Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)
riss eine Hand von Archers Hals. Dann rammte sie ihre Hüfte gegen Frank. Der Sheriff knallte gegen den Nachttisch, während Archer zurück auf das Bett fiel.
Sie zog ihren Revolver und nahm die typische Polizistenhaltung ein, beide Arme ausgestreckt, die Beine gespreizt, das Kinn angespannt. Frank blickt zu ihr hoch. Seine Schulter schmerzte. Er ignorierte es und rieb sich stattdessen den Kopf.
»Sind Sie in Ordnung, Pastor?«, fragte Sheila, während ihr harter Blick auf Franks Gesicht haftete. Archer antwortete nicht.
»Pastor McFall?«, fragte sie. Ihre Stimme gewann an Höhe und Lautstärke. Doch sie wandte ihren Blick immer noch nicht von Frank ab.
Der Sheriff versuchte aufzustehen.
»Machen Sie das nicht, Sheriff«, befahl sie ihm.
Archer erhob sich langsam hinter ihr vom Bett. Er schwebte nach oben, ohne seine Beine zu strecken. Als ob Gott unsichtbare Fäden zog.
»Passen Sie auf, Sheila«, rief Frank. »Hinter Ihnen.«
Sie blickte ihn ungläubig an, so als ob sein Gebrauch des ältesten Tricks der Welt ein untrüglicher Beweis für seine Verrücktheit war.
Hinter ihr erwachte Archer zu vollem Leben. Die Haut an seinem Hals war makellos, sein Gesicht verzerrte sich.
Veränderte sich.
Archers Lächeln kehrte zurück, eine gebogene Spalte mit hellen, scharfen Zähnen, von denen Hass tropfte. Seine Flügel füllten das Zimmer hinter Sheila aus und streckten sich, einen Wind zum Leben erweckend.
Etwas zersprang in Franks Kopf, eine dünne Schwelle wurde überschritten und seine Gedanken ergossen sich in dunkle Orte, die Gedanken niemals aufsuchen sollten. Er sprang Richtung Sheila, mit einem perfekten Tackling auf ihre Knie zielend.
Ihr Revolver zuckte, und das Blut ergoss sich gemeinsam mit seinen Gedanken.
Es passierte alles gleichzeitig, verzerrt in ruckartiger Zeitlupe, so als ob der Filmstreifen der Realität aus der Transporttrommel gesprungen war und den Projektor blockierte.
Frank hatte den Verstand verloren. Daran hatte Sheila keinen Zweifel. Einen Verdächtigen so anzugreifen, Archer erwürgen zu wollen, zu versuchen...
Sie fühlte sich noch immer angeschlagen und traute kaum ihren eigenen Gedanken, aber nun handelte sie instinktiv. Sie hörte das Flüstern einer Bewegung hinter sich in dem gleichen Moment, als Frank in Richtung ihrer Knie sprang.
Die Absicht, zu verletzen anstatt zu töten, war ebenfalls instinktiv, das Resultat unzähliger Trainingseinheiten. Trotzdem war sie überrascht, als der Revolver in ihren Händen bellte und zuckte. Frank schrie vor Schmerz, als ein roter Riss an seiner linken Schulter sichtbar wurde. Er wurde gegen den Nachttisch geschleudert, die Lampe und die Bibel fielen auf den Boden, sein Kopf prallte vom Rand der Matratze ab, als er zu Boden sank.
Der schwefelartige Geruch des Schießpulvers erreichte Sheilas Nase genau in dem Augenblick, in dem ihr klar wurde, was sie da gerade getan hatte. Sie hatte auf Frank geschossen. Ihr Sheriff und der Mann, der ihr auf der ganzen Welt am teuersten war, lag blutend zu ihren Füßen. Und Archer lachte.
Die Quelle des Gelächters war so nah, dass sie den Atem in ihren Haaren spüren konnte. Der Atem des Predigers traf kalt auf ihren Nacken und sorgte dafür, dass eisige Schauer ihren Rücken hinunter liefen. Oder vielleicht war es auch das Wesen des Gelächters selbst, das ihr einen Kälteschock versetzte. Die Stimme hatte kaum etwas Menschliches, sie war eine Mischung aus dem Knurren eines Tiers und dem irren Kichern eines Anstaltsinsassen. Oder vielleicht war Archers Luftröhre so sehr in Mitleidenschaft gezogen worden, dass er kaum atmen konnte. Es war ein Wunder, dass er überhaupt stehen konnte.
Sie ging einen Schritt zurück und drehte sich um, um Archer anzublicken. Sie erwartete, rote Fingerabdrücke am Hals des Predigers zu sehen. Sie ließ beinahe ihren Revolver fallen.
Das Ding, das vor ihr schwebte, war nicht wirklich. Nicht wirklich, nicht wirklich, nicht wirklich. Sie hatte den Verstand verloren, genau wie Frank. Zu viele Morde, die es aufzuklären galt, zu wenig Schlaf, zu viele industriell verarbeitete Lebensmittel, sie hätte als Kind nicht Rosemary’s Baby gucken sollen, ja, so war es, deshalb war sie verrückt, und sie fing selbst an zu lachen.
Weil das hier nicht PASSIERT, das Ding hat Flügel, und nichts, das so groß ist, hat Flügel, und, hey, was für große ZÄHNE du hast, damit ich dich besser fressen kann, meine Kleine, und oh Gott, deine AUGEN, was haben sie mit deinen AUGEN
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