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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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unzählige Male zu seinem toten Bruder gesprochen, während er in dem saftigen Gras kniete, das durch die Verwesung seines Bruders genährt wurde. Aber er hatte nicht zu träumen gewagt, dass sein Bruder eines Tages antworten würde.
    »Töte mich, Frankie«, flehte der Geist und plötzlich war Samuel wieder ein kleiner Junge, nichts, vor dem man sich fürchten musste, nur ein verängstigter, verlorener und einsamer kleiner Junge. Ein Bruder. »Du musst mich befreien.«
    »Warum ich?«, fragte Frank.
    »Weil es dir wehtun wird«, sagte Sheila. Samuels Mund verzog sich zu einem boshaften Grinsen, während er zustimmend nickte.
    »Was zum Teufel bedeutet das?«, fragte Frank mit Wut auf seine eigene Hilflosigkeit und die Verwirrung, in der er sich befand. Schuld und Angst kämpften einen Kampf, der den großen Schlachtfesten im Alten Testament das Wasser reichen konnte.
    »Weil es das Schwierigste ist, das du jemals tun kannst«, sagte Sheila. »Samuel noch einmal zu töten würde dein größtes Opfer sein.«
    »Und Opfer sind die Währung Gottes«, fügte Samuel hinzu.
    »Hast du deinen Revolver?«, fragte Frank Sheila.
    »Nein. Hab ihn im Fluss verloren.«
    Frank hastete durch das Gebüsch und kümmerte sich nicht darum, ob ihn die Gemeinde hören konnte. Sheila folgte ihm. Frank kam sich lächerlich vor beim Gedanken, einen Geist zu töten. Aber was konnte er sonst tun? Er hatte endlich eine Gelegenheit, einen alten Fehler wiedergutzumachen, und alles, was er tun konnte, war, ihn zu wiederholen. Er musste Samuel dieses Mal wirklich töten, mit den eigenen Händen. Er musste Samuel von dem befreien, was auch immer oder wer auch immer den Geist des Jungen besaß.
    Samuel breitete flehend die Arme aus, auf das wartend, was nach dem Jenseits kommen würde. Sein Mund verzog sich und schwoll an mit den Würmern, die zwischen seinen Zähnen umherkrochen. Einer kroch heraus und wand seinen blinden Kopf hin und her, und Frank musste gegen den Ekel ankämpfen, der sich in seinem Magen ausbreitete. Er durchquerte das Gras und torkelte zwischen Grabsteinen und Denkmälern. Als er sich näherte, konnte er Samuel riechen, der Gestank von Maden und Lehm lag in der Luft.
    Er erreichte Samuels Grab, sah den Schatten des Flachrelief-Lamms, las die Worte »Möge Gott ihn schützen und bewahren« und fühlte die vom Fleisch seines toten Bruders ausgehende Kälte, als er die Hände hob, um Samuels Hals zu packen. Und seine Hände trafen auf leere Luft, als die Erscheinung flackerte und sich vor seinen Augen auflöste.
    Frank fiel auf Hände und Knie und begann, das Gras auszureißen, wobei er nicht auf seine Schulterwunde achtete.
    »Samuel«, schrie er mit sich überschlagender Stimme. Er krallte die Hände in die Erde und ignorierte den Schmerz, als seine Finger auf kleine Steine trafen. Er grub wie ein halb verhungerter Hund auf der Suche nach einem vergrabenen Knochen, die Erde um sich in die Luft werfend. Schließlich fiel er auf dem verunstalteten Grab in sich zusammen. Das tiefe Reservoir seiner Tränen quoll über, das Wasser des Mitleids und Selbstmitleids, das sich über zu viele Jahre hinweg angesammelt hatte.
    In der Kirche gewann Archers Predigt an Intensität. Frank lauschte dem irren Rhythmus der Worte, als sein eigenes Gejammer verebbt war. Nach einem langen, langsamen Donnern von Herzschlägen fühlte Frank eine Hand auf seinem Kopf.
    »Es ist gut, Frank.« Sheilas Stimme war so beruhigend wie ein sanfter Windhauch an einem Sommerabend, wie Seide auf einem Sonnenbrand.
    Er hob das Gesicht aus dem Schlamm, den er produziert hatte. »Ich habe ihn wieder im Stich gelassen.«
    »Was konntest du tun? Gerade eben oder vor zwanzig Jahren? Es ist nicht deine Schuld.«
    Er blickte ihr in die Augen. Sie waren voller Verständnis, Vergebung und Mitgefühl. All das, was er niemals zuvor in den Augen einer Frau gesehen hatte. All das, wonach er niemals gesucht hatte – bis jetzt.
    »Ich weiß nicht warum, aber Samuel braucht mich noch immer«, sagte Frank.
    Ein Schatten fiel über Sheila, als eine große dunkle Gestalt vor den Mond trat. Frank erstarrte. Welchen Irrsinn ließ die Nacht als Nächstes auf sie los?
    »Man muss diese Dinger mehr als einmal töten«, sagte die bedrohliche Gestalt.
    David Day.
    Der Lauf von Davids Gewehr blitzte Unheil verkündend im Mondlicht auf. Sheila spannte ihre Muskeln an, bereit David anzugreifen. Der Sheriff griff nach ihrem Arm, um sie zurückzuhalten.
    »Nur, dass nicht ich es sein kann, der

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