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Grünmantel

Grünmantel

Titel: Grünmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles de Lint
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hielt er in der Hand.
    »Ich bin selbst etwas nervös«, meinte er. »Da liegt was in der Luft - so ähnlich wie vor einem Sturm, verstehen Sie?«
    »Coraggio« , flüsterte Frankie zurück. Sie mochte den Klang des Wortes.
    Valenti grinste. Er wollte gerade antworten, hob aber plötzlich ruckartig den Kopf.
    »Hören Sie das?« Er beugte sich vor und hauchte Frankie die Worte ins Ohr.
    Zuerst wußte Frankie nicht, was er meinte, aber dann hörte sie es auch. Leise Flötenklänge drangen aus dem Wald hinter ihnen - eine weit entfernte, unheimliche Musik.
    »Es beruhigt und regt mich auf - beides zugleich«, fügte Valenti noch hinzu und entfernte sich wieder von ihr.
    Längere Zeit saßen sie dort und lauschten der Musik. Valenti erinnerte sich wieder an den Jungen mit dem leeren Gesicht, dessen Ausdruck sich schlagartig veränderte, sobald er die Flöte an die Lippen setzte. Er dachte an die Tänzer bei dem alten Stein und daran, wie der Hirsch auftauchte - der verdammt größte Bock, den er je gesehen hatte.

    Frankie dacht an Ali und betete, daß ihr nichts zustoßen möge. Die Musik beschwichtigte ihre Furcht. Etwas in ihr erzählte ihr, daß die guten Dinge im Leben den schlechten die Waage hielten. Eine ziemlich simple Weisheit, aber sie half ihr in diesem Moment tatsächlich. Woher die Musik auch kommen mag - es hat nichts Schlechtes damit auf sich, dachte sie. Ali würde nichts Schlimmes zustoßen. Sie streckte die Hand aus und drückte Valentis freie Hand.
    Valenti zuckte unter der Berührung zusammen, erwiderte aber sofort den Druck. Einfache Sache, das ... ein Händedruck in der Dunkelheit ... Doch seine Entschlossenheit wurde dadurch stahlhart. Nichts würde dieser Frau zustoßen, solange er in diesem Spiel mitmischte. Es war ein gutes Gefühl, ihre Hand zu halten und zu wissen, daß sie ihm ganz nahe war. Trotzdem wunderte er sich, welch ein verdammter Narr er war, sie in diese Sache heute nacht hineinzuziehen. Heilige Maria, Mutter Gottes, betete er, laß uns diese Nacht überstehen, und ich zünde hundert Kerzen für dich an. Ich weiß, ich bin nicht viel wert, aber beschütze wenigstens sie, in Ordnung?
    Es war lange her, seit er zum letzten Mal gebetet oder an die Kirche gedacht hatte. Er versuchte, sich das Bildnis der Jungfrau ins Gedächtnis zu rufen, schaffte es aber nicht. Er sah nur ihren Sohn am Kreuz - und wollte verdammt sein, wenn er nicht dieselben Augen hatte wie der Hirsch.

    Zuerst dachte Finger, die Musik komme aus dem Haus. Aber kaum hatte er seine Stellung eingenommen, merkte er, daß sie aus der Tiefe des Waldes hinter ihnen herüberdrang. Das gefiel ihm ganz und gar nicht, denn es bedeutete, daß Leute in der Nähe waren, und Menschen machten immer Ärger.
    Er mochte auch diesen Job nicht. In der Stadt einen Mord auszuführen, war kein Problem, wenn man anschließend in der Menge untertauchen konnte. Aber hier draußen würden die Cops alles anhalten, was sich auch nur rührte, verdammt! Und außerdem gab es hier zu wenige Straßen - wenn man nicht auf die Seitenstraßen auswich und dabei Gefahr lief, sich zu verfahren.
    Nein, dachte er, es würde Schwierigkeiten geben, ganz gleich, wie man die Sache betrachtete. Er warf einen Blick auf die Uhr. Die Leuchtzeiger verrieten ihm, daß er noch eine Minute warten mußte, ehe Louie mit seinem Raketenwerfer loslegte.
    Verdammt, er wünschte, diese Musik würde aufhören.
    Er zählte die Sekunden und trat dabei näher an den Waldsaum. Das Haus war hellerleuchtet wie ein Weihnachtsbaum, doch irgendwie hatte er das Gefühl, daß es leer war. Er vertraute auf seinen Instinkt - das mußte man bei dieser Art Arbeit. In wenigen Augenblicken würde er es genau wissen.
    Okay, Louie, laß sie zischen!

    Earl wollte noch näher an das Haus heran, doch der Zeitpunkt Null war zu nahe. Er wollte nicht, daß Frankie, sollte sie da drinnen sein, in Stücke gerissen wurde, ehe er seine Kohle hatte. Dieser verdammte Spaghetti! Warum mußte er auch unbedingt das Haus in die Luft jagen? Wenn sie erst mit Valenti fertig waren, machte es für den keinen Unterschied mehr, ob sein Haus noch stand oder nicht.
    Earl trat aus den Bäumen heraus, huschte zu der halbverfallenen Scheune hinüber und beobachtete das Haus. Hinter den Fenstern rührte sich nichts, aber das mußte nicht unbedingt etwas bedeuten. Sie konnten auch auf dem Boden hocken. Er warf einen Blick auf die Uhr. Es blieb keine Zeit mehr, der Sache auf den Grund zu gehen.
    In der Stille, in der er die

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