Grünmantel
müssen, daß ich mich nicht zum Narren halten lasse, Joe - von keinem. Wir hatten ’ne Abmachung.«
»Was sollte ich denn tun, Mario? Der Don sagt ...«
»Ricca ist kein Don - er ist nur ’n mieser kleiner Gangster. Und jetzt schreib! Du wirst fein säuberlich aufschreiben, wer den Auftrag gab, den alten Don zu ermorden. Du schreibst, daß Tony dafür den Kopf hinhalten sollte, und du widerrufst den Kontrakt auf ihn. Das ist schon alles.«
»Niemand hat ’nen Mord am alten Don in Auftrag gegeben, Mario. Tony hat nur ...«
»Zum Teufel mit dir. Tony war immer loyal, und das weißt du. Entweder schreibst du jetzt alles auf, oder ich mache hiermit ’n Sieb aus dir.« Er sprang blitzschnell einen Schritt vor und stieß dem consigliere den Lauf der Ingram hart in die Seite.
Joe stöhnte laut auf. Dan wollte von der Couch aufspringen, doch Mario stand schon wieder auf seinem alten Platz und richtete den Lauf der Ingram auf ihn.
»Versuch bloß nicht, ’n Held zu sein«, knurrte er. Und zu Joe gewandt: »Schreib!«
»Dadurch wird sich nichts ändern«, sagte Joe. »Ricca ist immer noch der Don. Die anderen Familien werden damit leben müssen. Denkst du denn, sie scheren sich ’nen Penny um dich, Mario? Glaubst du wirklich, sie gäben dir Rückendeckung? Denk doch mal nach, Mensch!«
»Ricca hat den Auftrag gegeben, seinen Alten umzubringen, stimmt’s? Wer hat’s übernommen, Joe? Vielleicht Louie?«
»Das ist doch jetzt nicht mehr wichtig. Der Don ist tot, und ...«
»Wer war’s?«
»Hör zu, Mario, ’s war rein geschäftlich. Der alte Don wollte unsere Firmen legalisieren. Er wurde weich. Wir mußten was unternehmen.«
»Wessen Idee war es?«
»Ricca’s Idee«, sagte Joe schnell.
Sicher, dachte Mario. »Und wer hatte die Idee, daß Tony den Kopf dafür hinhalten sollte? War das auch Ricca?«
Broadway-Joe nickte. »Der alte Mann wollte alles legitim machen, aber wir wußten, daß wir ihn weichkochen konnten, wenn Eddie sich sein Mädchen vornahm. Und wem sonst außer Tony sollte der Don den Auftrag geben, Eddie dafür umzulegen? Alles lief wie geplant, zumal Tony ja auch selbst noch ’ne Rechnung mit Eddie offen hatte.«
»Ihr sucht euch also ’nen Jungen, der immer loyal zur Familie gestanden und euch sein ganzes Leben geopfert hat, und hängt ihm den Mord an.«
»Es ging ums Geschäft, Mario.«
»Zum Teufel mit dir. Wir reden hier über Loyalität. Und du glaubst, du könntest die alte Garde bei der Stange halten, wenn sie außer Geschäften nichts von der Familie zu erwarten haben?«
»Ich weiß, Mario. Deshalb müssen wir auch den alten Mist vergessen, sonst fällt das ganze System auseinander.«
Mario sah zu den Leibwächtern hinüber. Freddie kam gerade hoch, wirkte aber immer noch benommen. Dan saß zurückgelehnt auf der Couch. Er schien nicht mehr so wild darauf zu sein, einzugreifen - nach all dem, was er hier hörte.
»Es gibt immer einen Ausweg«, meinte Mario.
»Und der wäre?«
»Das ist wie bei einem Geschwür. Man schneidet einfach das kranke Fleisch heraus - verstehst du, was ich meine?«
»Wir reden hier vom Kopf einer Familie. Keiner würde das ...«
»Schreib.« Marios Stimme wurde kalt. Broadway-Joe erbleichte und begann zu schreiben. »Schreib alles genau so auf, wie du es mir gerade erzählt hast, und überlaß mir, was weiter passiert.«
Ein angespanntes Schweigen legte sich über den Raum, als der consigliere Marios Anweisungen nachkam.
»Wie lange bist du schon im Geschäft?« wandte sich Mario an Dan.
Der Leibwächter zuckte die Schultern. »Mein alter Herr hat für mich gebürgt - vor neun oder zehn Jahren.«
»Wie heißt du?« Mario nickte, als Dan ihm seinen vollen Namen nannte. »Jimmy Barboza - er war dein alter Herr? Ich habe früher oft mit ihm gearbeitet. Mein Gott, ist das schon lange her. Er war ’n guter Mann. Die Guicciones haben ihn bei dem Lagerhaus-Deal abserviert, richtig?« Mario schüttelte den Kopf. »Eine verdammte Schande war das.«
Broadway-Joe legte den Kugelschreiber hin und schob das Blatt über den Schreibtisch. Mario überflog es rasch, wobei er den consigliere immer nur für einen kurzen Moment aus den Augen ließ. »So ist es schön«, sagte er schließlich. »Was meinst du, Dan? Unterschreibst du das für mich als Zeuge?«
Dan zögerte und sah zu Broadway-Joe hinüber.
»Was wir hier haben«, sagte Mario, »geht nicht ans Gericht, keine Sorge. Es ist nur für die Familien bestimmt, capito? Aber wenn du nicht
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