Grünmantel
als Valenti den Hörer abhob. Sie klang seltsam verzerrt, als würde sie durch ein elektronisches Gerät verzerrt, um sie unkenntlich zu machen.
»Ja. Wer ist da?«
»Das ist nicht wichtig. Aber Mario will wissen, wie weit die Angelegenheit geht. Wenn Leute kommen, um herumzuschnüffeln, schicken wir die in ’ner Kiste nach Hause zurück, oder was?«
»Keiner soll dabei sterben, wenn’s nach mir geht.«
»Sicher, aber wenn es doch dazu kommt ... Nehmen wir mal an, der Don schickt Fucceri oder einen von den anderen schweren Jungs. Da dürfte es kaum Gelegenheit zu ’ner längeren Unterhaltung geben, verstehst du? Was brauchst du - ’n bißchen Aufschub, oder willst du hierbleiben?«
»Ich werde bleiben.«
»Dann wird’s zum Krieg kommen - das weißt du, nicht wahr?«
»Klar. Aber mir ist dabei nicht sonderlich wohl.«
»Sicher. Wer braucht schon so was?«
»Hat Mario sich mit den Magaddinos getroffen?«
»Ja, er hat mit Broadway-Joe gesprochen.«
»Und?«
»Joe hat zugesagt, den Kontrakt aufzuheben«, sagte die Stimme und fügte, ehe Valenti aufatmen konnte, hinzu: »Aber er hat seinen Sohn Louie und Johnny Maita auf die Reise geschickt.«
»Mist. Das wär’s ja dann.«
»Fürchte ja, Tony. Hör zu. Ich bin in der Nähe. Übrigens - du hattest heute abend Besucher. Ich habe Louie Fucceri dabei erwischt, wie er sich die Umgebung ansah, ließ ihn aber ungeschoren, um erst mal mit dir zu sprechen. Du solltest also vorsichtig sein.«
»Hab’s begriffen.«
»Das freut mich. Corragio , Tony!«
»Klar.«
Valenti legte den Hörer auf. Verdammt, sie waren schon hier gewesen. So schnell. Aber warum zögerten sie? Worauf warteten sie noch? Und wen zum Teufel hatte Mario in den Busch geschickt, um die Augen offenzuhalten?
Howie konnte sein Glück kaum begreifen. Er war der Straße gefolgt und hatte in einem kleinen Bogen die Stelle erreicht, wo der Hirsch am Abend zuvor den Wagen angegriffen hatte. Dort war er fast über die Waffe gestolpert. Er bückte sich und hob die Pistole auf. Als er ihr Gewicht in seiner Hand spürte, fühlte er sich gleich besser. Das war das Schöne an ’ner Pistole. Wenn man sie bei sich trug, respektierten einen die Leute. Sie laberten nicht mehr dumm rum, wenn sie erst mal in ’ne Mündung blickten.
Trotzdem mußte er aufpassen, wenn er das Ding abfeuerte, denn seine Schulter war immer noch in schlimmem Zustand. Vielleicht sollte er besser linkshändig schießen. Er nahm die Pistole in die linke Hand. Ein seltsames Gefühl, aber er käme schon damit klar. Er veranstaltete ja schließlich kein Scheibenschießen. Wenn er schoß, befände sich das Ziel nur ein paar Fuß entfernt.
Er entlud die Waffe - zwei abgefeuerte Patronen und vier unbenutzte, auf die er sich nicht verlassen wollte, nachdem sie die ganze Nacht im Regen gelegen hatten - und warf die Patronen in die Büsche. Er lud die Waffe mit frischer Munition, die er in der Tasche hatte.
Jetzt machen wir ’n Tänzchen, Mister Cool Tom Bannon. Und auch wir beide, Sherry-Täubchen. Zeit für euch, am Pistolenlauf zu lutschen.
Grinsend machte Howie sich auf den Rückweg zu Frankies Haus.
Bannon nickte Lisa grüßend zu und ging vor Frankies Sessel in die Hocke. »Wie geht es Ihnen?«
»Einigermaßen, denke ich.«
»Tony wollte herüberkommen, aber ich habe es ihm ausgeredet. Sein Bein macht ihm ziemlichen Ärger.«
»Aber sonst ist er in Ordnung, oder?«
»Na klar.«
Frankie schaute über Bannons Schulter hinweg. »Wo ist Ali?«
»Wissen Sie, wir wußten nicht, was hier unten los war, und dachten daher, es sei besser, wenn sie nicht mitkommt. Nach dem, was Ihre Freundin mir erzählt hat, wäre es vielleicht doch angebracht, wenn Sie die Nacht oben bei Tony verbringen.« Im Moment traute Bannon keinem der Anwesenden. Um Frankie die Sache mit Ali beizubringen, dazu blieb in Tonys Haus immer noch Zeit genug.
»Ich habe es so satt, dauernd andere Leute zu behelligen«, sagte Frankie.
»Ich kann Sie verstehen. Aber was soll’s - es ist doch nur für eine Nacht. Bis wir genau wissen, was los war und was wir unternehmen wollen.«
»Ich wollte schon die Polizei anrufen.«
»Ich weiß zwar nicht, was die jetzt an diesem Punkt für Sie tun könnte, aber vielleicht ist es doch keine schlechte Idee.«
»Lisa und Sherry meinten, ich solle es nicht tun. Die Beamten würden mich nur durch die Mangel drehen.«
Vielen Dank, Ladies, dachte Bannon. »Hören Sie, warum packen Sie nicht ’n paar Sachen zusammen, und ich
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