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Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Titel: Grüne Tomaten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Flagg
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S TOP , A LABAMA , W OCHENBLATT )
    10. Februar 1947
    T OD EINER GELIEBTEN B ÜRGERIN
    Morgen wird das Café geschlossen sein, zu Ehren von Mrs. Ruth Jamison, die am Wochenende von uns gegangen ist. Die Trauermesse findet morgen in der Baptistenkirche statt. Fragen Sie Reverend Strongins nach der Uhrzeit. Bis dahin liegt Ruth in John Rideouts Bestattungsinstitut in Birmingham aufgebahrt.
    Wir werden ihr liebes Wesen und ihr lächelndes Gesicht schmerzlich vermissen. Alle, die »Miss Ruth« gekannt haben, erleiden einen schweren Verlust. Unser besonderes Mitgefühl gilt Idgie und Stump.
    Dot Weems

P IGLEY -W IGLEY -S UPERMARKT
    B IRMINGHAM , A LABAMA
    13. September 1986
    Wenn Evelyn Couch samstags einkaufte, benutzte sie Eds großen Ford LT D, weil der mehr Platz bot, aber es war schwierig, einen Parkplatz für ihn zu finden. Fünfzehn Minuten lang schaute sie zu, wie der alte Mann Lebensmittel in seinem Auto verstaute. Drei weitere Minuten brauchte er, um einzusteigen und den Schlüssel zu finden. Endlich startete er und fuhr davon. Als sie einparken wollte, bog ein verbeulter roter VW um die Ecke und sauste in die Lücke, auf die sie gewartet hatte.
    Zwei dünne, kaugummikauende Mädchen in abgeschnittenen Jeans und Stretchtops stiegen aus, schlugen die Türen zu und schlenderten an Evelyn vorbei. Sie kurbelte ihr Fenster herunter und sagte zu dem Teenager im »Elvis ist nicht tot«-T-Shirt: »Verzeihen Sie, aber ich habe auf diese Parklücke gewartet, und Sie sind direkt vor meiner Nase reingefahren.«
    Das Mädchen grinste spöttisch: »Finden Sie sich mit den Tatsachen ab, Lady. Ich bin nun mal jünger und schneller als Sie.« Und dann schlenderte sie auf ihren dicken Gummisohlen mit der Freundin in den Laden.
    Evelyn saß da und starrte den VW an, auf dessen hinterer Stoßstange ein Schild mit der Aufschrift klebte: »Für schicke Typen trete ich gern auf die Bremse.«
    Zwölf Minuten später kamen die beiden Mädchen aus dem Supermarkt und sahen ihre vier Kotflügel quer über den Parkplatz fliegen, während der Ford LT D den Volkswagen rammte, zurückfuhr und noch einmal dagegen donnerte. Als die hysterischen Teenager ihr Auto erreichten, hatte Evelyn es beinahe demoliert. Die größere wurde zum Berserker und zerrte sie kreischend an den Haaren. »Mein Gott! Sehen Sie, was Sie gemacht haben! Sind Sie verrückt?«
    Evelyn beugte sich aus dem Fenster und antwortete seelenruhig: »Finden Sie sich mit den Tatsachen ab, Schätzchen. Ich bin älter als Sie und besser versichert.« Und damit fuhr sie davon.
    Wie sich herausstellte, war Ed, der für eine Versicherungsgesellschaft arbeitete, wirklich gut versichert. Aber er verstand nicht, warum seine Frau sechsmal versehentlich anderer Leute Autos gerammt hatte. Sie meinte, er solle sich nicht so aufregen und kein solches Aufheben um die Sache machen. Sie hatte es in vollen Zügen genossen, den VW zu ruinieren. In letzter Zeit fand sie nur mehr inneren Frieden und Erlösung von ihrem Zorn, wenn sie mit Mrs. Threadgoode zusammen war oder nachts in ihrer Fantasie Whistle Stop besuchte. Towanda begann Evelyns Leben zu beherrschen, und irgendwo in der Tiefe ihres Herzens schrillte eine winzige Alarmglocke. Sie wusste, dass sie Gefahr lief, in einen Abgrund zu stürzen.

W HISTLE S TOP C AFÉ
    W HISTLE S TOP , A LABAMA
    9. Mai 1949
    An diesem Abend saßen Grady Kilgore, Jack Butts und Smokey Lonesome kichernd im Café. Das war bereits die siebente Woche hintereinander, wo sie es geschafft hatten, eine Knallbombe in Reverend Scroggins’ Auto zu bugsieren. Als Stump aus dem Hinterzimmer kam, im blauen Anzug, mit blauer Krawatte, beschlossen sie, ihn ein bisschen zu hänseln.
    Grady winkte ihm zu. »He, Platzanweiser, wo darf ich mich denn hinsetzen?«
    »Lasst ihn in Ruhe, Jungs«, mahnte Idgie. »Ich finde, er sieht sehr hübsch aus. Er hat ein Rendezvous mit Peggy Hadley, der Tochter des Docs.«
    »Oh, Doktor …«, krähte Jack.
    Stump nahm sich eine Cola und warf Idgie einen vernichtenden Blick zu. Hätte sie ihn nicht dazu gedrängt, würde er niemals mit Peggy Hadley zum Sweetheart Banquet gehen, mit diesem kleinen Mädchen, für das er mal geschwärmt hatte. Dieses Gefühl war längst überwunden. Peggy, zwei Jahre jünger als er, trug eine Brille, und er hatte sie während seiner gesamten High-School-Karriere ignoriert. Sobald sie herausgefunden hatte, dass er von der Georgia Tech zurückgekommen war, um den Sommer in Whistle Stop zu verbringen, musste sie

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