Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Titel: Grüne Tomaten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Flagg
Vom Netzwerk:
schon mal aufgefallen, was für hübsche Beine unser Sheriff hat?
    Und meine andere Hälfte, Wilbur Weems, sang »Red Sails in the Sunset«. Ich fand es recht gut, kann’s aber nicht beurteilen, denn ich höre ihn täglich unter der Dusche. Ha, ha.
    Im allerlustigsten Sketch wurde Reverend Scroggins von Idgie Threadgoode parodiert, und Pete Tidwell spielte Vesta Adcock.
    Opal kümmerte sich um alle Frisuren und die Schminke, und Ninny Threadgoode, Biddie Louise Otis und Ihre Ergebene hatten die Kostüme geschneidert.
    Das sogenannte »gefährliche Tier« im Mutt-and-Jeff-Sketch war niemand anders als Dr. und Mrs. Hadleys Bulldogge mit Gasmaske.
    Die Einnahmen fließen in den Weihnachtsfonds für alle Bedürftigen in Whistle Stop und Troutville.
    Ich wünschte, dieser grässliche Krieg wäre endlich vorbei. Wir vermissen alle unsere Jungs.
    Übrigens, Wilbur wollte neulich zur Army gehen. Gott sei Dank ist er zu alt und hat Plattfüße, sonst kämen wir in ernsthafte Schwierigkeiten.
    Dot Weems

P FLEGEHEIM R OSE T ERRACE
    O LD M ONTGOMERY H IGHWAY , B IRMINGHAM , A LABAMA
    28. Juli 1986
    Evelyn hatte alle während der Diät verlorenen Pfunde wieder zugenommen. In ihrer Aufregung bemerkte sie nicht, dass Mrs. Threadgoode ihr Kleid erneut verkehrt herum trug.
    Sie leerten gerade eine Fünf-Pfund-Schachtel Divinity-Fondant, als Mrs. Threadgoode bemerkte: »Für einen Klecks Butter könnte ich einen Mord begehen. Die Margarine, die wir hier bekommen, schmeckt wie Schweineschmalz. Zur Zeit der Wirtschaftskrise mussten wir so viel von dem Zeug essen. Ich will das nicht mehr, also verzichte ich auf die Margarine und streiche mir nur Apfelkonfitüre auf den Toast.
    Da fällt mir ein, Idgie und Ruth kauften das Café mitten in der Wirtschaftskrise, aber ich glaube, dort gab’s niemals Margarine. Zumindest erinnere ich mich nicht dran. Seltsam, die ganze Welt litt unter bitteren Entbehrungen, aber im Café erlebten wir in jenen Krisenjahren glückliche Zeiten, obwohl wir natürlich alle zu kämpfen hatten. Ja, wir waren glücklich, wenn wir’s auch nicht wussten.
    An vielen Abenden saßen wir alle im Lokal und hörten einfach nur Radio – Fibber McGee und Molly, Arnos und Andy, Fred Allen – ach, ich weiß nicht mehr, was sie alles hörten, aber die Leute gefielen uns ausnahmslos. Das TV-Programm heutzutage kann ich mir kaum anschauen. Ständig schießen die Typen aufeinander und schleudern sich Beleidigungen ins Gesicht. Fibber McGee und Molly schrien sich auch an. Und Arnos und Andy schrien ebenfalls ein bisschen. Aber das war komisch. Und jetzt sind die Farbigen im Fernsehen nicht annähernd so nett wie damals. Sipsey hätte Big George die Haut abgezogen, wenn er so ein Klugscheißer gewesen wäre wie diese Kerle heutzutage.
    Aber es ist nicht nur das Fernsehen. Mrs. Otis war mal im Supermarkt und sagte einem kleinen Farbigen, der grade vorbeiging, sie würde ihm fünf Cent geben, wenn er ihr die Einkäufe zum Wagen trüge. Da schielte er sie nur an und schlenderte davon. Und es sind nicht nur die Schwarzen. Früher, als Mrs. Otis noch Auto fuhr, bevor sie diesen Stapel Gemüsekisten umstieß –, da hupten sie immer ganz schrecklich hinter uns. Und wenn sie uns überholten, tippten sich manche an die Stirn. So ein Benehmen gab’s früher nicht. Es ist wirklich nicht nötig, sich so aufzuführen.
    Heutzutage will ich mir nicht einmal die Nachrichtensendungen anschauen. Jeder kämpft gegen jeden. Man sollte diesen Jungs Beruhigungspillen geben und sie für eine Weile außer Gefecht setzen. Das machen sie auch mit Mr. Dunaway. Ich glaube, all die schlechten Neuigkeiten beeinflussen die Leute, und deshalb sind sie so gemein. Wann immer die Nachrichten kommen, schalte ich den Apparat einfach ab.
    In den letzten zehn Jahren habe ich mir nur religiöse Programme angesehen. Den ›P. T. L. Club‹ mag ich besonders. Da treten viele kluge Männer auf. Immer wieder schicke ich Geld hin, wenn ich welches habe. Und jeden Abend von sieben bis acht höre ich ›Camp Meeting USA‹. Oral Roberts und der ›Seven Hundred Club‹ gefallen mir auch. Da mag ich alle bis auf diese geschminkte Frau, und auch die wäre okay, wenn sie nicht ständig heulen würde. Sie weint, wenn sie glücklich ist, und sie weint, wenn sie traurig ist. Ich sage Ihnen, die kann auf Kommando Tränen vergießen. Die braucht zum Beispiel auch Hormontabletten. Und die Prediger, die unentwegt schreien, kann ich nicht ausstehen. Ich weiß nicht, warum sie so

Weitere Kostenlose Bücher