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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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von den Hügeln verdeckt. Frank fühlte sich, als ob sie die einzigen Menschen auf der Welt wären, als ob alles außerhalb des Friedhofs und der ihn umgebenden Berge in ein dunkles Nichts gefallen wäre. Und dass das, was noch an Zivilisation blieb, an Menschlichkeit, Hoffnung und Vernunft, sich genau hier aufhielt. Frank und Sheila und David. Archer und seine Gemeinde.
    Und die Kirche.
    Die rote Kirche mit ihren goldenen Augen.
    Die Kirche, die Samuel verschlungen hatte.
    Die Kirche, die auch Franks Vater und seine Mutter auf dem Gewissen hatte.
    Die Kirche, die in ihren befleckten und widerspenstigen Brettern Geheimnisse barg.
    Die Kirche, die die Schuld der alten Familien angehäuft hatte, die lüstern auf ihre Hochzeiten geblickt und bei ihren Begräbnissen gelauscht hatte und sich am weichen, schwärmerischen Überfluss ihrer Gebete weidete.
    Die Kirche, in der die Geister der Erinnerung hausten.
    Die Wolke zog weiter und der Mond verbreitete wieder sein unheilvolles Licht. Der Kirchturm drängte in den Himmel, das missgestaltete Kreuz war vor dem Nachthimmel kaum zu erkennen. Die Äste des Hartriegels baumelten im sanften Wind und streichelten den Kirchturm wie eine Mutter ihr Baby. Im Glockenstuhl bewegten sich die Schatten, die Dunkelheit teilte sich.
    »Sie sehen es auch, oder?«, fragte David.
    Frank nickte.
    »Was?«, fragte Sheila.
    »Das Glockenmonster«, sagte David.
    »Das Ding, das Samuel umgebracht hat«, fügte Frank hinzu.
    Ja, die Kirche war verantwortlich, nicht Frank. Wenn die Kirche nicht all diese Jahre überdauert und Legenden angesetzt hätte wie Moos auf einen Stein, dann wären Frank, Samuel und die anderen in jener schicksalhaften Halloween-Nacht nicht hier gewesen. Wenn es Wendell McFalls Sünden nicht gegeben hätte, wäre keine der Tragödien passiert. Wenn, wenn, wenn.
    Wenn Samuel noch am Leben wäre, wäre er nicht tot. Wenn Samuel noch tot wäre, wäre er kein Geist.
    Davids nächster Satz unterbrach Franks Gedankengang und brachte ihm das dem Fluss zu verdankende Frieren, das er zu verdrängen versucht hatte, ins Bewusstsein zurück.
    »Sie sind derjenige, der ihn töten muss, Sheriff.«
    »Wovon reden Sie?«, fragte Sheila.
    »In Ihnen fließt das Blut«, sagte David, Sheila ignorierend. »Sie gehören zu den alten Familien. Deshalb sind meine Kugeln nutzlos. Jemand, der zu Archer gehört, muss es tun.«
    Vielleicht. Sheila sagte nichts, aber Frank wusste, was sie dachte. Ihre Kugeln hatten Archer auch nichts anhaben können. Vielleicht war es wirklich die Art und Weise, wie das hier funktionierte.
    Wendell McFall war von seiner eigenen Gemeinde getötet worden. Und wenn Wendell hinter der Sache steckte, wenn Wendell ein ruheloser Geist war, der für immer an die Kirche gebunden war, dann musste sich das Geschehen vielleicht noch einmal so abspielen...
    Frank ballte die Hand zur Faust und rieb sie gegen seine Schläfe. Der Schmerz ließ ihn die törichten Gedanken vergessen. Was half es schon, wenn er zu verstehen versuchte, warum Whispering Pines den Bach runter ging? Wichtig war, dafür zu sorgen, dass es aufhörte.
    »Er hat Recht, Frank«, sagte Sheila. »Ich weiß, es hört sich lächerlich an – und du weißt ja, dass ich nichts von all dem glaube –, aber wenn es bei diesem Spiel überhaupt Regeln gibt, hört sich diese ziemlich plausibel an. Das war es, was Samuel dir sagen wollte.
    »Meine Jungs sind da drin«, sagte David und nickte Richtung Kirche. »Sie müssen sie retten. Und auch Linda. Ich vermute, wenn ihr Gott vergeben kann, kann ich es auch. Ich tippe, wenn man jemanden rettet, ist man ihm verpflichtet.«
    David streckte Frank sein Gewehr hin. Er blickte zum Glockenstuhl, zu dem zitternden Gewebe der Dunkelheit. Frank nahm das Gewehr.
    Es war schwer und fühlte sich in seinen Händen ungewohnt an. Er hatte Waffen nie sonderlich gemocht. Als Junge hatte er gejagt, später hatte er genug Treffsicherheit unter Beweis gestellt, um die Polizeiausbildung zu bestehen, aber seitdem hatte er kaum geschossen. Als er vor acht Jahren zum Sheriff gewählt wurde, hatte er aufgehört, ein Pistolenhalfter zu tragen.
    »Was, wenn Sie sich irren?«, fragte Frank David.
    »Er irrt sich nicht«, sagte Sheila. »Archer sagt, Opfer sind die Währung Gottes.«
    Franks Kiefer verspannte sich. »Was hast du gesagt?«
    Sheila blieb stumm, ihr Gesicht war blass im Mondlicht. Frank wollte sie noch einmal fragen, wollte sie schlagen, wollte etwas tun, um ihre Worte aus seinem Gedächtnis

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