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Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Titel: Grüne Tomaten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Flagg
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ein paar abgeschnittene Haare im Abfalleimer. Naughty Bird, Opals Gehilfin, löschte das Feuer, und alles war wieder okay.
    Vergessen Sie nicht zu wählen! Es kandidiert zwar niemand gegen Grady Kilgore, aber es wird ihm guttun, also geben Sie Ihre Stimme ab.
    Übrigens, in den Railroad News erschien wieder ein Artikel über Jasper Peavey. Big George und Onzell müssen sehr stolz auf ihn sein.
    Dot Weems
    PS: Der Dillgurkenclub führt wieder seine alljährlichen Eisschrank-Possen auf, und es war so lustig wie immer. Meine andere Hälfte sang wieder »Red Sails in the Sunset«. Tut mir leid, Leute, ich kriege ihn einfach nicht dazu, einen neuen Song zu lernen.

P FLEGEHEIM R OSE T ERRACE
    O LD M ONTGOMERY H IGHWAY , B IRMINGHAM , A LABAMA
    14. September 1986
    Evelyn und Mrs. Threadgoode gingen hinter dem Heim spazieren. Eine Kanadagänseschar flog über ihre Köpfe hinweg und schnatterte fröhlich am Herbsthimmel.
    »Oh Evelyn, möchten Sie da nicht mitfliegen? Wohin mag der Weg dieser Gänse führen?«
    »Vielleicht nach Florida oder Kuba.«
    »Glauben Sie?«
    »Das ist anzunehmen.«
    »Nun, nach Florida würde ich gern mitkommen, aber nach Kuba bringen mich keine zehn Pferde. Smokey sagte immer, diese Gänse seien seine Kumpel, und wenn wir ihn fragten, wohin er ginge, antwortete er: ›Oh, einfach den Wildgänsen nach …‹«
    Sie beobachteten, wie die Vogelschar verschwand, und wanderten weiter.
    »Mögen Sie Enten?«, fragte die alte Frau.
    »Sie sind sehr hübsch.«
    »Ach, ich liebe Enten. Und ich war schon immer ganz versessen auf Geflügel.«
    »Was?«
    »Geflügel. Sie wissen schon – die Tiere mit Federn – Singvögel, Hühner, Hähne …«
    »Oh.«
    »Cleo und ich tranken jeden Morgen, wenn das Wetter schön war, unseren Kaffee auf der Hinterveranda, sahen die Sonne aufgehen und lauschten den Vögeln. Dazu gönnten wir uns drei oder vier Tassen guten heißen Red-Diamond-Kaffee und Toast mit Pfirsichmarmelade oder Gelee aus grünem Pfeffer, und wir unterhielten uns – das heißt, ich redete und er hörte zu. So viele schöne Vögel kamen zu unserem Haus – Kardinalvögel, Rotkehlchen und die hübschesten Tauben. Solche Vögel sieht man heutzutage gar nicht mehr.
    Eines Tages ging Cleo hinaus und zeigte auf all die alten Amseln, die vor unserem Haus auf einem Telefondraht hockten. ›Pass auf, was du sagst, wenn du heute telefonierst, Ninny‹, mahnte er. ›Die können dich durch ihre Füße hören.‹« Sie schaute Evelyn an. »Glauben Sie das?«
    »Nein, er wollte Sie sicher nur hänseln, Mrs. Threadgoode.«
    »Ja, wahrscheinlich. Aber jedes Mal, wenn ich am Telefon ein Geheimnis weitererzählen wollte, schaute ich erst mal hinaus, um festzustellen, ob die Vögel auf dem Draht saßen. Cleo hätte mir das nicht sagen dürfen, denn er wusste doch, wie gern ich am Telefon tratschte. Ich sprach mit allen Stadtbewohnern. Und früher lebten etwa zweihundertfünfzig Leute in Whistle Stop. Aber als immer weniger Züge durch unsere Station fuhren, zerstreuten sich die Menschen in alle Winde – wie die Vögel. Sie zogen nach Birmingham oder sonst wohin und kamen nie wieder.
    MacDonalds übernahm das Café, und am Highway entstand ein Supermarkt, wo Mrs. Otis gern hinging, weil sie die Rabattmarken sammelte. Aber sie fand da nie, was sie suchte, und mir tat das grelle Licht in den Augen weh. Also kaufte ich die paar Sachen, die ich brauchte, drüben in Troutville, in Ocies Lebensmittelladen.« Mrs. Threadgoode blieb stehen. »Riechen Sie das, Evelyn? Irgendjemand gibt eine Barbecue-Party.«
    »Nein, meine Liebe, ich glaube, da wird nur welkes Laub verbrannt.«
    »Aber es riecht wie ein Barbecue. Sie mögen doch Barbecues? Ich liebe sie. Für ein Barbecue, wie’s Big George gemacht hat, würde ich eine Million Dollar zahlen. Und danach Sipseys Zitroneneistorte … Big Georges Barbecues waren immer die besten. Das Fleisch kochte er in einem großen alten Eisenkessel hinter dem Café, und man roch es meilenweit, besonders an Herbsttagen. Smokey erzählte, einmal sei er mit dem Zug nach Whistle Stop gefahren und habe es schon zehn Meilen davor gerochen. Wegen dieses Barbecues kamen sogar die Leute aus Birmingham zu uns. Wo holen Sie und Ed Ihr Barbecue?«
    »Meistens im Golden Rule oder im Ollie’s.«
    »Nun, die sind ganz gut, aber was immer Sie auch behaupten – die Farbigen machen überall auf der Welt das bessere Barbecue.«
    »Die können fast alles besser. Ich wünschte, ich wäre schwarz.«
    »Sie meinen

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