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Grünmantel

Grünmantel

Titel: Grünmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles de Lint
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den Leichnam von sich weg. »Bye, bye, Bob.« Dabei grinste er zynisch.
    »Scheiße«, murmelte Howie.
    Earl drehte sich zu ihm um. »Hast du ein Problem?«
    Howie betrachtete ihn lange, schüttelte dann aber den Kopf. »Was machen wir mit ihm?«
    »Nichts.«
    »Schön, aber ...«
    »Hör zu, er hätte uns hingehängt. Wir reden hier nicht von ein paar Dollars, Howie, mein Junge. Hier geht’s um einen Schnitt von zweihundert Riesen. Hier geht’s drum, was wir uns für diese Kohle in Kolumbien alles kaufen können. Verstehst du, worauf ich hinaus will? Dagegen ist dieser Bursche hier doch nur ’nen Dreck wert. Was ist überhaupt mit dir los? Warst du vielleicht scharf auf ihn?«
    Howie schüttelte den Kopf.
    »Also - verschwinden wir von hier.«
    Howie nickte und ging zur Beifahrerseite hinüber. »Was ist mit deiner Ex?« fragte er, als Earl den Wagen startete.
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Glaubst du wirklich, daß sie so ohne weiteres mit dem Kies rüberkommt?«
    »Sie hat ’n Balg«, knurrte Earl. »Wir greifen uns das Mädchen, und wenn Mami nicht zahlt, wird es leider dran glauben müssen.«
    »Aber es ist doch auch dein Kind!«
    Earl schüttelte verdrossen den Kopf. »Jesus, Howie, ich hab das kleine Gör seit zehn Jahren nicht mehr gesehen. Was soll es sonst für mich sein als ’ne Babyversion seiner alten Dame? Ich hab nichts davon gemerkt, daß sie mal Sehnsucht nach ihrem Dad hatte, nachdem Frankie mich verlassen hat.«
    »Nun, wenn man das so sieht ...«
    »Ja, genau so sehe ich das. Und jetzt besorg uns mal gefälligst ’nen anderen fahrbaren Untersatz. Schätze, der hier dürfte allmählich ’n bißchen zu heiß werden.«
    »Werden wir deiner Ex heute abend noch ’nen Besuch abstatten?« fragte Howie.
    Earl schüttelte den Kopf. »Ich dachte eher an ’nen kleinen Sonntagsausflug. Wir könnten kurz vor Sonnenuntergang bei ihr aufkreuzen, damit wir uns im Dunkeln nicht verfransen.«
    »Klingt vernünftig.«
    Earl grinste, während er den Blick auf die Straße gerichtet hielt. »Das mag ich an dir, Howie. Du weißt, wie man vorwärtskommt - aber auch, wann man sich zurückhalten und den Dingen ihren Lauf lassen muß.«
    Howie machte sich nicht die Mühe, darauf eine Antwort zu geben. Das brauchte er auch nicht. Earl sprach eher zu sich selbst, er dachte laut. Howie lehnte sich zurück und versuchte, sich wieder an Earls Gesichtsausdruck zu erinnern, als er Goldman in den Kopf schoß. Er beschloß, Earl niemals auf die Füße zu treten. Es zahlte sich einfach nicht aus.

KAPITEL ELF
    »Mom?« rief Ali und kam die Treppe herunter. »Hast du vielleicht meinen Walkman gesehen? Ich bin sicher, ich habe ihn heute morgen aufs Bett gelegt, aber ...«
    Sie verstummte, als sie in die Küche trat und Frankie mit ernster Miene am Telefon stehen sah. Ali setzte sich an den Tisch und überlegte, wie lange das Klingeln des Apparates schon zurücklag. Wer immer die Leute am anderen Ende waren, sie brachten keine guten Nachrichten. Jedenfalls schloß Ali das aus der Miene ihrer Mutter.
    »Wer war das?« fragte sie, als ihre Mutter den Hörer auflegte.
    »Das war Joy. Sie ... Ach, Ali! Bob ist gestern abend umgebracht worden.«
    »Was?«
    »Er wurde erschossen.« Frankie hatte Mühe, die schlimme Nachricht zu verdauen. »Die Polizei hat seine Leiche gestern abend hinter einem Lagerhaus gefunden und seinen Namen aus den Papieren in seiner Brieftasche erfahren. Trotzdem mußte Joy ... sie mußte den Leichnam identifizieren ...«
    »Großer Gott, Mom, das ist ja schrecklich.«
    Frankie nickte benommen. Sicher zählten die Goldmans nicht gerade zu ihren engsten Freunden. Sie hatte den Kontakt mit ihnen eher um der alten Zeiten willen aufrecht erhalten - und aus Dankbarkeit für Bobs Hilfe während dieser schlimmen Zeit in Toronto. Trotzdem empfand sie in dieser schrecklichen Situation großes Mitleid mit Joy. Die arme Frau war im fünften Monat schwanger - ihr erstes Kind - und hatte zudem im Winter ihre Eltern verloren ...
    »Ich habe ihr gesagt, daß ich bei ihr bleibe«, sagte Frankie, »bis Bobs Eltern mit dem Flugzeug von Calgary eintreffen. Sie kommen mit der Neun-Uhr-Maschine.«
    »Ich muß doch nicht mit?«
    »Du solltest nicht allein hierblieben.«
    »Ach, komm schon, Mom. Ich bin doch kein Kind mehr!«
    Frankie schüttelte den Kopf. »Es wäre etwas anderes, wenn wir noch in der Stadt wohnten, aber hier draußen ...«
    »... bin ich wahrscheinlicher sicherer als in der Stadt.«
    »Aber ...«
    »Außerdem

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