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Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Titel: Grüne Tomaten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Flagg
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nach Hollywood und befahl allen männlichen Hauptdarstellern, mit Partnerinnen aus der eigenen Altersgruppe aufzutreten, nicht mit zwanzig Jahre jüngeren, perfekt gebauten Mädchen. Den Ratten gestattete sie, alle Slum-Könige aufzufressen. Und sie schickte den armen Völkern in aller Welt Nahrungs- und Verhütungsmittel, die von Männern ebenso angewandt werden konnten wie von Frauen.
    Wegen ihrer Leistungen und ihres Weltblicks wurde sie auf der ganzen Erde »Towanda die Großartige« genannt, die »Siegerin über das Unrecht«, die »unvergleichliche Königin«.
    Towanda ordnete an, in allen Regierungen und bei sämtlichen Friedenskonferenzen müssten Frauen in gleicher Anzahl vertreten sein wie Männer. Gemeinsam mit ihrem Stab erstklassiger Chemikerinnen entwickelte sie ein Heilmittel gegen den Krebs und eine Pille, die einem gestattete, alles zu essen, was man wollte, ohne zuzunehmen. Wer Kinder in die Welt setzen wollte, musste um Erlaubnis ersuchen und in finanzieller und emotionaler Hinsicht für geeignet erklärt werden – keine hungernden oder verprügelten Kinder mehr. Uneheliche Kinder, die kein Zuhause hatten, mussten vom Staat aufgezogen und ausgebildet werden. Kleine Kätzchen oder Hündchen durfte man nicht mehr einschläfern. Die sollen einen eigenen Staat bekommen, vielleicht in New Mexico oder Wyoming. Lehrerinnen und Krankenschwestern mussten dasselbe Gehalt beziehen wie Football-Profis.
    Der Bau von Eigentumswohnungen in riesigen Häuserblöcken sollte eingestellt werden, vor allem würden nie mehr diese monströsen Gebäude mit den roten Ziegeldächern entstehen. Und Van Johnson musste eine eigene Show bekommen – er zählte zu Towandas Lieblingen.
    Graffiti-Sünder würde man in ein Fass voll unauslöschlicher Tinte tauchen. Kinder berühmter Eltern durften keine Bücher mehr schreiben. Und Towanda wollte persönlich dafür sorgen, dass man allen netten Männern und Daddys, die hart arbeiteten, eine Reise nach Hawai und ein Boot mit Außenbordmotor schenkte.
    Towanda ging in die Madison Avenue und übernahm die Kontrolle aller Modemagazine. Models, die weniger als hundertfünfunddreißig Pfund wogen, wurden gefeuert. Falten galten plötzlich als erotisch. Hüttenkäse mit niedrigem Fettgehalt wurde für immer aus den Staaten verbannt. Ebenso Möhren.
    Erst gestern war Towanda ins Pentagon marschiert, hatte den Jungs alle Bomben und Raketen weggenommen und ihnen stattdessen Spielzeug gegeben, während ihre Schwestern in Russland die gleiche Aktion durchgeführt hatten. Dann trat sie in den TV-Sechs-Uhr-Nachrichten auf und verteilte das gesamte Militär-Budget an alle US-Bürger über fünfundsechzig.
    Den ganzen Tag war Towanda so beschäftigt, dass Evelyn zur Schlafenszeit fast zusammenbrach. Kein Wunder. Eines Abends kochte Evelyn das Dinner, nachdem Towanda soeben einen Kinderausbeuter und Kinderporno-Filmproduzenten exekutiert hatte.
    Später wusch sie das Geschirr, und da sprengte Towanda gerade den Nahen Osten ganz allein in die Luft, um den dritten Weltkrieg zu verhindern. Als Ed aus dem Wohnzimmer nach einem weiteren Bier schrie, brüllte Towanda zurück, ehe Evelyn sie daran hindern konnte: » Geh zum Teufel, Ed!«
    Lautlos erhob er sich vom Sofa und kam in die Küche. »Bist du okay, Evelyn?«

T HE W EEMS W EEKLY
    (W HISTLE S TOP , A LABAMA , W OCHENBLATT )
    9. Februar 1943
    D ER K RIEG WIRD IMMER HEKTISCHER
    Zusammen mit allen Kollegen arbeitet meine andere Hälfte drüben bei der Bahn in zwei Schichten, seit die Eisen- und Stahlindustrie Überstunden macht. Nun bin ich ein ziemlich einsames Mädchen. Aber wenn er Onkel Sam und unseren Jungs hilft, kann ich’s wohl ertragen.
    Tommy Glass und Ray Limeway haben aus dem Camp geschrieben, um »Hallo« zu sagen.
    Übrigens, hat irgendjemand Idgies und Ruths Siegergarten beim alten Threadgoode-Haus gesehen? Idgie sagte, Sipsey habe schwarze Bohnen gezüchtet, so groß wie Silberdollars. Ich selber bringe nur Süßkartoffeln zustande.
    Drei Mitglieder des Jolly Beiles Ladies’ Barber Shop Quartet, ich und Biddie Louise Otis und Ninny Threadgoode fuhren nach Birmingham und aßen in Brittling’s Cafeteria zu Abend, dann bewunderten wir Essie Rue Limeway. Der Film war nicht halb so gut wie die Show zwischen den Vorführungen. Wir sind alle mächtig stolz. Und wir wollten allen im Kino erzählen, dass sie unsere Freundin ist. Ninny wandte sich zu der Person, die neben ihr saß, und erklärte, Essie Rue sei ihre Schwägerin.
    Übrigens,

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