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Grünmantel

Grünmantel

Titel: Grünmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles de Lint
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Geschichte, Howie. Es ist immer das gleiche. Wie kommt’s, daß ’ne Frau euch immer was schuldet? Was ist eigentlich los mit euch Kerlen? Wie kommt ihr überhaupt zu dem Glauben, daß alles, was mit Titten und ’ner Muschi rumläuft, euch irgendwas schuldet?«
    »He, wart mal ’ne Minute. Heute nachmittag - ich war’s nicht, der angefangen hat ... du weißt schon ... so rumzumachen.«
    Sherry sah ihn unerbittlich an. »Was ist los, Howie? Bist du nicht mal Manns genug, das Kind beim Namen zu nennen?«
    »Doch, schon, aber ...«
    »Das heut nachmittag war nur ’n bißchen Spaß. Ich war eben in der Laune, jemanden glücklich zu machen, das ist alles. Zur Hölle, das heißt aber noch lange nicht, daß ich dabeistehe und zusehe, wie solche Arschlöcher wie du und dieser Earl sich Frankie vorknöpfen.«
    »Du willst dir doch sicher nicht den Mund verbrennen, oder?« Howie schoß das Blut ins Gesicht. »Wenn Earl dich so reden hört, wird er ...«
    »Was wird er denn?« fragte Sherry.
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Das hier läuft völlig aus der Bahn, dachte Howie. Er sah Sherry an und mußte daran denken, wie es am Nachmittag mit ihr gewesen war. Und jetzt tat sie so, als hätte sie nur Mitleid oder so was mit ihm gehabt. Als ob er nicht in der Lage wäre, selbst ’ne Pussy aufzureißen. Außerdem - sie kannte Earl nicht. Earl würde ihr eher das Licht auspusten, als sich ihre Sprüche anzuhören.
    »Was täte Earl?« fragte Sherry erneut.
    »Auch ich wäre sehr interessiert daran, das zu erfahren«, ertönte plötzlich eine fremde Stimme.
    Beide starrten den Neuankömmling an. Er war so leise über die Wiese gekommen, daß keiner ihn gehört hatte.
    »Wer zum Teufel sind Sie denn?« Howie versuchte seine Nervosität durch forsches Auftreten zu überspielen.
    Bannon musterte die beiden. Er hatte nur das Ende ihres Streits mitbekommen, aber genug aufgeschnappt, um sich denken zu können, worüber sie gesprochen hatten.
    »Ich bin hergekommen, um nach Frankie zu schauen. Ich heiße Tom Bannon. Was ist hier passiert?«
    »Das ist ’n bißchen kompliziert«, meinte Sherry.
    »Also, wie geht es Frankie?«
    »Ihr geht es gut. Nein, das stimmt nicht ganz. Sie hält sich tapfer, aber sie hat ’nen leichten Schock.«
    »Was ist mit ihr geschehen?«
    »Jemand hat sie angegriffen. Wir fuhren gerade vorbei und haben den Kerl verjagt. Aber sie ist immer noch ’n bißchen durcheinander.«
    Bannon sah Howie an, doch Sherry schüttelte den Kopf. »Nein, ich bezweifle, daß er mit dieser Geschichte was zu tun hat.«
    »He, so ’ne Scheiße hab ich nicht nötig!« rief Howie. »Wenn Sie ...«
    »Gehen Sie aus dem Weg«, zischte Bannon. »Ich will Frankie sehen.«
    Howie trat zur Seite und starrte voller Wut zuerst den Mann, dann Sherry an. Diese Scheißer! Er hatte es wirklich langsam satt, immer herumgestoßen zu werden. Man konnte so was ’n ganzes Leben ertragen, aber irgendwann kam der Moment, da war Schluß. Zur Zeit würde er sich wegen der Schulterverletzung und der Tatsache, daß er seine Pistole verloren hatte, noch zurückhalten müssen. Aber er würde die Rechnung schon noch begleichen - bei jedem einzelnen von ihnen.
    Er bemerkte Sherrys Blick, ehe sie Bannon ins Haus folgte. Und ganz besonders bei dir, Schwester, dachte er. Mann, jetzt wünschte er, Earl wäre hier. Earl würde es ihnen allen schon zeigen. Die würden nicht so mit ihm umspringen, wenn Earl dabei wäre. Dann würden sie Schlange stehen und darauf warten, ihm den Schwanz lutschen zu dürfen. Sie würden alles tun, was Earl ihnen befahl.
    Die Tür schloß sich hinter Sherry, aber Howie dachte nicht daran, ihnen zu folgen. Er blieb draußen stehen und lauschte in die Nacht. Er meinte Bruchstücke dieser seltsamen Musik zu hören, doch wenn er genau hinhörte, verschwand sie, als hätte es sie nie gegeben.
    Die Musik stellte etwas mit ihm an, bewirkte, daß er sich gleichzeitig stark und ängstlich vorkam. Als ob etwas ihn jagte, um ihn zur Strecke zu bringen - als ob er aber auch der Jäger sein könnte, wenn er es nur schaffte, sich aus Furcht vor seinem eigenen Schatten nicht in die Hose zu machen. Er fragte sich, ob er den Platz wiederfände, an dem er am Abend zuvor seine Pistole verloren hatte. Er fragte sich, ob sie vielleicht immer noch dort lag.
    Er warf einen Blick zum Haus zurück und schlenderte in die Nacht hinaus. Mit dem Schießeisen in der Hand würde er sich wesentlich wohler fühlen.

    »Tony?« fragte eine Männerstimme,

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