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Grünes Gift

Titel: Grünes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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diese Männer gefahren? Sie scheinen alle in die Pubertät zurückzufallen.«
    »Sind Bauarbeiter nicht für so ein Verhalten bekannt?« entgegnete Pitt.
    »Das war ganz anders«, sagte Cassy. »Mit gewöhnlichem Nachpfeifen oder einem Spruch wie ›hey baby‹ hatte das nichts zu tun. Er hat mich mit seinem Blick schier vergewaltigt. Vielleicht kann ich es dir nicht deutlich genug beschreiben. Eine Frau würde verstehen, wovon ich rede. Derartig angestiert zu werden, ist absolut unangenehm, wenn nicht sogar beängstigend.«
    »Soll ich reingehen und den Kerl zur Rede stellen?« fragte Pitt.
    »Bist du verrückt?« entgegnete Cassy und sah ihn entsetzt an. Sie gingen zurück in die Notaufnahme. »Tja, ich muß dann wohl wieder in die Schule«, sagte Cassy. »Danke für die Einladung. Auch wenn ich jetzt einigermaßen beunruhigt bin. Ich weiß wirklich nicht, was ich von all dem halten soll.«
    »Ich hab’ eine Idee«, entgegnete Pitt. »Ich sehe Beau doch nachher beim Basketball. Dann werde ich ihn einfach mal fragen, was mit ihm los ist.«
    »Sag ihm bloß nicht, daß ich dir etwas von seinem Sexualtrieb erzählt habe«, ermahnte ihn Cassy.
    »Natürlich nicht«, versprach Pitt. »Ich frage ihn nur, wie er dazu kommt, seine Vorlesungen zu schwänzen. Und dann sage ich ihm auf den Kopf zu, daß er gestern abend beim Essen und während unseres Spaziergangs nicht der Beau war, den ich kenne. Es ist zwar nur ein sehr feiner Unterschied, aber er ist da, soviel steht fest.«
    »Erzählst du mir später, wie er reagiert hat?« fragte Cassy.
    »Na klar«, versprach Pitt.
     
    Im Polizeipräsidium herrschte immer hektisches Treiben, gegen Mittag war es allerdings am schlimmsten. Doch Jesse Kemper war den Rummel gewöhnt und ignorierte ihn problemlos. Sein Schreibtisch stand im hinteren Bereich der Dienststelle, direkt vor der Glaswand, die das Büro des Captains von dem Großraumbüro trennte.
    Jesse hatte den vorläufigen Obduktionsbericht auf dem Tisch liegen, den Dr. Curtis Lapree ihm zugesandt hatte. Was er las, gefiel ihm ganz und gar nicht.
    »Der Doc bleibt bei seiner Ansicht, nach der der Mann eine hohe Dosis radioaktiver Strahlen abbekommen hat«, rief er seinem Kollegen Vince zu, der gerade zur Kaffeemaschine gegangen war. Vince trank durchschnittlich fünfzehn Tassen am Tag. »Hast du ihm erzählt, daß wir am Fundort keinerlei Radioaktivität messen konnten?« fragte Vince.
    »Natürlich hab’ ich ihm das erzählt«, erwiderte Jesse leicht gereizt. Er knallte den Bericht auf den Tisch und nahm das Foto von Charlie Arnold in die Hand. Das Loch in seiner Hand war deutlich zu sehen. Jesse kratzte sich den Kopf an der Stelle, an der sein Haar nur noch spärlich wuchs, und starrte die Aufnahme an. So etwas Seltsames hatte er noch nie gesehen. Vince kam an seinen Tisch herüber.
    »Das ist der verrückteste Fall, der mir je untergekommen ist«, stellte Jesse fest. »Vor meinem geistigen Auge sehe ich immer wieder diesen Raum und frage mich, was, zum Teufel, da passiert ist.«
    »Hast du schon was von dieser Ärztin gehört, die das Zimmer von ein paar Wissenschaftlern untersuchen lassen wollte?« fragte Vince. »Ja«, erwiderte Jesse. »Sie hat angerufen und mitgeteilt, daß keiner von ihnen mit einer schlüssigen Erklärung aufwarten konnte. Außerdem soll einer der Physiker festgestellt haben, daß sämtliches Metall in dem Raum magnetisiert war.«
    »Und was sagt uns das?« fragte Vince.
    »Mir sagt es überhaupt nichts«, gestand Jesse. »Deshalb habe ich Doc Lapree angerufen und ihn gefragt. Er meint, daß ein Blitzeinschlag für die Magnetisierung verantwortlich sein könnte.«
    »Aber wir sind uns doch alle einig, daß es gar kein Gewitter gegeben hat«, wandte Vince ein.
    »Richtig«, stimmte Jesse ihm zu. »Somit stehen wir also wieder ganz am Anfang.«
    Jesses Telefon klingelte. Da er es ignorierte, nahm Vince den Hörer ab.
    Jesse drehte sich auf seinem Stuhl herum und warf das Foto von Charlies Hand über seine Schulter zurück auf den Schreibtisch. Er war wütend. Nun wußte er immer noch nicht, ob er es mit einem Verbrechen oder mit einem Naturereignis zu tun hatte. Geistesabwesend hörte er Vince immer wieder »ja« in den Hörer grummeln, bis er das Telefonat schließlich mit dem Satz beendete: »Okay. Ich sag’s ihm. Danke für Ihren Anruf.«
    Bevor Jesse sich auf seinem Drehstuhl wieder seinem Schreibtisch zuwandte, fielen ihm zwei uniformierte Beamte ins Auge, die gerade das Büro des Captains

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