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Grünmantel

Grünmantel

Titel: Grünmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles de Lint
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wir gestern besucht haben. Machen wir erst mal die Sandwiches fertig, dann erzähle ich Ihnen alles beim Essen.« Und ich hoffe bei Gott, daß Sie das glauben, was ich Ihnen zu erzählen habe - weil ich nicht ganz sicher bin, daß ich es selbst glaube.
    Frankie sah ihn erstaunt an, kümmerte sich aber wieder um das Brot. »Schön«, meinte sie. »Wenn Sie so sicher sind, daß es ihr gutgeht.«
    »Es ist alles in Ordnung.«
    »Ihre Worte klingen aber ziemlich mysteriös.«
    »Genau so ist es. Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Es geht um ein Mysterium.«

KAPITEL ZWEI
    Broadway-Joe erkannte den Eindringling nicht sofort. Er saß einen Moment lang vor Schreck wie gelähmt, als plötzlich die Bürotür krachend aufflog und ein Mann eintrat. Ein mehrere Tage alter Bart umrahmte ein dunkelgebräuntes Gesicht. Das schwarze Haar war kurzgeschnitten, und ein langer Regenmantel verhüllte seinen Körper. Hinter ihm sah Joe seine ausgeschalteten Bodyguards. Freddie lag mit weit von sich gestreckten Gliedern auf dem Teppich, und Dan lehnte zusammengekrümmt an der Wand. Erst als der ungebetene Besucher seine Ingram-Maschinenpistole hob und die Mündung auf den consigliere richtete, dämmerte Broadway-Joe, wer da vor ihm stand.
    »Verdammt noch mal«, rief er, »was zum Teufel soll der Blödsinn, Mario?«
    »Sag deinem Jungen, er soll’s vergessen.«
    Broadway-Joe schaute an Mario vorbei und beobachtete, wie Dan sich hochrappelte und nach der Pistole unter dem Sportjackett griff. Die Mündung der Ingram zeigte weiterhin erbarmungslos auf Joes Gesicht. »Laß sie stecken!« rief er mit belegter Stimme seinem Leibwächter zu und legte die Hände mit den Handflächen nach unten auf den Schreibtisch.
    »Ich will hören, wie die Knarre auf den Teppich fällt. Dann soll dein Mann seinen Freund hier reinbringen und sich brav drüben in die Ecke setzen, verstanden?«
    »Klar doch, Mario. Kein Problem. Aber steck das Ding weg.«
    Mario schüttelte den Kopf und ging zu einer Stelle, von der aus er Tür und Schreibtisch im Auge behalten konnte. Dan Barboza zog mit verkniffener Miene die .44er Magnum aus dem Schulterhalfter, wobei er sie nur mit Daumen und Zeigefinger berührte, und ließ sie auf den Boden fallen. Dann packte er Freddie unter den Achseln und schleifte ihn in Broadway-Joes Büro. Vor der Couch am anderen Ende ließ er ihn los, setzte sich und starrte Mario wütend an.
    »In Ordnung«, meinte Mario. »Und jetzt hört genau zu, wie wir das Spielchen spielen. Nimm dir ’n Blatt Papier und was zu schreiben, Joe - aber schön langsam und vorsichtig -, und dann wirst du ’n kleines Geständnis ablegen, capito? «
    »Hältst du mich für dämlich?« fragte Broadway-Joe. »Keine Silbe werde ich schreiben.«
    »Dann bist du tot.«
    Joe sah zu seinen Leibwächtern hinüber - ihr seid erledigt, versprach sein Blick Dan - und wandte sich wieder Mario zu. »Komm schon, Mario, laß uns vernünftig miteinander reden. Was soll der Unsinn?«
    »Ich war vernünftig, Joe. Aber du hast dein Wort gebrochen. Ich gebe keinem ’ne zweite Chance. Weißt du, wovon ich spreche?«
    »Ich konnte den Auftrag nicht mehr zurückziehen. Mensch, glaubst du, ich hätte es nicht versucht? Aber der padrone besteht darauf, daß Valenti abserviert wird. Was soll ich machen?«
    »Das hättest du mir gestern sagen sollen, Joe.«
    »He, gestern war ich felsenfest überzeugt, Riccas Okay zu bekommen. Als er dann ablehnte, war’s zu spät, um dich zu informieren.«
    Mario schüttelte den Kopf. »Die Ausrede ist nicht gut genug, Joe.« Er machte eine kleine Bewegung mit der Ingram. »Papier und Schreiber - damit’s endlich weitergeht.«
    »Und was soll ich schreiben? Du weißt, daß nichts, was ich auf deinen Befehl hin schreibe, vor Gericht als Beweis verwendet werden kann - weil ich es unter Zwang schreibe.«
    »Es ist nicht für das Gericht«, klärte Mario ihn auf. »Es ist für die anderen Familien und die Magaddinos - sollte ich mich entschließen, noch ein paar von ihnen übrigzulassen, capito? «
    »Tu mir das nicht an, Mario.«
    »Papier und Schreiber - los.« Er beobachtete, wie der consigliere Papier und Kugelschreiber hervorholte. »Du hättest es besser wissen müssen«, sagte er. »Ich habe für die Familie den Kopf hingehalten und bin für sie sogar ins Exil gegangen. Ich konnte damit fertigwerden, denn ich sah, wohin die Dinge liefen. Ich sah das junge Blut an die Spitze drängen und wie alles sich veränderte. Aber du hättest wissen

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