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Grünmantel

Grünmantel

Titel: Grünmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles de Lint
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verbarg seine Züge. »Es ist fast, als hätte ich zusammen mit all dem Geld auch eine Eintrittskarte für eine Seifenoper gewonnen. Zum Glück war Ali bei Ihnen und Tony. Wenn sie allein zu Hause gewesen wäre ... Der Kerl hat mir in der Zufahrt aufgelauert, Tom. Er war verrückt. Er sagte zu mir, er wolle seinen Hund zurückhaben, als ob ich ihn gestohlen oder sonstwas mit ihm gemacht hätte. Und dann ... dann hat er sich einfach auf mich gestürzt.«
    Bannon spürte, wie sie erschauerte.
    »Und ich konnte nichts tun. Nichts! Er war so stark ...«
    »Sollte er sich hier noch mal zeigen, ist er tot.«
    »Sind Sie ...« Frankie zögerte. »Sind Sie ... auch in dem Geschäft, in dem Tony einmal tätig war?«
    »Welche Art Geschäft war das?«
    »Eine Art Studiengruppe für kriminelles Verhalten.«
    »Hat Tony Ihnen das erzählt?«
    »Nein, Ali war es.«
    Bannon nickte. Schlaues Kind. »So könnte man sagen - obwohl ich nicht die gleichen Verbindungen habe wie Tony.«
    »Er ist sicher sehr streng zu sich selbst, nicht wahr?«
    »Wer - Tony?«
    »Ich kenne diesen Blick, habe ihn weiß Gott oft genug an mir selbst bemerkt. Er hat bestimmt Dinge getan, auf die er heute nicht besonders stolz ist. So habe ich mich auch gefühlt, als mir klar wurde, worauf ich mich damals mit Earl eingelassen hatte.«
    »Was meinen Sie damit?« Bannon war froh, die Unterhaltung in diese Richtung zu steuern. Sie lenkte ihren Verstand von den Vorfällen dieses Abends ab. Ein wenig Distanz konnte ihr nur guttun.
    »Ich kam dahinter, daß er mit Drogen dealte«, erklärte Frankie. »Nicht nur mit Gras, was fast jeder junge Mensch damals geraucht hat, sondern mit harten Drogen. Und ich glaubte, er würde abends Büros putzen - können Sie sich das vorstellen? So unschuldig war ich damals noch. Statt dessen hat er Partys organisiert, bei denen man dann Kinder - zwölf, dreizehn Jahre alt ... in Alis Alter - dazu brachte, Dope zu verkaufen. Und Sex ...«
    »Aber Sie haben nicht daran teilgenommen?«
    »Nein, ich hielt mich damals für ganz schön schlau, mußte aber hinterher feststellen, daß ich überhaupt nichts wußte.«
    »Sicher, aber ...«
    »Warum fühle ich mich deswegen schlecht?« meinte sie, ehe er seine Frage stellen konnte. »Tatsache war, daß jeder außer mir darüber Bescheid wußte. Leute, die ich für meine Freunde gehalten hatte. Ich kam nicht dahinter, wieso sie sich plötzlich von uns distanzierten und wegblieben. Das ging so weit, daß ich unsere Wohnung nicht mehr verließ, weil ich nicht wußte, wohin ich hätte gehen sollen.«
    »Aber das ist doch jetzt alles Vergangenheit«, versuchte Bannon sie zu beruhigen.
    Frankie schüttelte den Kopf. »Mir kommt es aber nicht so vor - jetzt, nachdem Earl wieder aufgetaucht ist.«
    »Seinetwegen sollten Sie sich keine Sorgen machen«, erklärte Bannon bestimmt. »Wir werden uns schon um ihn kümmern.«
    »Mag sein - aber bestimmt nicht du, Blondie!«
    Bannon und Frankie erstarrten beim Klang der fremden Stimme. Bannon wollte nach der Waffe in seiner Tasche greifen, spürte aber plötzlich den harten Druck eines Pistolenlaufs im Rücken. Verdammt, dachte er, wie konnte er nur so leichtsinnig werden? Nach allem, was Sherry ihm von Howie erzählt hatte, hätte er sich doch denken müssen, daß der Bursche nicht sang- und klanglos verschwände.
    In einiger Entfernung schimmerten die Lichter von Valentis Haus durch die Bäume, aber sie hätten genausogut auf der anderen Seite des Erdballs leuchten können - so wie die Dinge jetzt standen.
    Mit einer Hand fuhr er in die Jackentasche und holte die Automatik heraus.
    »Na, was sagt man denn dazu?« fuhr Howie höhnisch fort. »Was für ’ne hübsche kleine Kanone.«
    Bannon merkte, wie Frankie neben ihm zitterte. »Tom«, fragte sie, »was hat er vor?«
    Howie grinste. Er fühlte sich mächtig stark. »Vielleicht will ich genau dich, Baby.«
    Die Worte waren fast die gleichen wie die des anderen Kerls, der sie vorhin angegriffen hatte. Die Anspannung, die sich gerade ein wenig gelockert hatte, nahm sie wieder fest in den Griff und schnürte ihr die Brust zu, so daß sie kaum atmen konnte. Wieder roch sie den stinkenden Atem des Mannes, fühlte seine Hände auf ihrem Körper, hörte seine Stimme: ... ich will dich ... ich will dich ...
    Sie riß sich von Bannons Arm los und rannte davon.
    »Nein!« schrie Bannon, fuhr herum und schlug nach der Waffe.
    Die .38er bäumte sich in Howies Hand auf, und es klang wie eine Explosion, als sie sich

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