hatte.
    Übrigens, meine andere Hälfte behauptet, jemand habe uns zum Abendessen eingeladen, aber ich entsinne mich nicht, wer’s war. Also, wer immer uns zu sich gebeten hat – wir kommen gern, rufen Sie mich einfach an.
    Dot Weems
    PS: Opal lässt die Leute erneut bitten, Boots nicht mehr zu füttern.

V ALDOSTA , G EORGIA
    4. August 1928
    Idgie hatte Ruth zwei Jahre nicht gesehen, fuhr aber immer wieder mittwochs nach Valdosta, weil Frank Bennett an diesem Tag in die Stadt kam und zum Friseur ging. Meistens trieb sie sich bei Puckett’s Drugstore herum, denn von dort genoss sie einen ungehinderten Ausblick zum Eingang des Friseursalons und sah Frank in einem der Sessel sitzen.
    Sie wünschte, sie könnte hören, was er sagte. Aber es genügte ihr, ihn zu beobachten. Er war ihr einziges Bindeglied zu Ruth, und solange er immer wieder auftauchte, durfte sie annehmen, dass Ruth immer noch in dieser Gegend lebte.
    An diesem Mittwoch eilte Mrs. Puckett, eine dünne kleine alte Dame mit schwarzgeränderter Brille, wie immer geschäftig im Laden umher und ordnete die Waren, als hinge ihr Leben davon ab, dass alles wohlgeordnet an seinem Platz lag. Idgie saß an der Theke und schaute zur anderen Straßenseite hinüber. »Dieser Frank Bennett redet eine ganze Menge, nicht wahr? Ein freundlicher Bursche, was?«
    Mrs. Puckett stand auf der untersten Stufe einer Trittleiter und arrangierte Tiegel mit Stillmans Sommersprossencreme, den Rücken zu Idgie gewandt. »Nun, manche Leute mögen das wohl denken.«
    Erstaunt hörte Idgie einen seltsamen Unterton aus der Stimme heraus. »Wie meinen Sie das?«
    »Ich sagte nur, manche Leute glauben das vielleicht.« Mrs. Puckett stieg von der Leiter.
    »Und Sie glauben es nicht?«
    »Was ich glaube, spielt keine Rolle.«
    »Finden Sie ihn nicht freundlich?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Sicher ist er recht freundlich.« Nun rückte die alte Dame Kartons mit Carters Leberpillen auf der Theke zurecht.
    »Recht freundlich? Wie meinen Sie das? Wissen Sie was über ihn? War er schon mal unfreundlich?«
    »Nein, er ist immer recht freundlich.« Mrs. Puckett stellte die Schachteln in einer Reihe auf. »Aber ich mag nun mal keine Männer, die ihre Frauen schlagen.«
    Idgies Herz krampfte sich zusammen. »Wie meinen Sie das?«
    »So, wie ich’s sage.«
    »Wieso wissen Sie das?«
    Mrs. Puckett stapelte die Zahnpastadosen aufeinander. »Oh, Mr. Puckett musste öfter da hinausfahren und dem armen kleinen Ding Medizin bringen – ziemlich oft, das kann ich Ihnen versichern. Er schlug ihr das Auge blau und warf sie die Treppe runter, und einmal brach er ihr den Arm. Sie unterrichtet hier an der Sonntagsschule, und eine nettere Person gibt’s gar nicht.« Seufzend ging sie weiter, um Sal-Hepatica-Flaschen zu quälen. »Was der Alkohol den Männern alles antut … Er macht sie verrückt und treibt sie zu einem Verhalten, das sie normalerweise niemals an den Tag legen würden. Mr. Puckett und ich sind Abstinenzler …«
    Aber Idgie war bereits zur Tür hinausgerannt und hörte den letzten Satz nicht mehr.
    Der Friseur bestäubte gerade den Nacken seines Kunden mit duftendem Talkumpuder, als sie in den Salon stürmte. Wütend hob sie einen Finger und zeigte in Franks Gesicht. »Hören Sie mal zu. Sie heuchlerischer, glasäugiger, mieser Hurensohn! Wenn Sie Ruth noch einmal schlagen, bringe ich Sie um, Sie Bastard! Ich schneide Ihnen das verdammte Herz aus dem Leib, das schwöre ich! Haben Sie mich verstanden, Sie Arschloch?«
    Mit einer heftigen Handbewegung fegte sie sämtliche Gegenstände von der Marmortheke. Dutzende Flaschen voller Shampoo, Haarwasser, Pomade, Rasiercreme und Pudertiegel zerbarsten am Boden. Ehe die beiden Männer wussten, wie ihnen geschah, saß Idgie bereits im Auto und raste aus der Stadt. Mit offenem Mund stand der Friseur da. Es war so schnell passiert. Er schaute Frank im Spiegel an. »Dieser Junge muss wahnsinnig sein.«
    Im Bade- und Angelclub Wagenrad erzählte sie Eva, was sie erlebt hatte, immer noch von hellem Zorn erfasst. Dann gelobte sie, wieder hinzufahren und es diesem Kerl heimzuzahlen.
    Eva hörte aufmerksam zu. »Wenn du das tust, lieferst du dich selber ans Messer. Man soll sich nicht in die Ehen anderer Leute einmischen. Das geht nur die Betroffenen was an.

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