Grünes Gift
zweiter unter einer Infektion der oberen Atemwege litt. Viele Menschen wirkten zudem blaß und verschwitzt.
Als er das von der Universität aus gesehen entgegengesetzte Ende der Stadt erreichte, bog er von der Hauptstraße auf den Goodwin Place ab. Auf der rechten Seite befand sich das Tierheim. Er fuhr durch die geöffnete Maschendrahtpforte und parkte neben dem Verwaltungsgebäude. Das Haus war aus angestrichenem Zementstein; vor den Fenstern hingen Aluminiumjalousetten.
Hinter dem Gebäude hörte Beau einen Hund bellen. Er ging hinein, trug einer Sekretärin seinen Wunsch vor und wurde gebeten, im Warteraum Platz zu nehmen. Anstatt in einer der Zeitschriften zu blättern, lauschte er angespannt dem bellenden Hund und registrierte auch das gelegentliche Miauen der Katzen. Er fand es seltsam, auf diese Weise zu kommunizieren. »Mein Name ist Tad Secolow«, stellte sich ein Mann vor und riß Beau aus seinen Gedanken. »Wie man mir gesagt hat, interessieren Sie sich für einen Hund.«
»Stimmt«, entgegnete Beau und stand auf.
»Da sind Sie bei uns an der richtigen Adresse«, erklärte Tad. »Wir können Ihnen beinahe jede Rasse anbieten. Und da für Sie auch ein ausgewachsener Hund in Frage kommt, haben Sie eine wesentlich größere Auswahl, als wenn Sie unbedingt einen kleinen Hund möchten. Haben Sie an eine bestimmte Rasse gedacht?«
»Nein«, erwiderte Beau. »Aber wenn ich die Hunde sehe, werde ich wissen, welchen ich haben möchte.«
»Wie bitte?« fragte Tad entgeistert.
»Ich sagte, ich erkenne das Tier, das ich haben möchte, wenn ich ihm gegenüberstehe«, wiederholte Beau.
»Möchten Sie sich vielleicht zuerst die Fotos ansehen?« fragte Tad. »Wir haben Bilder von allen zur Verfügung stehenden Hunden.«
»Ich sehe mir lieber die Hunde selbst an«, erwiderte Beau. »Okay«, willigte Tad ein. Er führte Beau am Empfang vorbei in den hinteren Teil des Gebäudes, in dem sich die Tierkäfige befanden. Eine Mischung aus schwachem Bauernhofgestank und einem eklig süßen Deodorant hing in der Luft. Tad erklärte, die Hunde würden regelmäßig von einem Veterinär untersucht, der alle zwei Tage ins Tierheim komme. Von diesen Hunden bellte kaum einer, einige sahen krank aus. Im Hinterhof befanden sich weitere Zwinger. Es gab zwei lange Gänge, von denen rechts und links die mit Maschendraht abgetrennten Hundeausläufe abgingen. Der Fußboden war durchgängig aus Beton. An der Rückseite des Gebäudes hingen aufgerollte Schläuche.
Tad führte Beau durch den ersten Gang. Beim Anblick der beiden begannen die Hunde wie wild zu bellen. Im Vorbeigehen gab Tad Kommentare über die Vorzüge der jeweiligen Rassen ab. Am liebsten blieb er vor einem Zwinger stehen, in dem ein silbergrauer Pudel untergebracht war. Er hatte schwarze Augen, mit denen er die beiden Männer so flehend ansah, als sei er sich der Ausweglosigkeit seiner Lage bewußt. Während Ted gerade die hervorragenden Wesenszüge eines schwarzen Labradors aufzählte, blieb Beau vor einem anderen Zwinger stehen; ein großer, kräftig wirkender, hellbrauner Hund erwiderte neugierig seinen Blick.
»Wie sieht es mit diesem hier aus?« fragte Beau. Tad kräuselte die Stirn, als er sah, für welchen Hund Beau sich interessierte.
»Ein schönes Tier«, sagte er. »Aber er ist riesig und sehr stark. Möchten Sie denn einen so großen Hund haben?«
»Zu welcher Rasse gehört er?« fragte Beau.
»Er ist ein männlicher Mastiff«, erwiderte Tad. »Oder auch Bulldogge genannt. Die meisten Menschen haben Angst vor ihm, weil er so groß ist. Dieses hier könnte Ihnen wahrscheinlich den Arm abbeißen, wenn er wollte. Aber er scheint recht gutmütig zu sein.«
»Und wieso ist der Hund bei Ihnen gelandet?« wollte Beau wissen.
»Ich will Ihnen nichts vormachen«, erwiderte Tad. »Die früheren Besitzer haben unerwarteten Nachwuchs bekommen. Sie hatten Angst, daß der Hund dem Kind etwas antun könnte und wollten kein Risiko eingehen. Er jagt leidenschaftlich gern.«
»Könnten Sie mir bitte die Tür öffnen?« bat Beau. »Mal sehen, wie wir miteinander zurechtkommen.«
»Ich werde erst mal ein Würgehalsband holen«, entgegnete Tad und ging zurück in das Gebäude.
Beau bückte sich und öffnete eine kleine Klappe, durch die das Futter geschoben wurde. Der Hund, der die ganze Zeit an der hinteren Zwingerwand gehockt hatte, erhob sich und trottete nach vorne, um an Beaus Hand zu schnuppern. Dabei wedelte er zurückhaltend mit dem Schwanz.
Beau griff in
Weitere Kostenlose Bücher